Der Trick besteht darin, würdiges Alter vorzutäuschen, in der Hoffnung, das Publikum möge es mit Respektabilität verwechseln.
Die Gefahr ist natürlich, dass die Sache hohl tönt und die „klassische“ Form als gedankliche Trägheit entlarvt wird.
Trotzdem kann es produktiv sein, die Patenschaft der Tradition anzurufen – und womöglich besonders dann, wenn der „Inhalt“ neu und unerhört ist.
Jedenfalls wird jemand, der dringende Botschaften hat, breite Brücken zum Zuschauer willkommen heißen.
Sozialistischer Realismus? Die Debatte hat die gleichen Wurzeln.
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Das Thema treibt mich um. Nicht nur gibt es (wie ich gerade feststelle) einen weiteren Post unter dieser Überschrift (Klassizismus, 2006), auch dieser Redesplitter (Digital Gotham, 2017) berührt die Frage und über Martin Ritts NORMA RAE habe ich hier im Blog geschrieben: „vielleicht ist die formale „Stabilität“ dem reaktionären Gegenwind geschuldet, mit dem Ritt (der in den 50ern ein Opfer der Blacklist war) immer rechnen musste”. In Revolver Heft 30 stelle ich folgende Frage an Ula Stöckl: „Welche Form oder Sprache muss man verwenden, um gehört zu werden?” Ula Stöckls Antwort: „Das ist auch wieder ein Kluge-Satz: „Man kann nicht zwei Dinge gleichzeitig tun“. Man kann nicht Form und Inhalt verändern. Und das ist natürlich eine Todsünde, die wir begangen haben. Wir haben Form und Inhalt erneuert.”
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