Gerade noch erlaubt: die Katze täuschen. Aber die fällt nicht darauf rein. Eliott Gould in Robert Altmans THE LONG GOODBYE (USA 1973). |
Wenn man so umspült wird von einem Thema wie dieser Tage von Fußball, bleibt (trotz zuverlässigem Desinteresse) immer etwas hängen, ein Rest vielleicht, den man nicht bündig machen kann. Zum Beispiel habe ich irgendwo gelesen, die große Mehrheit der Zuschauer bewerte die beiden häufigsten Regelverstösse radikal unterschiedlich. Ein Foul (die absichtliche körperliche Beeinträchtigung des Gegners) würde demnach als „zum Spiel gehörig”, eine „Schwalbe” (die Antäuschung eines gegnerischen Fouls) aber als „grob unsportlich” gewertet.
Das fand ich bemerkenswert, beendet doch so manches Foul eine ganze Karriere, während Schwalben „nur” den Spielverlauf beeinflussen können. Warum fürchten wir die Täuschung mehr als den Schmerz? Vielleicht, weil er ein Angriff auf unsere Sinne ist. Weil er unsere Erzählung zersetzt.
So oder so, diese Zuschauermoral lässt problemlos auf das Kino übertragen. Wir sind oft erstaunlich willig, einen Täter ins Herz zu schliessen, aber wer würde die Partei eines Charakters ergreifen, der taktisch Schmerzen vortäuscht? Verstellung ist böse, Handeln ist gut, sagt das Kino. Und das, obwohl wir die Schauspieler, die ja nichts anderes tun als „Fouls antäuschen”, verehren wie Helden. Der scheinbare Widerspruch hat mit der Rahmung zu tun. Eine angekündigte Täuschung (Schauspiel) können wir geniessen, eine Schein-Reale macht uns Angst.
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