Was wäre verführerischer, als erkannt werden?
2004 war ich in Hong Kong, als Anhängsel meines Debütfilms. Die Stadt war fußläufig nicht einfach zu erschliessen. Immer wieder mündeten Bürgersteige in Malls oder endeten in Sackgassen. „Öffentlicher Raum” spielte keine große Rolle. Einmal bin ich beim Queren einer großen Straße auf einer Verkehrsinsel gestrandet. Wie ich kam auch ein anderer Mann auf die Insel, von der anderen Seite. Er trug Turban und einen Punkt auf der Stirn, ein Inder aus dem Bilderbuch, dachte ich. Kaum hatte er mich erblickt, stürzte er ungläubig staunend zu mir. Statt zu sprechen stammelte er und deutete auf meine Stirn. Er schien ehrlich ergriffen von meiner Anwesenheit und fragte, ob er – bitte – auf meiner Stirn „lesen” dürfe. Ich war überrumpelt, fühlte mich geschmeichelt und erlaubte es ihm. In der Tiefe meines Herzens hielt ich es für möglich, der „Auserwählte” zu sein, als der ich behandelt wurde. Natürlich musste ich diese Eitelkeit dann teuer bezahlen. Der Mann wollte eine Menge Geld für seine Lektüre und wurde sehr barsch, als ich versuchte, zurückzurudern. Ich zahlte schliesslich – in dem Gefühl, es nicht besser verdient zu haben. Von seiner Version meiner großen Zukunft ist mir nur ein Satz geblieben: „You think too much”.
21 September, 2013
19 September, 2013
Kategorischer Imperativ
Gerade lese ich, dass die – denkmalgeschützten – Kantgaragen abgerissen werden sollen. Das darf nicht geschehen. Das Garagenhaus ist ein Höhepunkt der 20er Jahre Moderne in Berlin, es steckt voller aussergewöhnlicher Details und ist in seiner Art einzigartig. Die „Baufälligkeit”, von der die Besitzer sprechen, habe ich vor zwei Wochen (als wir dort eine Szene drehten) nicht feststellen können, wohl aber schwere Vernachlässigung. Offensichtlich werden seit Jahren die einfachsten Reparaturen unterlassen, in der Hoffnung auf irreparable Schäden. Das ist ein Skandal, der in Berlin Tradition hat. Man kann nur hoffen, dass Baustadtrat Marc Schulte diese billige Rechnung durchkreuzt.
11 September, 2013
Ohne Titel
Im Bild: Florian David Fitz als „Fabian”. |
Mein neuer Film, zur Zeit ohne Titel, ist seit dem Wochenende abgedreht. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, die Produktion mit Einträgen zu begleiten, aber unterwegs hat sich mein Mitteilungsbedürfnis weitgehend erschöpft. So oder so, der Dreh war eine gute Erfahrung und ich bin gespannt, wie die Sache ausgeht. Nächste Woche geht es in den Schnitt. Wünscht mir Glück!
Christoph
Update (3/14):
Der Film heisst DIE LÜGEN DER SIEGER.
10 September, 2013
Die Übertragung
Ich habe heute absichtslos zufällig ein Buch gekauft, eine graphic novel wie Autorencomics ja nun heissen, und bin so beglückt, dass ich die „Entdeckung” (die aber allüberall schon gelobt wird, wie eine kurze Googlei ergibt) gleich teilen möchte:
Manuele Fiors DIE ÜBERTRAGUNG (avant-verlag) ist, auf das oberflächlichste beschrieben, eine Science Fiction Geschichte über eine unheimliche Begegnung der dritten Art. Ausserirdische sind so ziemlich das Letzte, was mich lockt, aber das Genre ist hier der willkommene Vorwand, die Gegenwart neu und fremd zu sehen. Im Zentrum stehen Gefühle, vielleicht so wie es in LA JETÉE um Gefühle geht: als Erscheinungen, die uns besuchen. Wie zart und entschlossen hier Linien und Flächen in Spannung gesetzt werden, ohne dass die Grafik je in Formalismen erstarrte ... wie sehr man sich um die Figuren sorgt in all der Schönheit – das hat mich umgeworfen. Die Delikatesse der Zeichnung erinnert (und das ist der Olymp für mich) an Olaf Gulbransson und trifft wie schwerelos auf die Raumsprache Michelangelo Antonionis (dessen Filme Fior auch als Inspiration für den Band benannt hat) ... Toll.
Manuele Fiors DIE ÜBERTRAGUNG (avant-verlag) ist, auf das oberflächlichste beschrieben, eine Science Fiction Geschichte über eine unheimliche Begegnung der dritten Art. Ausserirdische sind so ziemlich das Letzte, was mich lockt, aber das Genre ist hier der willkommene Vorwand, die Gegenwart neu und fremd zu sehen. Im Zentrum stehen Gefühle, vielleicht so wie es in LA JETÉE um Gefühle geht: als Erscheinungen, die uns besuchen. Wie zart und entschlossen hier Linien und Flächen in Spannung gesetzt werden, ohne dass die Grafik je in Formalismen erstarrte ... wie sehr man sich um die Figuren sorgt in all der Schönheit – das hat mich umgeworfen. Die Delikatesse der Zeichnung erinnert (und das ist der Olymp für mich) an Olaf Gulbransson und trifft wie schwerelos auf die Raumsprache Michelangelo Antonionis (dessen Filme Fior auch als Inspiration für den Band benannt hat) ... Toll.
Abonnieren
Posts (Atom)