09 Februar, 2011

Macht des Unsichtbaren

Es ist mühevoll, Lesen zu lernen. Es dauert Jahre, bis wir auf dem Niveau des eigenen Sprechens lesen können.

Kino dagegen lernt man scheinbar mühelos.

Vielleicht, weil das Kino in seiner Machart unserem Wirklichkeitsbegriff ähnelt. Rekonstruktiv.

Wirklichkeit als Wahrnehmungsdeutung, „nach Massgabe der Brauchbarkeit”.

Das Kino ist notwendig am Sichtbaren interessiert.

Der Einfluss des Kinos ist es auch, die Welt sichtbarer, öffentlicher gemacht zu haben. Wechselbeziehung.

Nicht alles lässt sich sagen (Wovon man nicht sprechen kann...), nicht alles lässt sich zu Kino machen.

Das Kino hat blinde Flecken --- darunter solche, die wirtschaftlicher Natur sind und andere, die systemischer Natur sind.

Verschwörungstheorie: die großen unverfilmten Projekte der Meister als verhinderte Versuche, diese Grenzen zu sprengen --- La Recherche... (Visconti), Die Reise... (Fellini), Napoleon (Kubrick), Das Kapital... (Eisenstein), Frau Berta Garlan (Ophüls), Heart of Darkness (Welles) ...

Kluge: „Das Ungefilmte kritisiert das Gefilmte.”

These: Unsere Welt wird so stark vom Sichtbaren wie vom Unsichtbaren bestimmt.

Womöglich nimmt die Macht des Unsichtbaren zu, weil es an Werkzeugen fehlt, es zu kontrollieren (Platon... das Unmoralische des Unsichtbaren).

Das Abgebildete ist immer auch das Kritisierte (Kritisierbare, Benennbare).


(Stichwortsammlung für einen geplanten Artikel, 2009)

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