Diesem Reflex folgend habe ich 2005 auch in Los Angeles zuerst die Downtown aufgesucht, von der alle sagen, dass sie "nichts mit der Stadt zu tun hat” oder mindestens nicht mehr (für Berlin liesse sich dasselbe sagen). Und wirklich wirkten weite Teile dieser recht überschaubaren „Altstadt” wie abgehängt und vergessen, was sich nicht zuletzt an den vielen prachtvollen Kinos zeigte, die sämtlich von neuevangelistischen Kirchen (und Ramschläden) in Beschlag genommen waren.
Fotos: Nick Bradshaw |
Das schien mir vielsagend nicht nur, weil die Kinopaläste ihrerseits gerne sakrale Architektur zitieren, sondern auch, weil das Kino offensichtlich nicht mehr jenes Angebot sein will, das für alle offen ist, etwa für das mexikanische Subproletariat, das die Downtown heute bevölkert. Kino ist in den USA ein teures Vergnügen, eine Religion für die weisse Mittelklasse sozusagen, während die neuen Kirchen weniger wählerisch sind.
Daran musste ich denken, als man mir heute am Potsdamer Platz einen Flyer in die Hand drückte, der für eine englischsprachige Messe (mit deutscher Übersetzung!) warb, die dort sonntäglich im Saal eines Multiplexkinos stattfindet. Seelenloser kann man sich einen Versammlungsraum nicht denken, aber mir wurde versichert, dass die Musik „live” und die Stimmung „great” sei, auch eine Babybetreuung gäbe es.
Was tun, wenn sich niemand mehr versammeln möchte? Fußball, Oper, Kirche finden längst im Multiplex statt, nur die Filme sind schrecklich monoton und die alte (junge) Zielgruppe hat nicht mehr so viel Zeit und Geld wie früher oder verteilt die Ressourcen anders.
Wenn ich darüber nachdenke, wünsche ich mir ein Kino, Räume wie Filme, das nicht „Kirche” sein könnte.
Wenn ich darüber nachdenke, wünsche ich mir ein Kino, Räume wie Filme, das nicht „Kirche” sein könnte.
Zu verkaufen: Das Rialto.
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