01 November, 2010
Bechergröße
Eine haarige Angelegenheit: Kritik-Kritik.
Nachdem ich heute drei mal dieselbe Filmkritik des selben Autors in drei verschiedenen Bechergrößen habe lesen dürfen - die Frage, ob es nicht an der Zeit ist, den „amphibischen” Journalismus zu kritisieren. Ich weiss, die Zeiten sind schlecht, das Zeilengeld reicht nicht fürs Mindeste - aber im Baukastensystem wieder und wieder die selbe Metapher einzusetzen, einmal mit Begründung, einmal ohne - das kann es nicht sein. Ein guter Text hat keine beliebige Länge.
Ein bisschen wundert mich, warum sich bisher, dem Netz und seinen Möglichkeiten zum Trotz, keine Kritik der Kritik etabliert hat. Ich meine nicht das pauschale Schimpfen auf die „Journaille” (was in der Branche gerne betrieben wird), sondern die differenzierte Auseinandersetzung mit dem Schreiben anderer, die Weiterentwicklung wichtiger Argumente, der Streit, aber natürlich auch, wo nötig, die Benennung bestimmter Korruptionspraktiken, die Konter-Recherche.
Denn ja, ich glaube an die Bedeutung der Kritik als einer Werkstatt der Begriffe...
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Die größten Kritiker der Molche waren früher selber solche.
AntwortenLöschenHallo, wäre interessant zu erfahren, auf welche Kritiken sich der Post bezieht. Danke!
AntwortenLöschenDas ist durchaus nicht interessant, weil es ja wöchentlich passiert, die Zweit- und Drittverwertung von Texten. Teilweise in sogenannten Medienverbunden (bei Springer, Holtzbrinck usw.), teilweise, weil einzelne Freie für viele verschiedene Zeitungen zugleich schreiben. Es ist bestimmt auch nicht das Wichtigste Defizit der deutschen Filmkritik - aber als Symptom vielsagend.
AntwortenLöschenChristoph
Diese beiden oben skizzierten Varianten sind aber - und das muss ganz klar gesagt werden - zwei völlig unterschiedliche Paar Schuhe. In dem ersten Fall hat der Autor, oft ein freier Mitarbeiter, gar keinen Einfluss auf die Veröffentlichungspraxis der Verlagsgruppe wie auch auf die an dem Text vorgenommen Kürzungen ... zudem wird er zumindest bei einem der genannten Konzern dann auch noch nur für eine der Veröffentlichungen bezahlt.
AntwortenLöschenIm anderen Fall ist der Autor natürlich - wenigstens zu einem Teil - selbst verantwortlich. Angesichts der Situation der meisten freien Kritiker ist die Praxis der Mehrfach-Veröffentlichungen allerdings auch wieder verständlich. Sie bleibt aber sehr problematisch. Das muss der Autor dann mit sich selbst ausmachen.
Das entscheidende Problem ist dennoch ein systemisches und lässt sich mit dem Begriff "Ausbeutung" ziemlich exakt beschreiben.
Die fremdbestimmte Verwurstung hatte ich tatsächlich nicht bedacht. Leider erfährt der Leser ja sehr wenig über die Entstehungsbedingungen seiner Zeitung. Danke für die Klarstellung.
AntwortenLöschenHalte die Scheinpluralität im Politischen für noch ärger --- acht von zehn Artikeln gleichen einander aufs Haar, eine fatale Mischung aus Agenturmacht, Medienkonzentration und sinkenden journalistischen Standards.
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