30 August, 2011
Serpentinen
Storyboard für MILCHWALD (D, 2003).
Wenn ich einen meiner Filme wiedersehen muss, fühle ich mich manchmal wie ein Fahrlehrer auf einer Serpentinenstraße. Die „geraden Strecken” kann ich durchaus geniessen, aber die engen Kurven, die groben Fahrfehler machen mich panisch und so steige ich oft vor dem Ende aus und denke mir: gerade noch davon gekommen.
(Das ist ein bisschen wie in den virtuellen Trauma-Therapien, wie sie Farocki in IMMERSION zeigt. Eine mediale Konfrontation mit dem eigenen Scheitern...)
29 August, 2011
Statistik
Mein Blog-Programm bietet seit Anfang 2009 eine automatische Statistik an. Die Leser von Parallelfilm werden zum Beispiel nach Herkunft und Webbrowser sortiert („Firefox: 39 %”), die Einträge nach Zugriffszahlen, und eine Grafik, die schwer nach Börse aussieht, zeigt die Frequenz der Besuche nach Tagen, Wochen oder Jahren. Kurzum, man erfährt allerhand Nebensächliches, rund um die brennende Frage herum, ob das, was man schreibt, irgend jemanden interessiert. Und wenn ich mich dann wundere, dass dieser oder jener Text weniger Leser gefunden hat als ein anderer, bin ich mitten in der Quotendiskussion, die im Netz natürlich genauso unfruchtbar ist wie im Fernsehen. Warum um alles in der Welt ist Utopia mein erfolgreichster Eintrag? Warum nimmt die Zahl der Leser seit Anfang des Jahres ab? Und wie viele Besucher kommen unfreiwillig zu mir, über eine ungenaue Sucheingabe? All diese Fragen sind glücklicherweise nicht zu beantworten --- und weil ich keine Werbung verkaufen muss, muss auch niemand eine 13-teilige Serie zum Teenager-Kino fürchten...
28 August, 2011
24 August, 2011
Karussell
Belle Epine
BELLE ÉPINE (F 2010), Rebecca Zlotowskis Debütfilm, konzentriert sich auf das Gesicht eines jungen Mädchens, Prudence Friedman (hypnotisch: Léa Seydoux), und ihren Weg in die Nacht, zu den Männern und ihren Motorrädern. Sie will sich betäuben, verwandeln in jemanden, der keine Gefühle braucht, und der Film folgt ihr wie in Trance, traumhaft und schmerzvoll. Manchmal verengt sich ihr Blick, Zlotowski vignettiert das Bild, und die Szene glüht in einem Brennpunkt aus. Wie verlorene Felsen in diesem Meer der Nacht stehen die Begegnungen mit ihrer Familie, französische Bourgoisie jüdischer Prägung, Gleichnisse, Klavier, das Flüstern der Tante - bis die nächste schwarze Welle kommt. Toll.
(Trailer hier. Die französische DVD hat englische Untertitel)
22 August, 2011
Nächste Woche: DREILEBEN
21 August, 2011
La Rochefoucauld:
„Wir alle sind stark genug, das Unglück anderer zu ertragen.”
(Aus: La Rochefoucauld, „Maxime und Reflexionen”, No. 19)
(Aus: La Rochefoucauld, „Maxime und Reflexionen”, No. 19)
16 August, 2011
Über das gute Leben
Veranstaltungshinweis:
Samstag, 20. August, 20 h, Haus der Kulturen der Welt (Festival ÜBER LEBENSKUNST)
Was macht uns glücklich?
Diskussion: Charles Seaford, Leiter des centre for well-being, new economics foundation (Großbritannien), Christoph Hochhäusler, Filmregisseur („Unter dir die Stadt“) (D), Stefan Klein, Wissenschaftsautor (“Die Glücksformel”) (D)
Moderation: Andrea Thilo, Journalistin (D)
Samstag, 20. August, 20 h, Haus der Kulturen der Welt (Festival ÜBER LEBENSKUNST)
Was macht uns glücklich?
Diskussion: Charles Seaford, Leiter des centre for well-being, new economics foundation (Großbritannien), Christoph Hochhäusler, Filmregisseur („Unter dir die Stadt“) (D), Stefan Klein, Wissenschaftsautor (“Die Glücksformel”) (D)
Moderation: Andrea Thilo, Journalistin (D)
01 August, 2011
Bewegung gegen Bewegung (1)
© Barbara Kruger |
Eine der Tatsachen des Kinos, für die uns der Erfolg des Mediums blind gemacht hat, besteht in der Zumutung, regungslos auszuharren, um ganz Auge und Ohr zu sein. Das ist viel verlangt, weil unsere Natur Bewegung ist, weshalb die körperliche Passivität an Bedingungen geknüpft ist. Der Film muss, einerseits, etwas leisten, einen Tauschwert erbringen, „fesseln” – und andererseits muss er uns „brauchen”, unsere gedankliche und empathische Mitarbeit herausfordern. Eben weil wir uns „tot” stellen, muss er selbst lebendig werden – lebendiger, als unser eigenes Leben. Bewegung gegen Bewegung.
Aber was könnte „lebendiges Kino” heissen?
Zum Einen: das Medium als dialektische Maschine zu begreifen, das die Aneignung eines Blickes als synthetische Arbeit erzwingt. Hitchcock ist die Symbolfigur dieser Position, die man mit Ich-bezogener Wirkungsarchitektur umschreiben könnte. In seinen besten Arbeiten betont er die Künstlichkeit (d.h. die Leblosigkeit) der einzelnen Einheiten, um das „Erweckungserlebnis” in uns noch zu steigern.
Zum Anderen: wie ein Gastgeber eine Wirklichkeit zweiter Ordnung zu begründen - und sich auf das Ereignis zu konzentrieren. Die Kamera folgt den Kraftfeldern der Gesichter und Körper, überlässt sich der Dynamik bestimmter Begegnungen, „nimmt sie auf”. Renoir könnte Pate dieses Weges sein, den ich hier Wir-bezogene Zeugenschaft nennen möchte. Seine berühmte Türe war immer offen für die Einmischung des Lebens und so liegt der Reichtum seiner Filme zuallererst darin, wie sich die Menschen zeigen.
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