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Als Detective ‘Popeye’ Doyle in THE FRENCH CONNECTION. |
Ein Schauspieler, der ganz unmittelbar Kontakt zu seinem Publikum aufnimmt, der selbst nicht zu wissen scheint, wohin ihn sein Spiel führen wird, weshalb man mit allem rechnen muss. Einer, der zärtlich ist, und grausam, verletzlich und verletzend und manchmal alles zugleich. Ein Schalk, listig, brachial, sprunghaft, man kann ihm beim Denken zusehen, glaubt ihm aber auch das Tier, den Wahn, den Irrwitz. Kein im klassischen Sinne schöner Mann, aber einer, dessen Charisma und Energie die ungeschlachte, stolpernde Körperlichkeit immer wieder überholt. Unvergesslich ist mir seine scheppernde Stimme, die es immer ein bisschen zu eilig hat, zu Explosionen neigt, zu Zoten und Witzen, deren Timbre aber auch verführt. In allen seinen Rollen ist er jemand, dessen Präsenz die Gleichung verändert, ein Everyman, der einen Unterschied macht, mit mindestens zwei Seelen in der Brust.
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Als Privatdetektiv Harry Moseby in NIGHT MOVES. |
Als Erstes fällt mir Clydes Bruder ein, in BONNIE AND CLYDE (Arthur Penn, 1967), diese Mischung aus Witzbold und Urvieh, die Lunte, die Bonnie und Clyde erst zur Zündung bringt. Natürlich „Popeye”, in THE FRENCH CONNECTION (William Friedkin, 1971), den Hackman als einen Grobian und Besessenen spielt, als einen, der in der Kälte fluchend Hotdogs verdrückt, während Fernando Rey als Drogenbaron sich mit Genuss der Raffinesse der französischen Küche hingibt. Dieses Gefälle ist Ansporn für Popeye, er ist die Rache der Arbeiterklasse, ungehobelt, bauernschlau, all American. Zurecht sein bekanntester Film. In THE CONVERSATION (Francis Coppola, 1972) spielt er den scheuen Abhörmann voller Skrupel, obsessiv in seiner Geheimniskrämerei, ein Spezialist der Spezialisten, der verlernt hat, Mensch zu sein. Vielleicht meine Lieblingsrolle ist sein Detektiv mit Eheproblemen in NIGHT MOVES (Arthur Penn, 1975). Nachdenklicher, sinnlicher und sanfter als in seinen Paraderollen lernt man ihn als Einsamen kennen, dem man gerne ein Freund wäre. In UNFORGIVEN (Clint Eastwood, 1992) spielt er einen Sheriff als Kleinbürger, dem das Gesetz die Lizenz zum Sadismus gibt, ein schönes Echo auf Brandos einzige Regiearbeit ONE EYED JACKS (in dem Karl Malden eine verwandte Figur gibt) und vielleicht Hackmans furchterregendste Rolle. Und so könnte man weitermachen: THE ROYAL TENENBAUMS (Wes Anderson, 2001), SCARECROW (Jerry Schatzberg, 1973), THE FIRM (Sydney Pollack, 1993), CISCO PIKE (Bill Norton, 1972), EUREKA (Nicolas Roeg, 1983), TWILIGHT (Robert Benton, 1998), u.v.a. Er war ohne Zweifel einer der ganz Großen.
Wunderbar charakterisiert!
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