01 Mai, 2013
Konfektion
Die Arbeit der Kritik kommt mir oft wie das Bekleiden eines nackten Körpers vor. Dem Kunstwerk muss in den „Mantel” des Begriffes geholfen werden. Schnitt, Stoff und Farbe der Kleider / Wörter müssen „sitzen”, aber auch Spiel lassen für unverhoffte Bewegungen / Erkenntnisse. Was verhüllt wird, was entblösst, was Andeutung bleibt, was explizit wird, welche Unzulänglichkeiten kaschiert, welche betont werden: all das ist Produkt einer komplexen Vermittlung zwischen „Wesen” und Öffentlichkeit. Wie in der Mode aber ist die Konfektion zur Regel geworden ...
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Als ich vor ein einigen Jahren damit angefangen habe, Kritiken (oder Texte... ich habe mit dem Begriff "Kritik" immer meine Probleme) zu schreiben und dabei noch sehr unter dem Eindruck von Filmwissenschaft etc. stand, litt ich teils ungeheuerlich darunter, dass es mir nie richtig befriedigend gelingen wollte, Filme ins Korsett wissenschaftlichen Schreibens zu bringen. Man sitzt da förmlich vor dem Film und denkt sich: Wie wäre der Film der Wissenschaft zuführbar?
AntwortenLöschenSchauderhaft.
Man muss auch in der Kritik, wie vor der Kunst, erst "reinkommen", dann fremd und schließlich frei werden. Nicht, dass das (mir) immer gelingt. Aber es ist eine Richtung.
Sehr toll fand ich immer Dietrich Kuhlbrodts Darlegungen zur Filmkritik als eine Form des "parlare", des öffentlichen Gesprächs, zu finden in einem vor sehr, sehr langer Zeit bei Schüren veröffentlichtem Band zur Bestandsaufnahme von Filmkritik
„Zuführbar”: das trifft es ganz gut. Ein Transfer, zu ungunsten des Films. Ich kann die Filmwissenschaft, wenn sie über Filme (und nicht über größere Zusammenhänge) schreibt, nicht recht leiden. Vielleicht weil sprachlich die kleine Münze fehlt. Ich betreibe ja keine Kritik, aus meiner Sicht, aber der Begriff gefällt mir. Nicht im Sinne von „kritisieren”, was gleich ans Schlechtmachen denken lässt, sondern als der Schnittpunkt von Journalismus und Philosophie. Ideen einem Gegenstand aussetzen. C
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