03 September, 2011
Prinzip Collage
Wenn der Film, als Material, das Medium der Transparenz war, (eine lichtgravierte Haut), dann ist das digitale Bild etwas viel Allgemeineres, nämlich Information - und damit nichts anderes als eine Zeile Code oder Text. Seltsam nur, dass die Ästhetik der Spezialeffekte, überhaupt das computergenerierte Bild, so nostalgisch daher kommt, historistisch sozusagen. Da werden vertraute fotochemische Artefakte imitiert, Nahtstellen peinlich genau retouchiert und mit Gittermodellen wird der Perspektive gehuldigt. Mir schiene es reizvoller, statt auf CGI-„Realismus” zu setzen das Prinzip Collage schamlos auszustellen.
Kürzlich habe ich Karel Zemans BARON PRÁSIL (CSSR, 1962) zum ersten Mal gesehen, ein wunderbarer Münchhausen-Film, der Zeichnungen und Stiche, Wolkenbecken und Viragierung, Realfilm und Trick auf charmante Art mischt, ohne aus seinen Mitteln je einen Hehl zu machen. In dieser Tradition Abenteuerfilme zu machen, Weltraummärchen, Heldensagen würde mir Spaß machen. (BARON PRÁSIL ist z.Z. auf Youtube zu finden, die deutsche DVD gibt es zum Beispiel hier).
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Es gibt einen französischen Kurzfilm, der die üblichen digitalen Kompressionsartefakte zur Visualisierung von Gedächtnislücken nutzt. Den Film (habe den Titel vergessen) fand ich ansonsten langweilig, aber die komprimierten Einstellungen grandios. Zum Beispiel tapetenartige Muster oder zum "Bild" asynchrone Bewegung; beides erinnerte mich unheimlich an eigene Träume.
AntwortenLöschenEin anderes gelungenes Beispiel für Nutzung einfacher digitaler Techniken ist der computergenerierte Kurzfilm "Please Say Something". Er nutzt ausschließlich simple Töne, ca. 16 Farben und minimale Polygone in einer isometrischen 3D-Welt, und erzeugt emotionale Gänsehaut (wenn auch auf eher konventionellem Wege).
Ich nehme an, dass bestimmte digitale Techniken, die auf unkomplizierte Art, sozusagen als Seiteneffekt, eine besondere Ästhetik abseits des Mainstream-"Realismus" erzeugen, in den kommenden Jahren vom Mainstream vereinnahmt und konventionalisiert werden, ähnlich wie das z.B. mit analoger Fehlbelichtung und Ausbleichung geschehen ist (wird ja z.B. genutzt als Nostalgie-"Look").