Kelly Reichardts MEEK'S CUTOFF (USA 2010). |
Das Schönste sind die Farben. Nicht, weil der Film darüber hinaus nichts zu bieten hätte, aber mir ist die Farbe, die Verletzlichkeit des Lichts, die zarte Färbung eines Bergrückens, das blau-bleiche Tuch, lange nicht mehr so eindrücklich, als Ereignis eigener Ordnung, nahe gegangen. Vielleicht sehe ich zu viele DVDs. Vielleicht sehen zu viele Filme so aus, als könnte man sie auf DVD ganz erfassen. Ein Film, der dem Kino gehört.
Der Film ist sehr einfach, Menschen, Wagen und Tiere bewegen sich durch die Landschaft, für deren herbe Schönheit die Eroberer wenig Sinn zeigen. Sie haben andere Sorgen. Die Praxis ihres Alltags hätte ich gerne genauer gesehen. Reichardt zeigt kein einziges Mal das Tränken der Tiere, zeigt nicht, wie die Pferde gesattelt werden. Überhaupt entwickelt der Film kein Verhältnis zu den Tieren - was mir unhistorisch vorkommt. Dieses hochbeinige Wort, weil der Film über weite Strecken die Autorität der Recherche ausstrahlt. Die Strapaze der Dreharbeiten schreibt sich als eine Art Wahrheitssiegel ein.
Das betrifft die Kostüme und Gegenstände, die Landschaften mehr als die Figurenzeichnung. In den Figuren regt sich immer wieder die Gegenwart, im Sinne von Absichten. Die Charaktere sind nicht voll entwickelt, man erlebt weniger Persönlichkeiten als Typen. Die politischen und auch feministischen Perspektivierungen sind interessant, aber „kleiner” als das Bild.
Ich vermisse zu keinem Zeitpunkt Action, aber die Plastizität der Figuren bei Ford, John Wayne als Brittles in SHE WORE A YELLOW RIBBON, die vermisse ich schon. Vielleicht ist vermissen ein zu starkes Wort. Mir gefällt der Film. Ich habe ihn sehr gerne gesehen.
„The past is a foreign country, they do things differently there” - dieser L.P. Hartley-Satz fällt mir immer ein, wenn es um Filme geht, die in der Vergangenheit spielen. In diesem Sinne ist Reichardts Personal vielleicht nicht fremd genug. Oder anders herum: am Meisten befriedigen mich Passagen, die die Menschen fremd zeigt. Aber der Indianer, der trügerische Führer, die hysterische Frau - darin ist mir schon zuviel Kommentar enthalten für einen Film, der bildästhetisch mit Rohpigmenten arbeitet, sozusagen.
Die Musik von Jeff Grace ist schön – gerade weil sie keine Gefühle individualisiert. Sie funktioniert dramaturgisch wie Geräusch, beschreibt die Atmosphäre.
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