Der Glaubenssatz, wonach alle Geschichten schon erzählt seien, hat mich zu Filmschulzeiten tief getroffen. Was wollten wir denn dann noch? 'Zeitgenössisch variieren' meinten die Einen, 'alles Gewicht auf das Wie' die Anderen. Insgeheim hoffte ich aber doch, Neues finden zu können. Das Moment der Entdeckung, der Funke der Neuheit gehört für mich einfach zum Wunsch, etwas zu formulieren.
Gestern habe ich zu hören bekommen, was im Kern - natürlich - zu allen Zeiten hätte passieren können, aber doch eindeutig nicht in dieser Form, dachte ich. Es ist eigentlich eine kleine und durchaus traurige Sache, aber als Unbeteiligten hat sie mich auch amüsiert.
Die Geschichte geht so: Ein Freund sitzt am Computer und googelt sich, zum Zeitvertreib. Er stösst auf einen bösen Kommentar, der mit seinem - eher ungewöhnlichen - Namen unterschrieben ist. Er erkennt im Kontext, dass der Troll, der sich seines Namens bedient hat - ein Freund sein muss. Einer, der mit seinem Klarnamen als schlechter Verlierer hätte wirken müssen. Also ruft er ihn an und stellt ihn zur Rede. Der Freund bekennt, kann die Aufregung aber nicht verstehen. Die beiden gehen im Streit auseinander.
Ich weiss, ich weiss, eine ganz alltägliche Sache, aber eben wirklich zeitgenössisch - oder nicht? Dann musste ich an „Die Nibelungen” denken. Gunther, der sich - unsichtbar - von Siegfried helfen lässt, Brunhild zu bezwingen. Sie fühlt sich betrogen, aber erst Krimhilds Stolz bestätigt die Wahrheit ihrer Ahnung.
Keine Frage, eine ganz andere Geschichte, aber das Element, das ich für besonders zeitgenössisch hielt - die technische Verfälschung der eigenen Spur - ist auch dort vorhanden: Die Tarnkappe...
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