31 Januar, 2012

Aktuell:

Unser DREILEBEN-Projekt ist unter der Rubrik „Fiktion / Spezial” für den Grimmepreis, UNTER DIR DIE STADT in den Kategorien „Beste Kamera” (Bernhard Keller), „Beste Musik” (Benedikt Schiefer) sowie „Bester Film” für den Preis der deutschen Filmkritik nominiert. Ausserdem ist der Film zur Nominierung für den Deutschen Filmpreis vorgeschlagen.

29 Januar, 2012

passion to perform

'Yeah, he brought his family down from Akins, his mama, two of his sisters, some others, so they could watch him rob the bank. His grampa watched from the barber shop across the street. Bob Riggs, the bank assistant, said Pretty Boy had a tommy gun, but did not shoot anybody. He came out of the bank with $2,500.31, him and two other fellas. He gave some of the money to his people and they say to anybody he thought hadn't et in a while, everybody grinning at him. Pretty Boy had Bob Riggs ride on the running board to the end of town and let him go.'

Ein Fundstück aus Elmore Leonards „Louly and Pretty Boy” und die Antwort auf die Frage, wie man die Geschäfte einer Bank mit dem Satz „passion to perform” zusammen reimen könnte.

03 Januar, 2012

Fantasy Double Features of 2012

Wilde Paarungen auf MUBI: Kritiker wurden gebeten, aktuelle Filme mit älteren Werken zu kombinieren und ihre Wahl kurz zu begründen. UNTER DIR DIE STADT kommt auch vor; Ryland Walker Knight kombiniert ihn mit Fassbinders WELT AM DRAHT (D 1978).

02 Januar, 2012

Szegénylegények

Diesen Namen versuche ich mir seit zwei Wochen einzuprägen. Szegénylegények ist ungarisch und bedeutet in etwa „Die Hoffnungslosen”, Titel des vierten Spielfilmes von Miklós Jancsó (auf deutsch heißt er unpassend „Die Männer in der Todesschanze”), entstanden in der Tauwetter-Periode des ungarischen Kinos, 1965.




Der Film erzählt in einer bestechend einfachen Sprache vom absurden Theater der Macht. Anhand eines KZ-System der (ungarischen) k.u.k. Militärs in den 1860er Jahren - errichtet als Antwort auf die Reste rebellischen Widerstands in Form räuberischer Banden - zeigt Jancsó, dass es nicht so sehr darauf ankommt, welche Handlungen die Macht befiehlt, als dass überhaupt Aktivität organisiert wird. Das schwer durchschaubare, ja ornamentale Vorgehen der Militärs erscheint letztlich als ein erschreckend effizientes System der Zurichtung.

Einzigartig an dem Film ist die mühelose Gleichzeitigkeit von Zeigen und Erzählen - einerseits ist Jancsó immer konkret, sachlich und einfach, andererseits ist der Film stets allegorisch lesbar und darin gewitzt und scharf. Von Charakteren im engeren Sinne lässt sich kaum sprechen, wir erleben keine „Geschichte” eines oder mehrerer Helden, sondern müssen uns wie die Gefangenen immer wieder von neuem zusammenreimen, welches Spiel gespielt wird bzw. wie die Regeln für dieses Spiel lauten. Mehrmals wechselt der Film seinen „Protagonisten”. Über eine gute Strecke folgt der Film einem Denunziaten, aber als dieser stirbt, gibt es sofort Ersatz. Der Einzelne ist austauschbar, ist Stellvertreter und Spielfigur, nicht Individuum - was nicht heißt, dass Jancsó blosse Typen zeigte. Es ist das System, das ihnen kaum mehr als einen Namen lässt.

Ich bin so begeistert von dem Film, dass ich mich darüber ärgere, ihn nicht schon viel früher gesehen zu haben, vor meinem ersten Spielfilm etwa. Ich bilde mir ein, sein Beispiel wäre mir eine große Hilfe gewesen damals. So oder so, ein Jahrhundertfilm, der zum Besten gehört, was ich je gesehen habe. Warum nur ist er nicht bekannter? Der Kanon, das zeigt dieses Beispiel überdeutlich, ist ein fragwürdiges Gebäude, das man immer wieder zum Einsturz bringen muss.

Der Film ist unter dem Titel THE ROUND-UP bei Second Run erschienen, einem Label, das sich sehr um das osteuropäische Kino verdient gemacht hat. Seit der DVD-Veröffentlichung gab es eine Reihe kritischer Würdigungen des Films, zum Beispiel von Glenn Kenny, Acquarello, Dennis Grunes, Derek Malcolm, Gordon Thomas, Kevin Wilson.

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