21 September, 2024

Deutschlandpremiere „La Mort viendra” @ IFFMH

Vorgemerkt: Mein jüngster Film LA MORT VIENDRA („Der Tod wird kommen”) wird seine Deutschlandpremiere im Rahmen des Filmfestivals Mannheim-Heidelberg (IFFMH, 7.-17.11.2024) feiern, und zwar in der Reihe Pushing the BoundariesVielleicht sehen wir uns? Ich würde mich freuen. 


Spektakel filmischer Oberflächen

Hannes Wesselkämper hat ein Buch über das Spektakel als „medialisiertes, bewegliches Blickgeflecht“ geschrieben. Mein Film UNTER DIR DIE STADT (2010) – der es sogar auf das Titelbild geschafft hat – ist dabei einer der Gegenstände, denen der Autor eine „detaillierte Analyse filmischer Inszenierungen von Oberflächen“ gewidmet hat. Ich bin gespannt auf die Lektüre.

Das Buch – Band 15 der Reihe Cinepoetics – kann man ab sofort als gebundene Ausgabe erwerben, es lässt sich dank Open Access aber auch digital kostenlos downloaden.

Siehe auch: Blickstrukturen.

18 August, 2024

Alain Delon (1935-2024)


Alain Delon ist tot. Ein ganz zentraler Schauspieler für mich, der mit Luchino Visconti, Michelangelo Antonioni (oben, im Bild bei der Arbeit an L‘ECLISSE), Jean-Pierre Melville und Joseph Losey mit vier der wichtigsten Regisseure seiner Zeit gearbeitet hat, die auch in meinem persönlichen Pantheon ganz weit oben stehen. Über seine erste Zusammenarbeit mit Losey, MR KLEIN, (für die Delon auch als Produzent fungiert hat) habe ich geschrieben: 

„Wie spielt Delon diesen Klein? Wir kennen ihn aus LE SAMOURAÏ, LE CERCLE ROUGE, aus ROCCO und IL GATTOPARDO, aus L’ECLISSE und PLEIN SOLEIL raubtierhaft beweglich, in seiner Virilität opak, auf immer ein Fremder, undurchdringlich, grausam, schön. Losey kippt diese Balance aus Kraft und Kälte und lässt die Figur ganz leerlaufen, eine Hülle auf der Suche nach einem Kern, so dass Delon uns und die Figur sich selbst unheimlich wird. Ein leeres Zentrum, ein Untoter, ein politischer Zombie, der seine Unmenschlichkeit erst bemerkt, wenn sie sich gegen ihn selbst wendet.“

Er sah so gut aus, dass er als Schauspieler immer wieder unterschätzt wurde. In Wirklichkeit braucht es Talent und Intelligenz, der Kamera so zu gefallen und doch den Widerstand nie aufzugeben. Nie war er in seinem Spiel gefällig, nie hat er sich auf sein Aussehen verlassen. Er war ein Abglanz der Götter, aber immer war da auch der Schmerz eines gefallenen Engels, voller Traurigkeit über die Vergeblichkeit irdischen Seins. 

Quecksilbrig, gefährlich, anziehend, aber kaum je vertrauenswürdig war er in seinen Rollen. Diese Ambivalenz wurde mit den Jahren noch vertieft durch sein privates und politisches Irrlichtern, mit dem die Filme dann irgendwann nicht mehr Schritt halten konnten. Trotzdem wusste er auch spät noch zu überraschen, etwa in Godards NOUVELLE VAGUE, vielleicht der letzten großen Prüfung durch einen Meister des Kinos, der er sich ausgesetzt hat.

In Cannes 2010 bin ich Delon einmal begegnet; er war wie ich zu Gast bei einem der offiziellen Dinners. Und ja, ich habe mir ein Herz gefasst und mit ihm gesprochen, über seine Lehrmeister Visconti und Melville und natürlich darüber, dass ich ihn gerne aus dem Rentnerleben locken würde. Er war sehr charmant, meinte, er warte auf das richtige Drehbuch, ich vermute, der Satz stammte aus seinem Standardrepertoire. 

Vieles kam dazwischen, trotzdem, ich habe versucht mich zu beeilen, meinen neuen Film LA MORT VIENDRA, der gerade in Locarno Premiere hatte, hatten Ulrich Peltzer und ich ursprünglich für ihn geschrieben. Aber bis die Finanzierung dann in die Gänge kam, war es längst zu spät. Trotzdem war er mit seinem reduziertem, zeichenhaften Spiel ein Leitstern (nicht nur) für diesen Film. 

Danke für alles, und auf ein Wiedersehen im Kino!

Letterboxing


Seit kurzem bin ich – auf Anregung meiner Tochter – auf einem weiteren Social Media Kanal:
Letterboxd. Filmlisten. Sehtagebücher. Empfehlungen. 

Kommen meine Filme dort auch vor? Nun ja. Ich bereue die Frage gleich wieder. Sie kommen meistens nicht gut weg oder ernten nur ein Kopfschütteln. Langweilig. Umständlich. Enttäuschend. Müsste man ein Fazit aus den Reaktionen ziehen, würde es lauten: „Hör endlich auf, Filme zu machen.” (Hier eine schöne Ausnahme)

All die Liebe, die in diesen Filmen steckt, die Details, für die ich gekämpft habe, der Regieeinfall hier, die glückliche Fügung dort: nicht genug. Klar, man kann es nicht allen recht machen. Gleichzeitig hat das Publikum immer recht. Nur: wie kann man sich einerseits nicht entmutigen lassen, ohne, andererseits, ganz unempfänglich zu werden für die Kritik „normaler” Leute?

Das habe ich mich oft auch in Bezug auf berühmte Kollegen gefragt. Denn so mancher igelt sich nach einer Phase der Offenheit ein, umgibt sich mit Ja-Sagern, hat kein Ohr mehr für Kritik, verrennt sich. Wie oft habe ich mir gedacht: warum sagt ihr/ihm das keiner?

So gesehen ist es vielleicht doch wertvoll, sich mit Gegenstimmen auseinanderzusetzen – man muss es nur zu dosieren wissen. Ich weiß ja, mein Platz ist zwischen den Stühlen. Aber (auch) ich will doch nur, dass ihr mich liebt!

Wofür die App gut ist: den filmischen Raum zu ermessen, der einen geprägt hat. Das Feld der Filme abzustecken, die im Gedächtnis geblieben sind. Was mir aufgefallen ist beim „Loggen“ (so nennt sich das Markieren gesehener Filme): wie schrecklich limitiert mein filmischer Horizont ist. Wie dominant Hollywood ist. Und wie viele Filme ich vergessen habe.

Es gibt viele Stufen verblassender Erinnerung, merke ich. Einmal gibt es die Filme, die einen festen Platz in meinem Pantheon haben, Referenzpunkte sind. Dann Filme, von denen man Bruchstücke erinnert. Filme, von denen man nur noch weiß, dass man sie gesehen hat. Filme, von denen man nicht mehr sicher weiß, ob man sie gesehen hat (...das sind erstaunlich viele). Filme, von denen man weiß, dass man sie damals sehen wollte. Filme, von denen man gehört hat, aber nicht mehr weiß, warum.

In der Gesamtschau erscheint die Filmgeschichte als ein einziges Hauen und Stechen gegen das Vergessen. 
Nichts gegen die Flüchtigkeit von Filmerlebnissen - aber natürlich stellt sich die Frage, ob die Mittelware mehr als den Boden bildet, über den sich die anderen, „bemerkenswerten“, Filme erheben können. Und so albern mir die unique selling points bestimmter Konzeptfilme oft erschienen waren, sie haben sich überdurchschnittlich häufig festgesetzt in der Erinnerung. Spricht das für diese Filme? 


Meine Liste der Filme, die „immer wieder zurückkommen”, findet sich übrigens hier – auf 250 „essentielle” Filme zusammengedampft dort. Für mich prägende Gangsterfilme habe ich (aus Anlass meines jüngsten Films LA MORT VIENDRA) hier versammelt. Und der Referenzraum für DIE LÜGEN DER SIEGER, Filme über Journalismus, ist dort abgelegt.

30 Juli, 2024

20 Juli, 2024

Locarno Termine

Mein neuer Film LA MORT VIENDRA („Der Tod wird kommen”) wird im Internationalen Wettbewerb des Festivals Locarno zu folgenden Terminen zu sehen sein:

Pressevorführung

Donnerstag, 8. August 2024, 11 h, Teatro Kursaal (nur für Inhaber einer Presseakkreditierung)

Premiere

Donnerstag, 8. August 2024, 16:45 h, Palexpo (FEVI) – Q&A nach dem Film im Forum @Spazio Cinema

1. Wiederholung

Freitag, 9.August 2024, 11:15 h, L’altra Sala

2. Wiederholung

Samstag, 10. August 2024, 21:30 h, PalaCinema 

03 Juli, 2024

„La Mort viendra” im Int. Wettbewerb Locarno

Sophie Verbeeck als „Tez”.

Gute Nachrichten: mein neuer Film LA MORT VIENDRA („Der Tod wird kommen”) – zugleich mein französisch-sprachiges Debüt – wird im Internationalen Wettbewerb („Concorso Internazionale”) des Festivals Locarno Premiere feiern.

Die Handlung dreht sich um die Killerin Tez (Sophie Verbeeck), die 
im Auftrag des legendären Gangsters Charles Mahr (Louis-Do de Lencquesaing) nach Brüssel kommt, um einen Mord zu rächen. Schnell gerät sie in das Dickicht einer Intrige, in der sie selbst zur Gejagten wird. Tez muss sich entscheiden, wessen Werkzeug sie sein möchte...

Louis-Do de Lencquesaing als „Charles Mahr”.

Die Hauptrollen spielen Sophie Verbeeck, Louis-Do de Lencquesaing und Marc Limpach. Weiterhin wirken mit: Mourade Zeguendi, Nassim Rachi, Hilde Van Mieghem, Delphine Bibet, Laura Sépul, Luc Feit, Pitcho Womba Konga, Elsa Rauchs u.a. 

Produktion: Bettina Brokemper, Heimatfilm (Köln) mit Bady Minck + Alexander Dumreicher-Ivanceanu, Amour Fou (Luxemburg) und Joseph Rouschop, Tarantula (Liège), Regie: Christoph Hochhäusler, Drehbuch: Ulrich Peltzer, Christoph Hochhäusler, Besetzung: Ulrike Müller, Kamera: Reinhold Vorschneider, Szenenbild: Renate Schmaderer, Kostümbild: Michèle Tonteling, Maskenbild: Garance Van Rossum, Haare: Pascal Joris, Ton: Marc Thill, Montage: Stefan Stabenow, Musik: Nigji Sanges, Sounddesign: François Aubinet, Mischung: Michel Schillings, Colorist: Dirk Meier, VFX: Thomas Löder, Künstlerische Mitarbeit: Aurélia Georges. Redaktion: Carlos Gerstenhauer, Harald Steinwender (BR), Barbara Häbe (Arte). World Sales: True Colors.

Giona Nazarro im Stream der der Pressekonferenz.

02 Juli, 2024

„Falscher Bekenner” @ Zeughauskino

Das türkische Kinoplakat.

Mein zweiter Spielfilm FALSCHER BEKENNER (2005) wird am Freitag, den 19. Juli 2024 um 20 h im Zeughauskino * zu sehen sein – projiziert von 35 mm.

(* Weil das Haupthaus – und damit auch das richtige Kino – bis auf Weiteres saniert wird, findet das Screening im Vortragssaal im Pei-Bau statt, Hinter dem Gießhaus 3, 10117 Berlin.)

26 Juni, 2024

Vermessene Herzen


Es war ungemein bewegend, Max Ophüls' LETTER FROM AN UNKNOWN WOMAN (USA 1948) wiederzusehen. Ein filmischer Raum der Sehnsucht, den man weniger betritt als durchströmt, in dem man wie in Trance große Gefühle durchlebt, und zugleich – nur scheinbar im Widerspruch dazu – einer kühlen Vermessung der Herzen beiwohnt. Der titelgebende Brief, der die Erzählung strukturiert, berichtet von einer nur halb gelebten, halb bewussten Liebe – und vielleicht ist der Film deshalb auch nur zur Hälfte Melodram, denn die „Liebe in Gedanken“ scheint dem Film nützlicher als der Kompromiss einer realen Beziehung.

Die Unwirklichkeit ihrer Liebe verschafft der Hauptfigur „Lisa” (Joan Fontaine) jedenfalls immer wieder Freiräume. Ihr Insistieren darauf, bereits „vergeben“ zu sein, erlaubt es ihr, die von ihren Eltern arrangierte Ehe zurückzuweisen. Am Arbeitsplatz hilft dasselbe Phantom, die Zudringlichkeiten der Kundschaft abzuwehren. Und nachdem es endlich doch zu einer körperlichen Begegnung mit „Stefan” (Louis Jourdan) gekommen ist, gibt ihr die Entscheidung, ihre Schwangerschaft nicht mitzuteilen und den Namen des Vaters nicht preiszugeben – neben vielen Nachteilen, die „unverfilmt” bleiben – die Möglichkeit, den Liebsten zu ihren Bedingungen zu adressieren. So gesehen heben ihre Projektionen emanzipatorisches oder vielleicht besser: gestalterisches Potenzial. Da Lisa diejenige ist, die sich erinnert, und erzählt, kann sie nicht nur ihre Gefühle modellieren, sondern kontrolliert gewissermaßen auch die Zeit.

Über Jahre lebt sie mit ihrem Sohn im Komfort einer Vernunftehe, in der sich, gerade weil sie emotional steril bleibt, der Liebestraum fortsetzen und einhegen lässt. Erst nach dem „Unfall” einer Wiederbegegnung mit Stefan in der Oper kann sie die Trennung der Sphären nicht mehr verteidigen. Sie bietet dem „Traummann” in Folge ihr ganzes Leben an, unter Wölfen würde man sagen: sie zeigt ihren Hals, ohne ihn allerdings über Identität und Vorgeschichte aufzuklären. Der Geliebte reagiert blind, versteht nicht, wer sie ist und welchen Preis sie zu zahlen bereit ist; stattdessen fährt er seine bei Frauenbesuch übliche Champagner-Routine. Statt ihm aber die Augen zu öffnen, das Erkennen einzufordern, geht sie wieder, und stellt ihr Ideal in der Distanz wieder her. In gewisser Weise muss sie so handeln, wenn sie ihre langgehegte Fiktion nicht entwerten möchte. Ihre Erfindung ist besser, als es der wirkliche Stefan je sein könnte.

Wie Mirjam Schaub richtig angemerkt hat, kann man LETTER auch als einen Kommentar zum Mythos von Echo und Narziss verstehen. Von Hera der Sprache beraubt und dazu verdammt, die letzten an sie gerichteten Worte zu wiederholen, kann Echo dem Jüngling Narziss ihre Liebe nicht gestehen. Als sie nach dem vergeblichen Versuch einer Zwiesprache hinter Bäumen mit ausgestreckten Armen vor ihm auftaucht, zeigt sich Narziss, der von dem Fluch nichts weiß, abweisend. Er versteht nicht und ist also nicht würdig. Echo zieht sich gedemütigt zurück und ist am Ende nur mehr Stimme, während sich der schöne Mann – als Strafe für seine Blindheit – in sein Spiegelbild verlieben muss. Sie kann nur spiegeln, er kann nur sich selbst sehen. Dazu passt, was Herbert Linder in der Filmkritik (5/1967) schreibt: „das Grundmuster der Verdoppelung, das immer wiederkehrt (...) bewirkt, dass Ophüls‘ Filme wie ein Spiegelkabinett anzusehen, wie ein Echotal anzuhören sind“.

Spiegel und Echo, Narziss und Nymphe, das gegenseitige Verfehlen und Verkennen ist bei Ophüls aber eben nicht ausschließlich tragisch, sondern Voraussetzung für eine Ermächtigung durch die Fantasie. Aus der beobachtenden Distanz, zu der Echo durch den Fluch gezwungen wird, ist mindestens vorübergehend ein Vorteil geworden. Ophüls' Filme sind Reflexionen über die Zeit als unfassbare Substanz, und die Erinnerung als das Gefäß, ohne das sie nicht erlebt werden, und also existieren kann. Lisa beobachtet und erzählt und gewinnt dadurch Handlungsmöglichkeiten. Im Mythos war Echo von Zeus als Heras Erzählerin bestimmt, um die Gemahlin von seinen Eskapaden abzulenken – als sich Hera dieser Täuschung bewusst wird, verflucht sie die Nymphe. Bei Ophüls erzählt sie weiter, und ist immer auch ihr eigenes Publikum.

Ophüls hat sich in der Figur der Lisa sicher wiedererkannt; auch seine Filme sind Liebesträume gegen die Widrigkeiten ihrer Zeit. Auch er wurde immer wieder „vergessen” und musste sich nach der Vertreibung aus Deutschland mehrfach neu erfinden. In der legendären Prater-Sequenz des Films, in der die Dialektik der Illusion schelmisch auf den Punkt kommt, erklärt Lisa, dass Stefan den Winter wohl deshalb so liebe, weil der ihn zwinge, sich den Frühling vorzustellen. Stefan, nicht nur blind für andere, sondern eben auch für sich selbst, muss ihr recht geben. Die Fantasie braucht die Lücke. „...ein treffenderes Argument für den Film in Schwarzweiß [kann es kaum] geben” schreibt Peter W. Jansen über diesen Moment. Touché. Ophüls' Kino wartet wie Lisa an der Straßenecke (oder hinter der Türe), in der Hoffnung, erkannt und „verwirklicht” zu werden. Fassen wir uns ein Herz.

25 Juni, 2024

Revolver 50


Der 50. Revolver ist da. Eine runde Zahl, ein rundes Heft – übrigens mit Filmbildern, in denen Kreisformen eine Rolle spielen – aber mit Jubiläumskonfetti haben wir uns nicht aufgehalten. Die neue Ausgabe enthält Beiträge von/mit Gerd Kroske, Jerónimo Atehortúa Arteaga, Julia Rose Gostynski, Sohrab Shahid Saless, Nele Wohlatz, Chiara Grabmayr, Jakob Schreier, Bruno Alexander, Marie Bloching und Leo Geisler, in dieser Reihenfolge. Zum Bestellen oder Abonnieren hier entlang

Revolver erscheint im Verlag der Autoren, Frankfurt und trägt sowohl eine ISSN: 1617-6642 als auch eine ISBN: 978-3-88661-426-4 – kann also auch in jeder Buchhandlung bestellt werden.

Auf Papier


Für die Juli-Ausgabe von EPD Film durfte ich über deutsche Gangsterfilme schreiben, unter besonderer Berücksichtigung von Jan Bonnys DER PANTHER und Thomas Arslans VERBRANNTE ERDE (Achtung Selbstplagiat: einige Passagen entstammen diesem Blog).

Für die neue Cargo (Ausgabe 62, gerade erschienen) habe ich etwas fürs „Provinzkino” beigesteuert, eine Kolumne, die sich als Einladung versteht, über die eigene Kinosozialisation nachzudenken.  

Die geplante Buchveröffentlichung einer Auswahl meiner Filmtexte, „Ein Sitzstreik gegen den Tod”, im Spector Books Herbstprogramm 2023 angekündigt, verzögert sich leider weiter. Wenn es Neuigkeiten gibt, werde ich das hier mitteilen.

30 Mai, 2024

Thomas Heise (1955-2024)


Der Filmemacher Thomas Heise ist tot. Mitten aus dem Leben gerissen. Die Nachricht ist ein Schock. Thomas hat an neuen Projekten gearbeitet, war an der Akademie der Künste als Direktor der Abteilung Film- und Medienkunst sehr aktiv, aber auch abseits davon politisch engagiert. 

Sein Film MATERIAL (2009) gehört für mich zu den Schlüsselfilmen der deutschen Filmgeschichte. Ich werde nie die Szene vergessen, in der Häftlinge in den letzten Tagen der DDR an die Welt da draussen appellieren, man möge sie in dieser Zeit des Umbruchs nicht vergessen. Sein schmerzlich schöner HEIMAT IST EIN RAUM AUS ZEIT (2019) wirkt im Nachhinein wie eine Todesahnung. Über zwei Kurzfilme von ihm, IMBISS SPEZIAL (1990) und IM GARTEN (2010) durfte ich schreiben, in dem Buch Über Thomas Heise, das ich sehr empfehlen kann.

In der Revolver DVD Edition haben wir VATERLAND (und mehr) herausgebracht, mehrfach Interviews mit ihm in Revolver veröffentlicht, Saskia Walker hat ihn immer wieder mit der Redaktion verbunden. In dem Gespräch von 2009 sagt er ihr unter anderem: 

„...wenn du Dokfilm machst, hast du mit Aktualität gar nichts zu tun, sondern mit Geschichte. Die Quote des Abends müsste man in die Länge ziehen auf die nächsten zweihundert Jahre, und dann könnte man überhaupt erst drüber reden. (...) ein Dokumentarfilm [hält] länger ... als die Redaktion, die ihn in Auftrag gegeben hat, und länger als der Staat, in dem er entsteht.” 

Wir waren nicht eng befreundet, aber vielfach verbunden. 2017 haben wir im Haus der Kulturen der Welt eine Rede zur Zukunft der Berlinale gehalten, die wir zuvor in seiner Wohnung in der Schönhauser Allee zusammengezimmert hatten. Viele hatten mir vorher abgesagt aus Angst vor der Ministerin oder vor Kosslick, nur Thomas nicht. Dabei wollte das BKM ausdrücklich nicht, dass er spricht. Mir wurde von einem politischen Beamten sogar gedroht deshalb, ich werde 10 Jahre kein Geld mehr bekommen (was dann mehr oder weniger auch so war). Aber Thomas war ein Fels an meiner Seite, man konnte sich auf ihn verlassen.

In den letzten zwei Jahren haben wir – zusammen mit anderen, im Rahmen einer filmpolitischen Initiative – diverse Male versucht, Politikern zu erklären, wie (Film-) Kunst entsteht und woran es hapert in diesem Land. Er war in diesen Gesprächen respektlos, humorvoll und pragmatisch, eine tolle Mischung. 

Schrecklich, dass er jetzt nicht mehr da ist.

28 Mai, 2024

Gedächtnislücken

DAS UNHEIL (Peter Fleischmann, 1972).

Jeder Sammler weiß um die Vorteile eines geschlossenen Sammlungsgebiet. Selbst wenn nicht alle relevanten Gegenstände beizubringen sind, hat man den Komfort des Überblicks, kann Prioritäten setzen, seine Mittel einteilen, auf Gelegenheiten warten. Die DEFA-Stiftung – die „die Bewahrung des Kinoerbes der DDR” als ihre Hauptaufgabe bezeichnet – ist ein gutes Beispiel dafür. Inzwischen ist der ostdeutsche Kinofilm nicht nur besser erforscht als der westdeutsche, sondern auch breiter verfügbar – nach meinem Eindruck jedenfalls. * Nein, die Arbeit ist noch längst nicht getan, und nichts liegt mir ferner als eine Neiddebatte. Und wäre es nicht ohnehin sinnvoll, auch die westdeutsche Filmgeschichte für abgeschlossen zu erklären? Aber wie sinnfällig die Epochengrenze für den westdeutschen Film auch immer sein mag, fest steht, dass das westdeutsche Kino bis 1990 (und natürlich auch das gesamtdeutsche danach) ausnehmend schlecht erschlossen ist. Sehr viele Filme, die zur Entstehungszeit von sich reden machten, auf wichtigen Festivals ihre Premieren feierten und Preise gewannen, sind heute in der Versenkung verschwunden und nicht ohne weiteres verfügbar. Nehmen wir, nur zum Beispiel, die deutschen Filme, die 1970-90 in Cannes gezeigt wurden, als das Interesse am deutschen Kino dort noch groß war. Kaum einer der damals gezeigten Filme – jenseits der großen Marken-Auteurs Fassbinder, Herzog, Wenders usw. (die hier kein Thema sein sollen und in der Liste deshalb fehlen) – ist heute noch bekannt, oft auch nicht öffentlich zugänglich. 

Ich meine Filme wie MALATESTA (Peter Lilienthal, 1970), APOKAL (Paul Anczykowski, 1971), LENZ (George Morse, 1971), MATHIAS KNEISSL (Reinhard Hauff, 1971), ICH LIEBE DICH, ICH TÖTE DICH (Uwe Brandner, 1971), DAS UNHEIL (Peter Fleischmann, 1972 - VoD), TROTTA (Johannes Schaaf, 1971), DIE ZELLE (Horst Bienek, 1970), DESASTER (Reinhard Hauff, 1973), DER SCHWARZE ENGEL (Werner Schroeter, 1974), HAUPTLEHRER HOFER (Peter Lilienthal, 1975) GOLDFLOCKEN (Werner Schroeter, 1976), LIEBE DAS LEBEN, LEBE DAS LIEBEN (Lutz Eisholz, 1977), DER HAUPTDARSTELLER (Reinhard Hauff, 1977), DIE FRAU GEGENÜBER (Hans Noever, 1978), KALTGESTELLT (Bernhard Sinkel, 1980), DER WILLI-BUSCH-REPORT (Niklaus Schilling, 1979) , REINHEIT DES HERZENS (Robert van Ackeren, 1980), ORDNUNG (Sohrab Shahid Saless, 1980), SONNTAGSKINDER (Michael Verhoeven, 1980), DESPERADO CITY (Vadim Glowna, 1981), DIE BERÜHRTE (Helma Sanders-Brahms, 1981), TAG DER IDIOTEN (Werner Schroeter, 1981), MALOU (Jeanine Meerapfel, 1981), BELLA DONNA (Peter Keglevic, 1983), EISENHANS (Tankred Dorst, 1983), GRENZENLOS (Josef Rödel, 1982), KANAKERBRAUT (Uwe Schrader, 1983), KOLP (Roland Suso Richter, 1984), LAPUTA (Helma Sanders-Brahms, 1986), TAROT (Rudolf Thome, 1986), 40 QM DEUTSCHLAND (Tevfik Başer, 1986), DER PASSAGIER (Thomas Brasch, 1988), MAPANTSULA (Oliver Schmitz, 1988), ZUGZWANG (Matthieu Carrière, 1989), DER PHILOSOPH (Rudolph Thome, 1989), MARIA VON DEN STERNEN (Thomas Mauch, 1989).

Ja, von dem einen oder anderen Film hat man schon gehört. Werner Schroeter, Peter Lilienthal, Peter Fleischmann (und noch einige andere) sind oder waren große Regienamen, aber ihr Werk spielt in aktuellen Diskussionen kaum eine Rolle und ist nur lückenhaft sichtbar. Über Tankred Dorsts „unsichtbares” Meisterwerk EISENHANS habe ich kürzlich geschrieben. Zu Oliver Schmitz’ fulminanten Debüt MAPANTSULA, der kürzlich restauriert wurde, möchte ich demnächst einmal etwas machen. Sohrab Shahid Saless erfährt gerade eine sehr verdiente Wiederentdeckung. 


Trotzdem ist diese Liste von Filmen erstaunlich obskur, übrigens auch wenn man sie mit den Filmen aus anderen Ländern abgleicht, die zur gleichen Zeit in den gleichen Reihen zu sehen waren und heute sehr viel häufiger als Meilensteine gelten. Für Filme, die ich nicht kenne, kann ich meine Hand nicht ins Feuer legen, aber es scheint mir doch vor allem ein Mangel an Liebe, an Interesse für die eigene Filmgeschichte und ein Versagen der Vertriebe (und der Filmkritik?) zu sein, warum die Zeit diese Filme weitgehend verschluckt hat. Der Gedächtnisschwund gehört unbedingt zu der Misere des deutschen Films. Denn wie sollen wir weiterkommen, aus Fehlern lernen, auf Gelungenem aufbauen, wenn wir uns nicht erinnern? Warum gelingt es uns so selten, das Geglückte zu feiern und in Ehren zu halten?


DER SCHWARZE ENGEL (Werner Schroeter, 1974)
*)

Die Murnau-Stiftung könnte man auf den ersten Blick für ein Äquivalent halten, aber sie konzentriert sich auf Filme vor 1960; präsent ist sie vor allem mit Klassikern des Weimarer Kinos.



Lesetip zur Ergänzung: Hasen und Karnickel

19 Mai, 2024

Wellengang

Alles vollzieht sich in Wellen. 2024-26 könnten gute Jahrgänge für das deutsche Kino werden, sagt mir mein Gefühl. Nachfolgend einige Filme geschätzter Kolleg*innen, die in dem Zeitraum Premiere haben oder voraussichtlich haben werden und auf die ich mich freue. (Ich habe mir erlaubt, auch meinen neuen Film in die Liste aufzunehmen.)


George Wesley Bellows: „Besonnte Brandung”, 1913

Thomas Arslan VERBRANNTE ERDE (2024) – Berlinale 2024 (Panorama). Kinostart 18.07.2024


Zwölf Jahre, nachdem der Berufskriminelle Trojan aus Berlin flüchten musste, führt ihn die Suche nach Aufträgen erneut in die Stadt. Er hat kaum noch Geld und braucht dringend einen neuen Job. Berlin hat sich verändert, Trojans alte Kontakte geben nicht mehr viel her. Und seine Maxime, nur Bargeld-Jobs durchzuführen, lässt sich in einer immer komplexer digitalisierten Welt kaum noch durchhalten...  



Miriam Bliese ICH BIN EIGENTLICH GANZ ANDERS, ICH KOMME NUR SO SELTEN DAZU (2025/26) – In Finanzierung   


Als ihre Mutter sich zum Sterben in ihr Bett gelegt hat und einfach nicht mehr aufstehen will, kommen ihre drei Erwachsenen Kinder an ihrem Bett zusammen – dabei ist die Mutter kerngesund.   



Jan Bonny DER PANTHER (2024) – Berlinale 2024 (Panorama)  


Johnny bezeichnet sich selbst als „der Panther“. Er versucht aus jeder Situation den meisten Gewinn für sich zu schlagen. Für ihn ist das fast schon zu einem Spiel geworden. Als ehemaliger Krimineller besorgt er nun Informationen über kriminelle Banden für die Polizei. Aber er kassiert auf beiden Seiten richtig ab, um seiner drogensüchtigen Tochter zu helfen und um möglicherweise nach Vietnam zu verreisen. Mithilfe der Polizei zieht er brutale Aktionen durch, um an noch mehr Geld zu kommen. Doch dabei merkt er nicht, dass der nächste Gegner, den er sich ausgesucht hat, eine Nummer zu groß für ihn ist.   



Mehmet Akif Büyükatalay HYSTERIA (2024) – In Postproduktion


Ein verlorener Wohnungsschlüssel, ein mysteriöser Anrufer und verschwundenes Filmmaterial setzen eine Gruppe von sechs Menschen unter großen Druck. Alle sind Beteiligte eines Filmdrehs – Regisseur und Produzentin auf der einen Seite, Komparsen aus einem Geflüchtetenheim auf der anderen. Dazwischen steht die Praktikantin Elif, die mit ihren tief sitzenden Ängsten und ihrer Klassenscham konfrontiert wird.



Luise Donschen PATTY (2025) – In Produktion


In den Wirren der Wende wird Patty arbeitslos, verliert ihre Freundin Jelena und geht in den Wald des Kyffhäusergebirges. Als sie nach dreißig Jahren kaum gealtert am Fuße des Berges wieder auftaucht, folgt Jelena ihrer geisterhaften Erscheinung in die historische Landschaft einer ostdeutschen Gegenwart.



Valeska Grisebach DAS GETRÄUMTE ABENTEUER (2025) – Dreh Sommer 2024  


In einer Grenzstadt im Südosten Bulgariens lässt sich eine Frau auf einen illegalen Handel ein, um einem alten Bekannten zu helfen. Sie geht an seiner Stelle in ein Abenteuer und betritt ein gefährliches Terrain, in dem sie mit ihrem eigenen Begehren, aber auch ihrer Vergangenheit konfrontiert wird.   



Steffen Goldkamp REGEN FIEL AUF NICHTS NEUES (AT, 2024) – In Postproduktion  


Nach einer Jugendhaftstrafe genießt David seine wiedergewonnene Freiheit, macht aber schlechte Erfahrungen mit den deutschen Behörden und Ämtern. Frustration und Lethargie verdrängen sehr schnell die guten Vorsätze – so gerät der junge Mann in den Strudel einer Raubserie.   



Andreas Goldstein DER REGENWETTERMANN (2025?) – In Finanzierung


Der Film erzählt von Deutschen, Polen und Flüchtlingen aus den ehemaligen deutschen Gebieten, die 1944/45 in einem Dorf an der Oder, das bald Grenzort sein wird, aufeinandertreffen und wie sich der Horror der Kriegsjahre tief in die Seelen der Figuren eingebrannt hat. Nach dem Bühnenstück von Alfred Matusche.



Benjamin Heisenberg DER PRANK (2025) – Dreh Sommer 2024  


In der Screwball-Komödie geht es um den zwölfjährigen Lucas, dessen chaotische Familie den chinesischen Gastschüler Xi Zhou aufnimmt. Ein Aprilscherz des Gastes gerät völlig aus dem Ruder und katapultiert die Familie aus ihrem Alltag.    



Christoph Hochhäusler LA MORT VIENDRA (2024) – Locarno Int. Wettbewerb 2024  


Tez tötet für Geld. Charles Mahr, ein legendärer Gangster, gibt ihr den Auftrag, den Mord an einem seiner Kuriere zu rächen. Schnell gerät sie in das Dickicht einer Intrige, in der sie selbst zur Gejagten wird. Tez muss sich entscheiden, wessen Werkzeug sie sein möchte.   



Romuald Karmakar DER UNSICHTBARE ZOO (2024) – Berlinale 2024 (Forum)  


Über die Jahreszeiten hinweg wird vom Leben, der Arbeit, den Tieren und Besucher*innen des Zoo Zürich erzählt, eine Institution, die zu den führenden zoologischen Gärten Europas zählt.   



Ulrich Köhler GAVAGAI (2025) – In Postproduktion  


Als in Westafrika eine Medea-Verfilmung gedreht werden soll, verlieben sich die beiden Hauptdarsteller ineinander. Bei der Premiere des Films wird Majas Filmpartner vom Sicherheitsdienst angegriffen, woraufhin sie ihm zu Hilfe eilt.   



Till Kleinert TURN ON THE BRIGHT LIGHTS (2025/26) – In Finanzierung


Musikalischer Thriller über einen Castingshow-Juror, dessen Leben durch das Auftauchen eines geheimnisvollen Kandidaten aus den Fugen gerät.



Jessica Krummacher BÜNDE (2025/26) – Status unbekannt


Beschreibt das Leben einer Gruppe von Frauen am Ende des zweiten Weltkrieges.



Pia Marais TRANSAMAZONIA (2024/25) – Locarno Int. Wettbewerb 2024  


Rebecca lebt im Regenwald des Amazonas und ist die Tochter eines deutschen Missionars. Seit sie als Einzige einen Flugzeugabsturz überlebte, gilt sie bei den Einheimischen als Wunderheilerin. Es bricht ein Konflikt zwischen der indigenen Bevölkerung und illegalen Holzfällern aus, der Rebecca auf ein Geheimnis stößt, mit dem sie nicht gerechnet hat.   



Franz Müller DAS GLÜCK DER TÜCHTIGEN (2024/25) – In Postproduktion  


17 Jahre nach dem Ende ihrer ersten großen Teenagerliebe in „Die Liebe der Kinder“ kämpft Mira als nun erwachsene Frau um ihre Ehe – und um ihre Existenz.   



Christian Petzold MIROIRS No 3 (2025) – Dreh Sommer 2024  


Die junge Klavierstudentin Emily aus Berlin wird in einen Autounfall verwickelt, bei dem ihr Freund ums Leben kommt. Wunderbarerweise überlebt Emily den Unfall unverletzt und wird von einer fremden Familie aufgenommen. Bei ihnen verbringt sie einige Zeit und findet Trost und Unterstützung, um ihr Leben wieder auf die Reihe zu bekommen. Doch mit der Zeit bemerkt sie, dass etwas mit der Familie nicht stimmt. Emily beginnt, sich zu fragen, wer diese Menschen wirklich sind und welche dunklen Geheimnisse sie verbergen.   



Annika Pinske IM FLUSS (2026) – Drehbuchphase  


Der Film handelt von Elses (84) Reise auf einem Donau Kreuzfahrtschiff zwischen Eisbomben, Captains-Dinner und den üblichen Touristenattraktionen von Wien, Budapest und Bratislava. Sie trifft auf Kapitän Niko (41). Zwischen den konträren Charakteren entwickelt sich eine zarte Freundschaft. Und beide stellen sich auf der Reise lange verdrängte Fragen zu Mutterschaft bzw. Männlichkeit, Heimat und die (Un)-Möglichkeit, nochmal jemand ganz anderes zu werden.   



Angela Schanelec THOMAS LE FORT (2025/26) – In Vorbereitung  


Thomas und Carla wagen ihre erste gemeinsame Reise. Die plötzliche und intensive Liebe zueinander hat ihr Leben auf den Kopf gestellt. In der faszinierenden Stadt erleben sie eine Vielzahl von Höhen und Tiefen, die innerhalb von nur zwei Wochen einen tiefgreifenden Einfluss auf ihre Beziehung haben. Während sie die Sehenswürdigkeiten der Stadt erkunden, durchlaufen sie eine emotionale Achterbahnfahrt, die sie dazu zwingt, sich sowohl individuell als auch als Paar weiterzuentwickeln.   



Carolin Schmitz WUT (AT, 2025/26) – In Finanzierung


Drei Frauen im ausgehenden 19. Jahrhundert wehren sich gegen gesellschaftliche Zwänge und männliche Dominanz. Sie wollen ihr Leben selbstbestimmt führen und greifen dabei zu ungewöhnlichen Mitteln, um sich Gehör zu verschaffen.



Maria Speth MAN LEBT, WEIL MAN GEBOREN IST (2025/26) – In Vorbereitung  


Wien 1989: Der Journalist André Müller, bekannt für seine radikalen Gespräche mit Prominenten, reist in seine Geburtsstadt, um mit seiner Mutter ein Interview zu führen, das in einer bedeutenden Wochenzeitung veröffentlicht werden soll. In einem verzweifelten Kampf versucht er, endlich das Schweigen zu brechen und seiner Mutter die Geheimnisse ihres und seines Lebens zu entreißen, die eng verknüpft sind mit der österreichisch-deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts.   



Isabelle Stever MON CAPITAINE ANDI (2025/26) – In Finanzierung  


Nahe Zukunft. Zwei Frauen, Doreen, 63-jährig, Spezialistin bei der Ausländerbehörde fürs Aufdecken von Scheinehen, und ihre etwas sexsüchtige Nachbarin, Carla, 59-jährig, sind beste Freundinnen. Beide kaufen sich androidische Roboter, Andi und Robbie, die nicht nur ihre alltäglichen Dinge erledigen, sondern auch die Agenda haben, ihre Userin zu optimieren, das heißt sie zur besten Version ihrer selbst zu machen. Während Carla sich vor dem ihr unheimlichen Robbie fürchtet, erfährt Doreen durch Andi schön und schmerzhaft eine unerwartete Form von Zweisamkeit.   



Eva Trobisch IVO (2024) – Fertiggestellt, Berlinale 2024 (Encounters). Kinostart 20.06.2024  


Ivo arbeitet als ambulante Palliativpflegerin. Eine ihrer Patientinnen, Solveigh, war schon vor ihrer Erkrankung eine enge Freundin. Auch zu Solveighs Mann Franz hat Ivo eine enge Beziehung. Jeden Tag arbeiten sie bei der Pflege von Solveigh zusammen. Und sie schlafen miteinander. Solveighs Kräfte schwinden, bald ist sie bei den einfachsten Verrichtungen auf fremde Hilfe angewiesen. Die letzte Entscheidung will sie alleine treffen, Franz soll nichts davon erfahren. Sie bittet Ivo, ihr beim Sterben zu helfen.   



Eva Trobisch ETWAS GANZ BESONDERES (AT, 2025) – In Postproduktion  


Als Lea bei einem Gesangs-Casting vom Fernsehteam gefragt wird: „Wer bist Du, und was macht Dich aus?“ weiß sie darauf keine rechte Antwort. Sie beginnt auf der Suche nach dem Besonderen an ihr, in verschiedene Rollen zu schlüpfen.



Nicolas Wackerbarth MÜNCHNER FREIHEIT (2025/26) – In Finanzierung


Das alte Ehepaar von Roedern genießt die „Münchner Freiheit” in vollen Zügen. Doch wie eng und unfrei das Regelwerk des Großbürgertums gestrickt ist, zeigt sich, als sie vor dem Bankrott stehen. Ihr Sohn Konstantin setzt einen drastischen Sparkurs an - nicht ganz ohne Eigennutz.



Helena Wittmann DIE STADT (AT, 2025/26) – In Finanzierung   


In dem Drama führt ein geheimer Auftrag die Französin Lou in eine Großstadt, wo sie den jungen Théo finden soll. Obwohl sie ihn längst gefunden hat, verrät sie ihn nicht und beobachtet stattdessen die zarte Annäherung zwischen ihm und David. Als neue Forderungen ihrer Auftraggeberin sie an ihre moralischen Grenzen bringen, muss sich Lou neue Wege erschließen.   



Sandra Wollner EVERYTIME (2024/25) – In Produktion  


Eine Mutter ist in tiefer Trauer um ihre verstorbene Teenagertochter. Als sie sich mit dem Jungen anfreundet, der für den Tod ihrer Tochter verantwortlich gemacht wird, versuchen sie beide, die Erinnerung an sie aufrechtzuerhalten, während die jüngere Tochter sich davon distanziert. In einem manischen Trip versuchen sie, die Verbindung zu ihrer verstorbenen Tochter aufrechtzuerhalten und als die Mutter plötzlich eine Art Wiederbelebung spürt, beginnt eine sonnengetränkte Séance voller Hoffnung.   



Henner Winckler SCIENCE OF HAPPINESS (2025/26) – In Finanzierung  


Ein Tag, drei Episoden, viele Missverständnisse. Ein Exil-Iraner ist zu einer Feier eingeladen, bei der die bekiffte Gastgeberin ihn mit ihrem unfassbar teuren Cello allein lässt. Eine S-Bahn-Kontrolleurin erlebt, wie der Streit um ein nicht zusammengeklapptes Klappfahrrad eskaliert. Ein intellektueller Filmemacher versucht, den radikalen Ansichten seinerInterviewpartnerin zu entkommen. Und plötzlich brennt es.   



Katharina Wyss A MAN CALLED LUCY (2025/26) – In Finanzierung  


Ein historischer Film, der in der Nachkriegszeit in der Schweiz und in Deutschland spielt. Im Zentrum stehen die Männerwelten der Geheimdienste.    



Ramon & Silvan Zürcher DER SPATZ IM KAMIN (2024) – Locarno Int. Wettbewerb 2024  


Karen und Markus wohnen mit ihren Kindern in Karens Elternhaus, einem ländlichen Idyll. Zu Markus' Geburtstag reist Karens Schwester Jule samt Familie an. Die beiden Schwestern könnten unterschiedlicher nicht sein. Düstere Erinnerungen an die verstorbene Mutter verstärken Jules Drang nach Rebellion gegen das Regime ihrer Schwester. Während sich das Haus zunehmend mit Leben füllt, nimmt in Karen die Anspannung zu, bis sich alles zu einem feurigen Inferno steigert. Ein Inferno, das Altes zerstört, um Neues zu erschaffen.   



(Alle Inhaltsangaben stammen aus öffentlichen Quellen. Die Jahreszahlen sind größtenteils „educated guesses”. Wie immer beim Filmemachen kann sich „unterwegs” noch vieles ändern und natürlich gibt es viele andere Filmprojekte, die mit demselben Recht hier auftauchen könnten. Meine Auswahl ist rein subjektiv.)