Ali Mitgutsch ist tot. Ich habe seine Bücher geliebt. Vor allem „Rundherum in meiner Stadt” (in dem das Vorbild München ziemlich eindeutig ist), aber auch „Bei uns im Dorf”, „Komm mit ans Wasser”, „Pirateninsel” und viele andere. Was mich so fasziniert hat war weniger das Prinzip des „Wimmelbuchs”, als der Versuch, ein Modell von Stadt, von Leben zu malen. Eine Überblickserzählung, die nicht auf Übersichtlichkeit hinausläuft. Und in der ganz verschiedene Lebensweisen und Konflikte, aber auch Fantasien Platz haben. Manche seiner Bücher habe ich mir von meinem Taschengeld in der Kinderbuchhandlung in der Bütenstraße gekauft; ich erinnere mich noch an das vom Abzählen warme Geld in meiner Tasche. Gleich um die Ecke von uns (und auch dieser Buchhandlung) hat er gewohnt, auch das hat mich als Kind beeindruckt: dass hinter diesen Büchern sozusagen ein Nachbar steckt. Danke für alles!
Im Bild oben: eine Doppelseite aus „Rundherum in meiner Stadt”, 1968. Beim Betrachten dieses Hauses habe ich oft über meine Berufswahl nachgedacht. Architekt (4. Stock links) oder Bildhauer (Erdgeschoß rechts)? Zahnarzt (3. Stock links) oder Bodybuilder (3. Stock rechts)? Oder vielleicht doch lieber Modefotograf (2. Stock links)? Im Buch finden sich aber natürlich auch Dreharbeiten (sogar auf dem Titelbild; hier ein Ausschnitt:)
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