Suspense ist ein Antizipations-Spiel, in dem zwei konträre Ausgänge parallel entwickelt werden. Dabei ist es durchaus nicht immer so, dass uns nur einer wünschenswert erscheint. So will ich zum Beispiel, dass Marion Crane überlebt und will auch, dass Norman Bates den Mord begeht. Die Lustangst hofft auf beide vorgedachte Ausgänge, und vielleicht liegt die Spannung in der Unschärfe unserer Wünsche und nicht in der Ungewissheit des Ausgangs. (So ließe sich auch das Paradox auflösen, dass Suspense auch in der Wiederholung funktioniert.) Die Sehnsucht nach Vollendung erkläre ich mir als Ursache-Wirkungs-Romanze: Da wir permanent aus Ausschnitten der Wahrnehmung Zusammenhänge (re-) konstruieren, befriedigt es uns besonders, wenn unserer Antizipation recht gegeben wird, Ursache und Wirkung also eine Liaison eingehen. Ich sehe eine Tür fallen und will sie schlagen hören. Ich sehe einen Revolver, und will dass er feuert. Die Hoffnung gilt der Entladung, jenseits der Moral.
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