28 Juni, 2015
City Kino Wedding
Am Donnerstag, den 16.07.2015 um 21 h begleite ich DIE LÜGEN DER SIEGER ins schöne City Kino Wedding, um nach der Vorstellung mit dem Publikum zu diskutieren. Wenn alles klappt, werden auch Ulrich Peltzer (Buch), Ulrike Müller (Besetzung), Reinhold Vorschneider (Kamera), Stefan Stabenow (Montage) und Benedikt Schiefer (Musik) mit von der Partie sein.
Übrigens ist seit dem 2.07. im Berliner Central Kino eine Englisch untertitelte Kopie im Einsatz.
20 Juni, 2015
Drei Termine:
Am 25.06.2015 werde ich zusammen mit Pierre Gras und Romuald Karmakar im Berliner Institut Français über „über die Besonderheiten der deutschen Filmlandschaft im internationalen Vergleich” sprechen. Anlass ist das Erscheinen von Pierre Gras' Buch über das jüngere deutsche Kino.
Am 7.07.2015 bin ich zu Gast beim Netzpolitischen Abend der Digitalen Gesellschaft, um über die (Un-) Sichtbarkeit moderner Macht als filmisches Problem zu sprechen.
Am 8.07.2015 diskutiere ich mit Ulrich Sonnenschein über meinen Film DIE LÜGEN DER SIEGER im Filmmuseum Frankfurt, im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Was tut sich - im Deutschen Film?”
Am 7.07.2015 bin ich zu Gast beim Netzpolitischen Abend der Digitalen Gesellschaft, um über die (Un-) Sichtbarkeit moderner Macht als filmisches Problem zu sprechen.
Am 8.07.2015 diskutiere ich mit Ulrich Sonnenschein über meinen Film DIE LÜGEN DER SIEGER im Filmmuseum Frankfurt, im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Was tut sich - im Deutschen Film?”
13 Juni, 2015
Sie lieben ihn ...
... von Herzen:
„Hochhäuslers ästhetische Souveränität findet in DIE LÜGEN DER SIEGER einen neuen Höhepunkt: Ohne Vorbehalte gegenüber Genre und dessen Überschuss erzählt er hier im Modus der Veruneindeutigung von einer sich langsam herauskristallisierenden Wahrheit, die unter den Mechanismen der politischen und journalistischen Kultur kaum ans Tageslicht dringen kann. Die von Reinhold Voschneider meisterlich fotografierten filmischen Räume sind unübersichtlich und verspiegelt, geradezu hypnotisierende Lichtreflexe verstärken die trotz aller Aufklärungsarbeit sanft ins Irreale entrückte Atmosphäre, die sich als Allegorie auf einen Medienbetrieb lesen lässt, dem zusehends die Perspektive aufs große Ganze abhanden kommt.” Thomas Groh, Indiekino
”Die Arbeitsabläufe mittels Monitoren, Tastaturen und Papieren – ein Mobile wechselnder Einblicke, hineinwehender Sätze – halten nicht fest, was sie ins Bewusstsein rufen; alles dreht sich wie auf Walzen, immer greift etwas ins Denken ein; wie bei einer Frequenzverschiebung ist da plötzlich ein Moment aus einem völlig anderen Film (Richard Brooks‘ „Deadline“): Das versetzt einen in Trance und in ein Fühlen, obwohl es vielleicht nichts zu fühlen gibt. Oder ganz anderes zu fühlen gäbe. Bis ein Bild bleibt, das keineswegs die Wahrheit ist.” Silvia Szymanski, Hard Sensations
„Zunächst einmal verfangen die Bilder. „Die Lügen der Sieger” verschlägt einem weniger wegen des Sujets die Sprache als wegen der traumwandlerischen Atmosphäre des Films, wegen des hypnotischen Flows aus Licht und Schatten, Schärfe und Unschärfe. Nachtbilder, Überwachungs-Bilder, Glasfassaden, Lichtreflexionen, Schlieren, Überblendungen, verzeichnete Konturen, keine Übersicht, nirgends. Die Macht ist obskur, die Wirklichkeit aus dem Fokus geraten, fragmentiert und entmenschlicht – und sie sieht wunderschön aus dabei. Eine derart stilsichere, das Geschehen wachsam scannende Kamera (Reinhold Vorschneider), eine derart superbe Montage (Stefan Stabenow) sind selten im deutschen Kino.” Christiane Peitz, Tagesspiegel
„Zunächst einmal verfangen die Bilder. „Die Lügen der Sieger” verschlägt einem weniger wegen des Sujets die Sprache als wegen der traumwandlerischen Atmosphäre des Films, wegen des hypnotischen Flows aus Licht und Schatten, Schärfe und Unschärfe. Nachtbilder, Überwachungs-Bilder, Glasfassaden, Lichtreflexionen, Schlieren, Überblendungen, verzeichnete Konturen, keine Übersicht, nirgends. Die Macht ist obskur, die Wirklichkeit aus dem Fokus geraten, fragmentiert und entmenschlicht – und sie sieht wunderschön aus dabei. Eine derart stilsichere, das Geschehen wachsam scannende Kamera (Reinhold Vorschneider), eine derart superbe Montage (Stefan Stabenow) sind selten im deutschen Kino.” Christiane Peitz, Tagesspiegel
„Einerseits frustriert Hochhäuslers Methode, beständig auf Details einer Realität zu verweisen, ohne diese in einen schlüssigen, als unsere tatsächliche Gegenwart erkennbaren Zusammenhang zu bringen. Andererseits schafft er auf diese Weise eine Atmosphäre, die anders mitnimmt, als es ein spannender Plot etwa über die aktuelle "Nasarbajew-Connection" je könnte. Naturalistische Dialoge, die absichtsvoll "nicht erklärend" gehalten sind, bilden zusammen mit den eingeblendeten Berliner-Straßen-Impressionen und einer Kamera (Reinhold Vorschneider), die Parallelfahrten bevorzugt, einen faszinierenden Mix aus Künstlichkeit und Realismus. Ein verwirrendes Spiel mit Innen- und Außenperspektive, bei der viel von außen in Fenster hinein und von innen aus Fenstern heraus gefilmt wird, evoziert die Allgegenwärtigkeit eines Sehens, das nicht gesehen wird.” Barbara Schweizerhof, taz
„Die Lügen der Sieger ist also ein seltsam beängstigender Film: Man sieht in einem untergehenden Medium, dem Autorenkino, einer Geschichte zu, die von einem Medium im Augenblick seines Untergehens handelt – dem Enthüllungsjournalismus. In zwanzig Jahren werden die Jungen wohl mit beidem nichts mehr anfangen können. Aber es ist schön, dass sich Hochhäusler nicht davon abhalten ließ, seinen hellsichtig-resignativen Film zu drehen.” Peter Praschl, Welt am Sonntag
„Aber wer überwacht hier eigentlich wen? Natürlich spähen die Lobbyisten die Journalisten mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln aus. Aber auch die Szenen in den Büros und den Restaurants der Macht sind von diesen Überwachungsbildern geprägt. Die Verschwörung umfasst längst schon alle. Der Glaube, es gäbe die eine oder andere Seite, die jeder einzelne für sich wählen kann, ist in Hochhäuslers düsterem Panorama unserer heutigen Wirklichkeit nichts als eine Illusion. Ein Entkommen aus den Verstrickungen des modernen Lobbyismus scheint nahezu unmöglich. Fazit: Mit „Die Lügen der Sieger“ ist der Politthriller, dieses Vorzeigegenre des Kinos der 1970er Jahre, im 21. Jahrhundert angekommen.” Sascha Westphal, Filmstarts / epd film
„Hier steht also immer auch die Frage im Raum: Worin besteht der Dienst, den der Journalist als Ermittler der Öffentlichkeit erbringt? Was will der Ermittlende sehen? Was will er als Wahrheit zulassen? Auch Bilder, wie sich in “Die Lügen der Sieger” zeigt, können diese fundamentalen Fragen der Journalismus-Philosophie aufwerfen. Hochhäuslers Bilder lösen sich auf, verschwimmen, werden von kühlen Lichtströmen durchzogen und vollführen immer wieder Wischbewegungen, wie man es von der Nutzung des Tablet-Computers her kennt. So wird sinnlich erfahrbar, was ein Ort weitreichender Veränderungen ist: die Nicht-Wissensgesellschaft.” Krystian Woznicki, Berliner Gazette
„If Hochhausler’s aim was to make a sexy, clever, thought-provoking arthouse genre movie, he’s certainly pulled it off. There are shades of Polanski’s The Ghost Writer here, but in fact this good-looking film’s core theme – the frustrations of serious, investigative news reporting in an age when budgets are tight, legal challenges rife and targets increasingly media-savvy – is more reminiscent of Season 5 of The Wire, as created by David Simon, whose terse summary of that wrap season could well serve as a logline for this Berlin-set drama: “it’s about what stories get told and what don’t and why it is that things stay the same.”” Lee Marshall, Screen International
”Inszenierung und Kamera sind von bestechender Eleganz. Mehr noch als in "Unter dir die Stadt" werden die Figuren immer wieder durch spiegelnde Scheiben gefilmt, wodurch die rastlosen Bemühungen der beiden Protagonisten etwas seltsam Entrücktes bekommen. Gespräche werden oft nicht in Schuss und Gegenschuss aufgelöst, sondern die Kamera gleitet über die Gesichter der Figuren oder zwischen diesen hin und her, wobei der Fluss von abrupten Schnitten unterbrochen wird. Die Agentur, in der sich die Lobbyisten organisieren, wird in bläulichem Licht gehalten. Einmal ist ihre Büroetage von außen zu sehen, ein unheimliches Zentrum der Macht inmitten des anonymisierten urbanen Raumes. Bei einem Gespräch von einem von ihnen mit einem Minister verhindert die Lichtsetzung, dass man die Gesichter ganz erkennen kann. Die beiden werden zu albtraumhaften Schattengestalten.” Nicolai Bühnemann, Filmgazette
„Das Resultat erinnert in seiner Unbestimmtheit atmosphärisch an Antonionis „Blow up“, was in der Kombination mit Sphären des Politischen und der Öffentlichkeit schlüssig und auf der Höhe der Zeit erscheint, dem Zuschauer aber eine forcierte Verunsicherung zumutet. Selbst das ohnmächtige Mitansehenmüssen der Ermordung des Protagonisten in klassischen Polit-Thrillern hatte immerhin noch das Scheitern einer zutreffenden Recherche auf der Habenseite. Der potentiell aufklärerische Impuls blieb letztlich intakt und wurde an die Zuschauer weitergereicht.” Ulrich Kriest, Filmdienst
„No badges are flashed, there are no guns, no arrests. Victors is a reminder that democracies are dysfunctional at best without a robust press and yet, as the editor of Die Woche notes, the magazine’s heyday lies in the distant past. Resources are thin and growing thinner. Most crucially, Hochhäusler keeps Victors honest. Berlin, even as marvelously shot as it is by cinematographer Reinhold Vorschneider, looks like Berlin, neither a romanticized metropolis nor a noirish underworld. The pace is quick but decisive moments aren’t unrealistically bled for the sake of suspense.” David Hudson, Keyframe Daily
„...gutes, altes, großes Kino auf der Höhe der Zeit (...) ein mit ausladenden Kamerabewegungen souverän hingestellter und musikalisch kongenial unterstrichener Politthriller aus der deutschen Gegenwart, in dem sich ein ambitionierter Magazinjournalist (...) im Netz einer Intrige verfängt. Isabella Reicher, Der Standard
„Pures Genrekino, Abteilung Thriller (...) Hochhäusler geht es nicht um die strenge Politkeule, sondern um einen Film, der sich mit den Widersprüchen des Prinzips „Öffentliche Meinung” beschäftigt. „Die Lügen der Sieger” erzählt von den Wegen und Irrwegen, auf denen Meinungen sich heute bilden und gesteuert werden.” David Steinitz, Süddeutsche Zeitung
„Man kann dem Film (...) vorwerfen, dass er die Geschichte, der das Reporterduo Groys und Nadja nachspürt, mehr und mehr aus den Augen verliert – weil er den Kinozuschauer, statt ihn mit einer Krimiauflösung zu beruhigen, lieber mit einer Lektion über das Misstrauen zwischen Menschen und über die Verbrecherrolle der Politiklobbyisten aus dem Zuschauerraum entlassen will. Zum Glück begreift Hochhäusler den Beruf des Regisseurs dann doch weniger als Job eines Predigers denn als Mission eines Visionärs. Für eine Welt, die alles in allem ein Löwenkäfig ist, wie uns dieser Film weismachen will, findet „Die Lügen der Sieger” nicht nur finstere, sondern auch verblüffend schöne Bilder.” Wolfgang Höbel, Der Spiegel
„Die Story, an der sich Groys und Nadja entlanghangeln, ist aktuell, sie ist relevant; und sie ist manipuliert, man weiß es, man sieht es, wie die Lobbyisten die Journalisten zu ihren Marionetten machen, und obwohl, nein: weil man es weiß, erfüllt Hochhäusler die Vorgaben an Spannung und an Enthüllung über die Verhältnisse, die ein Politthriller, wenn er denn tatsächlich als solcher gelten möchte, erfüllen muss: dem Zuschauer die Augen öffnen, ohne sein Unterhaltungsbedürfnis zu hintergehen.” Harald Mühlbeyer, Kino-Zeit.de
„Sowas kann doch kein richtiger Politthriller sein? Vielleicht, aber gerade das macht "Die Lügen der Sieger" so spannend. Wenn die Lobbyisten hinter Glasfassaden tagen, mag das nach Transparenz aussehen, das Gegenteil ist der Fall. Wenn Fabian sich mit seinem Gewährsmann im Park trifft, wähnt er sich verschwiegenen Fakten auf der Spur, dabei ist er selbst es, der überwacht wird. Wenn er das Handy ablegt, werden sofort seine Daten gezogen, und der Rechner in der Redaktion ist sowieso manipuliert. Kameramann Reinhold Vorschneider findet flirrende Bilder für die permanente Bedrohung im modernen Überwachungsstaat und sprechende Kontraste für die Spielerwelten, in denen Fabian sich bewegt” Gabriele Schoder, Badische Zeitung
„...inszeniert Hochhäusler mit beunruhigend ungewöhnlichen Perspektiven, raffiniert kribbelig machendem Soundtrack und unruhigem Schnitt. Während US-Thriller mit ähnlichem Sujet („Staatsfeind Nr. 1") mit einem Overkill an Überwachung und Tricks beeindrucken, es aber am Ende alles wieder gut sein lassen, bleibt hier eine tiefe Verstörung. Die Irritation im Detail verwebt sich mit einer hinterhältigen Geschichte zu einem ungewissen Gefühl, dass da draußen Einiges ganz und gar nicht stimmen könnte. So ein Antiklimax, wirkungsvoller als das übliche Happy End, erfordert Mut und Können. Hochhäusler beweist wieder einmal beides.” Günter H. Jekubzik, FILMtabs
„Eine Figur, wie das Genre-Kino sie braucht: charismatisch, arrogant und mit seelischen Abgründen. Und: Die Hauptfigur des besten deutschen Polit-Thrillers seit Jahren.
...mit Schmerzen:
„Hochhäusler komplexer, hervorragend gefilmter Film interessiert sich dafür, wie man Eindrücke zu einer Erzählung verdichtet, für Wirklichkeit als Konstruktion. Der Regisseur stellt die Frage, was eigentlich wirklich ist? Man kann ihm vorwerfen, dass es Wahrheitsansprüche allzu leichtfertig preisgibt, dass er mit dieser sehr allgemeinen Form der Kritik feine, aber entscheidende Unterschiede eher verwischt, und der Paranoia des Publikums auch Vorschub leistet, dass sein Gegenentwurf auf die Aussage hinaus läuft, dass man nichts mehr glauben soll, was in der Zeitung steht.” Rüdiger Suchsland, Artechock
„Man möchte Florian David Fitz und Lilith Stangenberg schütteln, um ihnen die Energie einzuverleiben, die ihnen Drehbuch und Regie nicht geben können – während die Nebenfiguren allesamt elektrisieren. Umso erstaunlicher ist es, dass ein Film, dessen wichtigste Gestalten sich nicht mit Leben füllen, dennoch so intensiv in Erinnerung bleibt. Das mag, wie gesagt, an der überragenden visuellen Gestaltung, an Schnitt und Kamera liegen. Aber auch am geradezu tragischen Scheitern des Helden.” Katja Nicodemus, Die Zeit
„Doch diese etwas zu konstruierten Momente verblassen hinter den Qualitäten eines Films, der es wie kaum ein anderer deutscher Film der letzten Jahre wagt, sich mit der politischen Gegenwart zu befassen und zu zeigen, dass auch die deutsche Wirtschafts- und Politelite nicht vor Machtmissbrauch und korrupten Methoden zurückschreckt. Und vor allem, dass auch das deutsche Kino dazu in der Lage ist, einen packenden Polit-Thriller zu drehen.” Michael Meyns, Programmkino.de
„Im Rahmen dessen, was man nicht mehr „Berliner Schule” nennt, ist Hochhäuslers Film insofern etwas Besonderes, als er nicht auf stilistische Reduktion setzt, sondern auf die autonome Ausformung und Differenzierung seiner Bestandteile. Am auffälligsten betrifft das die Kameraarbeit von Reinhold Vorschneider: Immer wieder anders werden Dialoge aufgelöst; Schuss und Gegenschuss sind seltene Ausnahmen; häufiger zieht die Kamera von links nach rechts an zwei Sprechern vorbei, um nach einem Schnitt wieder an derselben Stelle mit derselben Fahrt zu beginnen (...) Autonom entwickelt sich auch die wunderbare Filmmusik von Benedikt Schiefer – leider hört man derart moderne und expressiv vielfältige Klänge viel zu selten. Autonom schliesslich – und das ist wirklich kurios – stehen die Figuren der Handlung gegenüber, und spätestens damit wird der Film schwer auffassbar.” Peter Uehling, Berliner Zeitung
„A very spatially attuned director, Hochhäusler makes the viewer acutely aware of Berlin in general and the specific physical structures of each scene, letting the camera lingeringly explore a hanger or spin around a car – the camera sometimes seems more interested in setting than characters. But more than physical structures, or individuals, Hochhäusler seems interested in large-scale economic structures and how vulnerable our system makes us to the deceptions of states and major corporations.” Joe Blessing, Stagebuddy
„Hochhäusler ist im deutschen Kino eine Ausnahmeerscheinung: ein Filmemacher, der in Bildern denkt und das Kino tatsächlich noch als Erzählmedium versteht. Seine Kinobilder fungieren nie als Beweisketten, die lediglich plot points verbinden, vielmehr erschließen sie gesellschaftliche Zusammenhänge erst. (...) Doch so überzeugend Hochhäuslers Inszenierung von den klandestinen Herrschaftsverhältnissen auch ist, es hapert in „Die Lügen der Sieger” vor allem an der Erzählmatrix. Als procedural im Stil des Watergate-Thrillers „Die Unbestechlichen” oder der HBO-Serie „The Wire” interessiert sich der Film zu wenig für die journalistische Arbeit. Karikaturenhaft klingen die Dialoge zwischen Starreporter Groys und seinem Chef, peinlich mitunter die Wortgefechte zwischen Groys und seiner Volontärin...” Andreas Busche, Konkret
„...dass es Hochhäusler nicht nur um eine Kritik unserer wirtschaftspolitischen Realität und der Glaubwürdigkeit medialer Wahrheiten geht, sondern auch um die Dekonstruktion des Genres Polit-Thriller: Da, wo gemeinhin das Tempo angezogen wird, verlangsamt Hochhäusler; da, wo sonst Fakten stehen, gibt es plötzlich Leerstellen und da, wo standardmäßig eine tiefere charakterliche Schraffur erwartet wird, operiert Hochhäusler mit dem Radiergummi. Hochhäusler schafft damit eine zusätzliche, völlig überraschende, höchst subversive und kluge Meta- und Reflexionsebene und distanziert sich damit von im Ansatz ähnlichen und ebenfalls ambitionierten, politischen Produktionen (...) Doch der Preis ist hoch, denn gleichzeitig entzieht er seinem Plot damit die im Kern angelegte, pulsierende Kraft und die für einen engagierten, politischen Film zwingenden Identifikationsebenen.” Axel Timo Purr, Artechock
„Aber Hochhäusler schafft es, mit visuellen Mitteln von Beginn an eine Atmosphäre der Ungewissheit und latenten Bedrohung zu erzeugen. (...) Es sind solche Momente und Pointierungen, es ist das Gespür für gute Schauplätze, die man sogar in Berlin noch finden kann, es ist die ganze Bildsprache des Films, die immer wieder über die Schwächen des Plots hinweghilft.” Peter Körte, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
... ein wenig:
„...Stereotype durch und durch, zwar bewusst stereotyp und sich des wissenden Zuschauers bewusst („ihr wisst, dass ich weiß, dass ihr jetzt ‚stereotyp‘ denkt“), aber die Frage „What’s the point?“ bleibt trotzdem im Raum. Denn für einen Durchbruch zu richtigen Genrefiguren sind sie dann doch noch zu realitätsverhaftet, wirken aber auch nicht wie Leute, die Genrefiguren imitieren, eigentlich sind sie vor allem erschöpft, und etwas blass. Wenn Fabian jedenfalls mitten im Arbeitsgespräch in Gedankenblitzen heiße Küsse mit Nadja imaginiert oder der Smalltalk an der Currywurstbude mit freejazzigen Klängen verfremdet wird, dann fühlt sich das ein wenig so an, als ob Hochhäusler seine eigene Filmsprache wie eine Fremdsprache spricht.” Maurice Lahde, critic.de
„Das große Problem von Die Lügen der Sieger ist letztlich, dass diese Bilder, diese Montage, diese Musik allesamt viel klüger sind als der Plot und das Drehbuch. Dieses Buch, das Hochhäusler zusammen mit dem Schriftsteller Ulrich Peltzer geschrieben hat, liebt die schwarz-weißen Gegensätze und weiß zu jedem Zeitpunkt, wie Gut und Böse verteilt sind; es ist grobschlächtig und besserwisserisch. Alles, was an den Bildern und Tönen fein und differenziert ist, die nervöse Spannung und diffuse Alarmbereitschaft, die von ihnen ausgeht, droht das Drehbuch tonnenschwer hinunterzuziehen. Schade.” Elena Meilicke, Der Freitag
„...hat auf visueller Ebene internationales Niveau. Kameramann Reinhold Vorschneider (...) kreiert mit dunklen Farben und schwachen Kontrasten eine wabernde Atmosphäre. Auch die Zuhilfenahme von Spiegelbildern, eingeschobenen Szenenmontagen sowie in der Position eines Voyeurs verharrenden Aufnahmen erhalten die paranoide Atmosphäre aufrecht. Hätte sich Hochhäusler auf das sukzessive Zustandekommen einer waschechten Skandalstory konzentriert, hätte «Die Lügen der Sieger» vermutlich sämtliche Chancen auf nationale Kritikerpreise. Doch leider versucht sich der Filmemacher an verschiedenen Ansätzen und nutzt Einschübe ob Fabians Spielsucht, um den dynamischen Filmverlauf noch weiter voranzutreiben. Leider ist genau das Gegenteil der Fall: Szenen, in welchem Groys‘ nächtliche Zockereskapaden zu einer besseren Einordnung von Fabians Seelenleben genutzt werden, hemmen das ansonsten schnörkellose Treiben und erfüllen darüber hinaus nicht einmal ihren Zweck.” Antje Wessels, Quotenmeter
„Although the film is too crammed with plot, which becomes unwieldy in the first half and could use some editorial tweaking, its themes gradually meld together as a hip newshound discovers he’s been led a merry dance during an investigation of slush funds and toxic-waste disposal. Damning the culture of lobbyists, as well as the way truth is circumvented or ignored when inconvenient, “Lies” gets bogged down by Hochhaeusler’s tendency to show off, yet remains a solid, absorbing drama that could see decent Euro returns.” Jay Weissberg, Variety
„It’s a fairly classic setup underlining the collusion between ministry and industry, although Hochhausler and co-writer Ulrich Peltzer throw a few bogies our way, giving the corporate baddies enough technical wizardly to take the upper-hand at almost every step. (...) While the story generally remains intriguing, even if the message is nothing new (i.e. Big Business = Satan), Hochhausler adds plenty of stylistic flourishes to keep up the pace, with DP Reinhold Vorschneider (The Robber) constantly pivoting his camera back and forth, or in 360° circles, to provide a flurry of movement in front of the lens.” Jordan Mintzer, The Hollywood Reporter
„Und das sieht wirklich recht gut aus. Hochhäusler, einer der Hauptvertreter der sogenannten Berliner Schule, kreiert einen international anmutenden Film, der trotz kühl entsättigter Farben weniger beengt daherkommt als für diese Schule üblich. An manchen Stellen ist der durch und durch pessimistische Film sogar fast leicht, gar fröhlich. Meist geht es dann um sexuelle Spannungen zwischen dem Reporter und der Volontärin. Das hält natürlich nicht lange an. Denn auch wenn der Regisseur „Die Lügen der Sieger” seinen ersten Genrefilm nennt, wird man doch immer wieder an seine Ursprünge erinnert.” Felix Zwinzscher, Die Welt
„Geschichte wird aus den Lügen der Sieger gemacht, Filme aus den Lügen der Regisseure. Aber sie müssen gut sein. Christoph Hochhäuslers Lügen wirken oft kokett, selbstbezogen, wie ein Buch, in dem die Fußnoten größeren Raum einnehmen als der Text. Hochhäusler kann einen Flur vor einem Konferenzsaal aussehen lassen wie den Gang eines Raumschiffs. Aber in der Welt jenseits des Flurs wirkt sein Film so unbeholfen wie ein Außerirdischer mit einem sehr großen Kopf und einem kleinen Körper. Er denkt wie ein Weltmeister. Und er spricht wie ein Schüler. Das ist nicht genug.” Andreas Kilb, Frankfurter Allgemeine
„Das Problem ist nun nicht, dass manche Szenen handwerklich einfach misslingen und die Zuschauer auf eine falsche Fährte führen. Das kann auch viel größeren Regisseuren passieren. Das Problem ist, dass diese Szene [der FB-Chat im Auto], die nichts entscheidendes erzählt und komplett verzichtbar wäre, in dem fertigen Film, wie er jetzt ins Kino kommt, immer noch drin ist. Und das ist dann der Moment, wo man am deutschen Kino wieder einmal verzweifeln möchte. Wir bräuchten Cutter in diesem Land, die solche Dinge bemerken und gar nicht erst durchgehen lassen. Wir bräuchten Produzenten mit der Macht, derart verunglückte Ideen aus einem Film hinauszuwerfen, selbst wenn der Regisseur sie verzweifelt verteidigt.” Tobias Kniebe, Süddeutsche Zeitung
„...Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht: Die Enthüllungen fügt Hochhäusler gar nicht schlüssig zusammen, ihn interessiert mehr, wie Medien zu Marionetten werden. Dafür geht er aber zu angestrengt locker und kühl verspielt vor, gleichzeitig zu abgehoben mit künstlich anmutender Kadrage. Das redet und filmt enervierend lange um den heißen Brei herum und tut sehr mysteriös-konspirativ. Zugleich bedient es sich fader Genre-Elemente, etwa Florian David Fitz (...) als verschuldeter Zocker und Einzelgänger. Das überflüssige Verhältnis mit seiner Volontärin ist der Qualität ebenfalls abträglich.” Gnaghi, Komm und Sieh
„An Nihilismus mangelt es Regisseur Hochhäusler also nicht, so offen er die Wirkung von Presse und Wahrheit lässt. Immerhin bestätigt er, dass Mächte mit nicht allzu ethischen Absichten hinter der Regierung lauern. Seine These hält sich aber oberflächlich; manch einer könnte ja auch am Spekulativen hadern, drum vermeidet er direkte Auflösungen der politischen Infrastruktur. Wer weiß, ob das simple narrative Konstrukt überhaupt mehr tragen könnte, wo es doch schon mit beinahe ironischer Unnatürlichkeit, Prävention und Trivialität gefüttert wird.” Christian Witte, Cereality.net
„Sehr schnell schiebt Autor und Regisseur Christoph Hochhäusler eine Demonstration des Filmemachens vor den Stoff. Die Kamera beobachtet Fabian und Nadja aus bizarren Blickwinkeln. Oder sie pendelt lange und aufdringlich zwischen ihnen, damit man sich auch ganz sicher an den Godard-Streifen erinnert, in dem das einmal bezaubert hat. Wenn Nadja mit rotem Kussmund und auf die Wagenfarbe abgestimmter Kleidung mit Fabian im Porsche durch Berlin gleitet, ist nur noch die Auratisierung eines längst vergangenen Kinos wichtig.” Tsch, Showbiz.de
„Hollywoods Politthrillern gelingt es immer wieder, auch wilde Verschwörungstheorien plausibel erscheinen zu lassen. Hochhäusler aber hat, obwohl er die Stilmittel zitiert, nichts im Sinn mit dieser Art von Geschmeidigkeit. „Die Lügen der Sieger“ ist ein Film so voller Widersprüche, dass man beim Zuschauen kaum umhin kann, eigene Verschwörungstheorien zu entwickeln.” Daniel Kothenschulte, Frankfurter Rundschau
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Ich werde versuchen, die markantesten Stimmen hier (unregelmässig) nachzutragen. Die Einordnung zwischen „von Herzen” und „oder gar nicht” stammt von mir. Wer sich falsch eingeordnet fühlt, kann gerne Bescheid sagen.
12 Juni, 2015
no place like home
Wenn man anfängt, denkt man, das, was man gerade macht, sei eine beinahe beliebige Probe des Möglichen, die von den größeren Taten der Zukunft bald überschattet sein wird, und dass man nicht nur noch viele weitere Projekte, sondern vor allem auch Filme aller Art, in den unterschiedlichsten Tonarten und Genres wird machen und meistern können.
Später, oft unmerklich, verengt sich die Perspektive, Schubladen tun sich auf, man soll "eine Marke" werden und muss lernen, die eigenen Grenzen zu akzeptieren. Das wäre vielleicht eine taugliche Definition von Reife: seine Grenzen kennen, und trotzdem nicht vor ihnen zurückweichen.
Aber nicht nur die eigenen Grenzen schieben sich in den Vordergrund, auch die gesellschaftlich bedingten werden konkreter, oder jedenfalls lichtet sich der Nebel mitunter so, dass wir die Umrisse des Möglichen erahnen können.
Es ist die (zwiespältige) Gnade demokratischer Verhältnisse, dass wir diese Grenzen kaum je nackt vor uns stehen sehen, denn natürlich ist immer zu wenig möglich, erwünscht, finanzierbar. Kunst entwickelt Kante in der Reibung mit den Tabus und Verboten ihrer Zeit.
Wenn ich mit meiner Familie über Film spreche, dann oft in der Form eines – utopischen – Wunschkonzerts. „Mach doch mal einen Film über …” , sagen sie dann, eine Komödie, einen Kinderfilm, etwas mit Rittern, und dieses Zutrauen und auch die Robustheit dieser Wünsche gegenüber meinen eigenen künstlerischen Interessen (und den Bedingungen meiner Arbeit) rühren mich.
Auch in der größeren Familie des deutschen Kinos gibt so eine Wunschhaltung, allerdings weniger wohlwollend und mit weniger Vertrauen in meine Möglichkeiten. „Bitte eine richtige Geschichte...” heißt es dann oft, „Bitte nicht so anstrengend/ so prätentiös” und natürlich: „Nicht schon wieder Berliner Schule”.
Der letzte Satz ist sozusagen der Klassiker, ich habe ihn immer wieder gehört - von Redakteuren, Produzenten, Kritikern, Zuschauern, Kollegen. Als vor zwei Jahren im MoMA die Filme der Berliner Schule gefeiert wurden, war die Reaktion in Deutschland eine Art Stoßseufzer. Die Musealisierung schien zu belegen, worauf alle gewartet hatten: das Ende.
Also gut, die Schule ist aus. Jetzt kann es richtig losgehen. Mein neuer Film ist „eine Art Politthriller”, sage ich, wenn ich gefragt werde. Anders als von anderen Künstlern wird vom Filmemacher stets erwartet, dass er seine Werke kategorisiert. Aber kann man einen Politthriller machen, obwohl dieses Genre in Deutschland keinen Boden hat?
Einerseits: ja, natürlich, warum nicht, was kümmern mich Genre-Etiketten, irgendwo muss man anfangen. Mein Olymp ist frei gewählt. Andererseits: nein, ein Genre entwächst dem kollektiven Unbewussten, braucht das Schwären einer Wunde und kommt erst in der Wiederholung zu sich.
Unwahrscheinlich, dass „Deutschland” (oder eben jener kleine Teil der Bevölkerung, der in diesem Land ins Kino geht) auf meinen Film gewartet hat. Eher rechne ich mit dem Gegenteil: ich wollte den Film ja machen, um Bewusstsein zu schaffen. Aber so einfach ist es nicht mit der Kommunikation. Ein Thema muss „reif” sein. Wenn es überreif ist, nennt sich die Veröffentlichung „Skandal”. Das ist der Glücksfall.
Nach einer Vorführung meines Debütfilms wurde ich aufgeklärt. Ein Redakteur nahm mich beiseite, wohlwollend, so in etwa: Kino alles gut und schön, aber der Tatort sei die „Königsdisziplin”. Wer brav ist, darf einen machen. Ich bin nicht sehr Krimi-affin, ganz ehrlich. Immer dieses „Eine Leiche, wer war’s?”.
Aber was ich jetzt erst verstehe: dass dieses Genre eine Art Heimat ist für viele, viele. Die Leute wollen es sehen, versammeln sich am Lagerfeuer dieser immer gleichen Geschichten, diskutieren die Folgen, twittern und schreiben darüber, der Spiegel macht den „Fakten-Check”.
10 Millionen Zuschauer an einem Wochenende: davon kann das deutsche Kino nur träumen. Auch deshalb ist die Ankündigung, Tatort-Ermittler ins Kino zu schicken, irritierend. Gut, auch Schimanski war mal auf Leinwand, aber zuhause (vor dem Fernseher) wollen die Deutschen doch sehen, wie alles in Ordnung kommt, wieder und wieder, das Kino dagegen ist „eine erotische Angelegenheit” (A. Kluge), gefährlich.
Nur die Mutigen trauen sich in die Höhle des Kinos, denn es könnte sein, dass sie etwas sehen, was sie nie mehr vergessen können...
Es ist die (zwiespältige) Gnade demokratischer Verhältnisse, dass wir diese Grenzen kaum je nackt vor uns stehen sehen, denn natürlich ist immer zu wenig möglich, erwünscht, finanzierbar. Kunst entwickelt Kante in der Reibung mit den Tabus und Verboten ihrer Zeit.
Aber was ich jetzt erst verstehe: dass dieses Genre eine Art Heimat ist für viele, viele. Die Leute wollen es sehen, versammeln sich am Lagerfeuer dieser immer gleichen Geschichten, diskutieren die Folgen, twittern und schreiben darüber, der Spiegel macht den „Fakten-Check”.
Nur die Mutigen trauen sich in die Höhle des Kinos, denn es könnte sein, dass sie etwas sehen, was sie nie mehr vergessen können...
07 Juni, 2015
Termine Kinostart
Ein paar Termine im Zusammenhang mit DIE LÜGEN DER SIEGER: morgen, Montag, den 8. Juni um 20 h findet in Essen (Lichtburg) um 20 h die große Kinopremiere mit Gästen statt (darunter Florian David Fitz, Lilith Stangenberg, Arved Birnbaum, Jakob Diehl). Am Dienstag und Mittwoch, den 9. + 10. Juni stelle ich den Film in Madrid vor, zusammen mit Lilith Stangenberg. In der Woche darauf werde ich die Vorpremieren in Freiburg (15. Juni, 19 h, Harmonie), Hannover (16. Juni, 20.45 h, Kino am Raschplatz) und Braunschweig (17.Juni, 20 h, C1 Cinema) besuchen. Am 18. Juni startet der Film bundesweit, in welchen Kinos erfährt man hier. Am 27. September stelle ich den Film in Marseille vor, am 18. November startet er dann regulär in Frankreich unter dem Titel LES AMITIÉS INVISIBLES.
Website. Facebook. Twitter. Trailer.
04 Juni, 2015
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