Bill Brandt: "Ear in landscape", 1957 |
Die Tonmischung ist wahrscheinlich die letzte große Unbekannte in der öffentlichen Wahrnehmung filmischer Arbeitsprozesse. Kein Wunder: jenseits von lauter und leiser ist schwer zu beschreiben, was in der Mischung passiert, auch weil das Hören unserer Ratio viel weniger Untertan ist als der Sehsinn. Dabei ist die Mischung von zentraler Bedeutung. Warum?
Weil sie, zum Beispiel, beeinflusst, wie nahe wir einem Charakter kommen, ob wir mit ihm atmen, seine Präsenz spüren oder nicht; zum Beispiel, weil sie uns räumlich orientiert oder desorientiert, uns spüren lässt, ob der Raum groß oder klein, naß oder trocken, und ob der Hubschrauber „von hinten” kommt; zum Beispiel, weil wir viel intimer im Dialog sind, als das realistisch wäre, und so an den Lippen der (Leinwand-) Mutter hängen, die ein letztes Mal sagt (oder auch nur denkt): „Pass gut auf deine Schwester auf”; zum Beispiel, weil wir sofort den sozialen Status einer Figur justieren, wenn das Radio einen schlechten Klang hat, das Fahrrad quietscht, die Tür nicht satt ins Schloss fällt.
Die Mischung ist so mächtig, gerade weil wir sie in der Regel nicht bewusst beurteilen. Und vielleicht kritisiert sie den Schnitt oder den Dreh oder das Leben weniger als dass sie eine Summe zieht, Perspektive gibt.
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