...den Ressentiments eines Publikums von oben entgegenzukommen, Vorurteile schmeichlerisch als „gesunden Menschenverstand” zu verklären, überhaupt autoritär Gelegenheiten zu schaffen, die es der Masse erlauben, die eigenen Ansprüche zu unterlaufen, weil man eine Ausnahme, eine Belohnung verdient hat angesichts der widrigen Umstände.
Das Kunststück ist es dabei, den Gegner so zu entmenschen, ihn so zum Gegensatz zu machen, dass ein komfortabler Handlungsraum entsteht, indem man sich gehen lassen kann, als Opfer – und dabei trotzdem genügend Abstand zum Zerrbild bleibt, um überlegen zu scheinen.
Es geht also um die Erlaubnis zur Regression, um ein Angebot der Unreife: weil ihr so lange und so brav den Schließmuskel gehalten habt, (besser als alle anderen) dürft ihr jetzt (der Feind zwingt uns) erschlaffen, alles rauslassen, sagt der populistische Führer, der immer und immer von Größe redet (aber letztlich „groß machen“ meint).
Und aus diesem Nachlassen und Schwachsein wird dann ein warmes WIR gemacht, das natürlich nur im Gegenlicht der Feindschaft Form hat. Wir wissen ja, nichts schweißt so zusammen wie eine Schweinerei, und nichts erschwert die Rückkehr zu den „besseren Engeln“ so gut wie eine Schwäche, zu der man sich vor Zeugen hat hinreißen lassen.
Die „anti-elitäre“ Volkstümlichkeit des Populisten bleibt dabei eine Maske, die sein haltloses Machtstreben bewusst nicht ganz verbirgt. Nur so kann der Fan seine unterdrückten Macht- und Gewaltfantasien in geheimer Synchronität mit seinem „Crush“ ausleben. Womöglich schmeckt diese Vereinigung sogar süßer, wenn sie ganz der Fiktion gehört und im Widerspruch zu seinen Interessen steht. Der Fan heuchelt so gut wie sein Idol, das gehört zum Spiel mit der Identifikation. Das beschworene Gemeinwohl bleibt Fantasma, während die Politik der Zerstörung ganz reale Auswirkungen hat, so dass sich perspektivisch die Katastrophe einstellt, mit der der Populist seine Maßnahmen rechtfertigt.
(Aus meinem Notizbuch, letzter Absatz ergänzt am 10.10.2025)
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