09 Oktober, 2006

God Mode

Die Trailer-Seite, die ich regelmässig besuche, wird in Schüben mit neuer Ware aufgefrischt. Wenn ich in Stimmung bin, sehe ich mir alle neuen Trailer hintereinander an. Plots, Figuren, Posen verschwimmen dann zu einem Meta-Film, zugleich Ausblick und Psychogramm. Im Überblick werden Muster erkennbar, kollektive Erschütterungen, Moden und Rezepte.

Spätestens seit den 80er Jahren versucht Hollywood, die visuellen „Herausforderer” Comic, Werbung, Musikvideo und Computerspiel im Spielfilm zu verschmelzen, oft mit zweifelhaften Ergebnissen. Filme wie „Sin City” (Rodriguez) oder demnächst „300” (Snyder), „Pathfinder” (Nispel) oder auch „Apocalypto” (Gibson) bringen diese Alchemie auf ein neues Level. Exzessive Gewalt, extrem manipulative Musik und eine Kamerasprache, die spürbar vom unkörperlichen Blick des Computerspiels beeinflusst ist, feiern Wirklichkeitsverlust als Rausch. Vielleicht könnte man von einer Ästhetik des „God Mode” sprechen - also des Spielmodus', bei dem der Spieler unverwundbar ist.

Das Wirken-Wollen dieser Filme ist so zwanghaft, als würde sich der kommerzielle Druck, die „Bedrohung” durch andere Medien, selbst abbilden. Es tobt ein „totaler Krieg”, der alle Resourcen, die Aufmerksamkeit binden könnten, in Stellung bringt, sozusagen die letzte Glocke zu Geschützen schmilzt und dabei doch hinter der gleichgültigen Hoheit über Raum und Zeit, die das Computerspiel besitzt, zurückbleiben muss.

Dagegen Ozu denken: „To use is to misuse”.

www.apple.com/trailers/

3 Kommentare:

  1. Ganz der gleichen Meinung:
    Aber Hollywood richtet sich einzig
    und allein nach dem was "erfolg hat",
    und dass ist bei den etwas Jüngeren
    genau und eben nur das Kino des unkörperlichen Blicks, des Ingame-Trailers wie 300 und Spider-Man 3...
    Das kann sich bald ändern...
    Ich denke, das ist eine Phase: Die Verschmelzung von CGI und
    Film muss die Emotionen der Figuren nicht einer Spielmechanik unterordnen:
    Ich träume von einer Renaisscance,
    des Studiofilms a la Fritz Lang,
    von surreal echten Welten, die uns die Werkzeuge für
    ein Metropolis der 21.Jhd geben können.

    Georg

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  2. Und wie könnte ein Metropolis des XXI. Jahrhunderts aussehen?

    Neugierig:

    Christoph

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  3. Jetzt hast du aber einen Stein
    ins Rollen gebracht...
    Auch wenn es unmöglich ist...
    Versuche ich mal die Grundgedanke
    zu umschreiben...

    Das noch unbeanspruchte Thema
    der Science Fiction ist für mich die Neurochemie/informatik: Was ist, wenn wir durch Chemie/Elektromagnetische
    Wellen unseren Gefühlshaushalt steuern können/die Leistungsfähigkeit
    "verbessern" können/müssen/sollen ?

    Die "final frontier" liegt mit Sicherheit in der Erforschung des Gehrins & unserem Bewusstseins...
    Der geheimnisvolle Weg führt nach Innen, insofern eine romantische Idee ;)

    Was hat das mit Metropolis zun tun?

    A:) Technik
    Die Technik wie sie auch bei
    300 angewendet ist, erlaubt es zu einem Bruchteil des Geldes konstruierte Studiofilme zu drehen,
    der expressionistische "Kulissenfilm" der 20er könnte also eine Wiedergeburt erlangen, da
    er im "CGI-Gewandt" mit den Virtuellen Welten
    korrespondiert..

    B:) Inhalt

    Die Entwicklung des Internets
    kann zwei Wege einschlagen:
    a.) Eine unkontrolliertes
    Weltarchiv entsteht in dem völliger
    Informationsaustausch herrscht...
    b.) Das Internet muss totalitär
    kontrolliert werden.

    Könnte das nicht eine virtuelle Blockbildung zu Folge haben ?


    Soviel sei als Grundideen gesagt...
    wenn ich einmal mehr Zeit habe(nach ABitur) werde ich etwas genauer werden....

    mfg

    Georg

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