© Barbara Kruger |
Eine der Tatsachen des Kinos, für die uns der Erfolg des Mediums blind gemacht hat, besteht in der Zumutung, regungslos auszuharren, um ganz Auge und Ohr zu sein. Das ist viel verlangt, weil unsere Natur Bewegung ist, weshalb die körperliche Passivität an Bedingungen geknüpft ist. Der Film muss, einerseits, etwas leisten, einen Tauschwert erbringen, „fesseln” – und andererseits muss er uns „brauchen”, unsere gedankliche und empathische Mitarbeit herausfordern. Eben weil wir uns „tot” stellen, muss er selbst lebendig werden – lebendiger, als unser eigenes Leben. Bewegung gegen Bewegung.
Aber was könnte „lebendiges Kino” heissen?
Zum Einen: das Medium als dialektische Maschine zu begreifen, das die Aneignung eines Blickes als synthetische Arbeit erzwingt. Hitchcock ist die Symbolfigur dieser Position, die man mit Ich-bezogener Wirkungsarchitektur umschreiben könnte. In seinen besten Arbeiten betont er die Künstlichkeit (d.h. die Leblosigkeit) der einzelnen Einheiten, um das „Erweckungserlebnis” in uns noch zu steigern.
Zum Anderen: wie ein Gastgeber eine Wirklichkeit zweiter Ordnung zu begründen - und sich auf das Ereignis zu konzentrieren. Die Kamera folgt den Kraftfeldern der Gesichter und Körper, überlässt sich der Dynamik bestimmter Begegnungen, „nimmt sie auf”. Renoir könnte Pate dieses Weges sein, den ich hier Wir-bezogene Zeugenschaft nennen möchte. Seine berühmte Türe war immer offen für die Einmischung des Lebens und so liegt der Reichtum seiner Filme zuallererst darin, wie sich die Menschen zeigen.
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