Zugegeben eine etwas schräge Perspektive, aber Autos sind eben nicht nur Gebrauchsgegenstände, sondern „Weltinnenräume“, in denen entscheidende Lebensmomente, vom ersten Kuss bis zum tränenreichen Abschied, stattfinden und geprägt werden. In Justine Triets ANATOMIE D’UNE CHUTE sagt Sandra Hüllers Figur einmal (frei nach Françoise Sagan): „Geld macht nicht glücklich, aber es ist schöner, in seinem Auto zu weinen als in der U-Bahn.” Bestimmte Designentscheidungen, Stichwort: Klappbare Sitze, haben die Art verändert, wie wir leben, lieben … und einkaufen. Autodesign ist Ausdruck einer Weltsicht und bis zu einem gewissen Grad auch „deutscher Lebensart“.
Filmemacher sind mit den Möglichkeiten dieser Räume besonders vertraut, denn Autos stellen einen attraktiven Widerspruch für das Kino dar: die möglichen Einstellungen sind extrem limitiert, aber innerhalb der Konvention werden kleine Unterschiede umso bedeutsamer, die räumlichen Zwänge sind dramatisch, auch weil Figuren nicht ohne weiteres anhalten oder aussteigen können, weshalb sich Autos als Orte der Angst und „Druckkammern der Gefühle“ (Christian Petzold) empfehlen, die Figuren sind gefesselt, aber werden bewegt – im Auto doppelt sich mithin die Disposition Kino, denn auch die Zuschauer tauschen Immobilität mit der Bewegung im „Fenster”.
Und obwohl ich selbst nicht Auto fahre und mein eigenes Leben nicht sehr „automobil” ist, und obwohl zumindest das traditionelle Drehen in Autos unbequem und unbefriedigend ist (zu eng, zu unflexibel, zu langsam, zu teuer etc), spielen Autos auch in meinen Filmen eine große Rolle. Zu meinem Vergnügen hier eine kleine Auswahl von Momenten auf Rädern:
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Das Taxi als Gefühls-Kapsel: Sarah Masuch in FIEBER (1999) |
Gefängnis oder Rettung? Sophie Conrad im Minibus in MILCHWALD (2003) |
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Berührt von der Hand des Staates: Constantin von Jascheroff versucht ein Lächeln im Polizeiauto in FALSCHER BEKENNER (2005) |
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Verpanzerte Gefühle: Robert Hunger-Bühler und Nicolette Krebitz lassen sich chauffieren in UNTER DIR DIE STADT (2010) |
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Container des Schicksals: Stefan Kurt im Gefangenentransporter in EINE MINUTE DUNKEL (2011) |
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Ein Dialog im Auto wird umkreist: Dreharbeiten für DIE LÜGEN DER SIEGER (2014) |
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Küsse hinter Glas: Thea Ehre in BIS ANS ENDE DER NACHT (2023) |
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Das Auto als Ort forcierter Entscheidungen: Sophie Verbeeck und Marc Limpach in LA MORT VIENDRA (2024) |
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