Einmal war in der Grundschule von der Hebelwirkung die Rede, und weil wir in Bayern waren, hatte die Lehrerin zwei Maßkrüge mitgebracht und füllte sie - ein Zugeständnis an unsere Jugend - mit Wasser. Ich sollte den Krug so lange wie möglich in der gestreckten Hand halten, in Konkurrenz zu einem zweiten Kind, das den Bierkrug nah am Körper tragen durfte. Die Kraftprobe war zu meiner Überraschung kurz, die ausgestreckte Hand war für mich (obwohl „Stärkster der Klasse“) nicht lange durchzuhalten, im Gegensatz zu der körpernahen Haltung. Das Experiment hat sich mir eingeprägt. Ich finde, es lässt sich gut auf die künstlerische Arbeit übertragen. Sich mit einer Last vom eigenen Schwerpunkt zu entfernen hält man nicht lange durch, das ist die Hebelwirkung des Herzens. Und umgekehrt: nur wer bei sich bleibt, wird die großen Gewichte stemmen können.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen