13 Oktober, 2009

Im Schneideraum



Robert Hunger-Bühler und Nicolette Krebitz in meinem neuen Film UNTER DIR DIE STADT (2010).


Regisseure müssen oft darüber sprechen, was sie machen, vorhaben, erreichen wollen, und mit den Jahren legt man sich dafür ein Handwerkszeug zurecht, eine Erzählung, die Türen öffnet, weil sie Fantasien auslöst bei den Ermöglichern, den Mitarbeitern und natürlich auch in einem selbst.

Diese mehr oder weniger schillernden Prospekte haben selten wirklich damit zu tun, was die Filme am Ende ausmacht; schon weil wir selber nicht wissen, was unter einem Plot, einem Motiv, einer Figur brennt, weil wir die Bedingungen nicht kennen, unter denen der Film letztlich entstehen wird, aber natürlich auch, weil wir im Gegenüber etwas zum Leuchten bringen müssen, was dort schon angelegt ist.

Wir sind also falsche Propheten, Scharlatane (um dieses schöne Wort am Leben zu erhalten), und wir müssen es sein, denn nichts ist tödlicher für das Unternehmen Film als Zuverlässigkeit.

Mein neuer Film UNTER DIR DIE STADT befindet sich zur Zeit im Schneideraum, ein Ort, der die Illusionen, die diesen Film möglich gemacht haben, kühl hinterfragt, ein Ort auch, in dem sich Wirkungen beweisen müssen, auf die man zuvor nur gehofft hat.

Ich mag die Arbeit am Schnitt, weil sie weniger logistisch ist als das Drehen, endlich kann man über das Material verfügen. Befreiend, dass das teuer erkaufte Bild nicht schwerer wiegt, als das unaufwändige oder zufällige, in der zusammengesetzten Erzählung. Aber das Schneiden ist auch quälend, weil man zur Inventur gezwungen wird. „Das ist alles?” fragt man sich mitunter, wundert sich über die eigene Blindheit und plötzlich fallen einem wunderbare Regieanweisungen ein, zu spät.

Szene für Szene gehen wir, Stefan Stabenow und ich, durch den Film, skizzenhaft werden die Einstellungen verknüpft, lose aneinandergehängt, in einem ersten Durchgang. Ich frage mich immer wieder, welchen Film ich eigentlich gemacht habe, welches Bild für das Ganze stehen kann, was der Eindruck sein könnte, den man mitnimmt, nach dem Film, wenn er einmal fertig sein wird.

Das Bild oben, aus dem letzten Drittel des Films: die beiden Liebenden auf dem Boden, aufgerauht, verwundet – das könnte für mein Gefühl zu den Nachbildern gehören, die übrig bleiben. Hoffentlich. Aber wie gesagt: Regisseure sind falsche Propheten. Lassen wir uns überraschen. Ich bin gespannt.

7 Kommentare:

  1. hurra endlich gibt´s mal wieder was...

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  2. Sieht wirklich toll aus, das Still!!! Ich freue mich schon sehr auf den Film. Ben

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  3. Endlich ein neuer Blogeintrag!
    Ich studiere selber Regie,
    und es stimmt, man ist falscher Prophet.
    Die Screenshot sieht aus wie Cinemoscope, worauf hast du gedreht?

    Ich kann es kaum erwarten den Film zusehen, wohl dessen bewusst das es,
    da ich in keiner Großstadt lebe,
    wohl auf eine dvd hinauslaufen wird.

    Alles Gute

    Georg Boch

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  4. Hallo--
    ein schoenes erstes Bild, das "Seh-Hunger" auf mehr macht! Viel Glueck beim Schneiden.
    Gruesse,
    Marco

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  5. Bin sehr gespannt .....
    Gibts schon ein geplantes Festival oder sogar einen Starttermin?

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  6. Hallo Georg,

    wir haben auf der RED gedreht, im Scope-Format.

    Hallo Philipp,

    voraussichtlicher Kinostart ist Herbst 2010.

    Grüße,

    Christoph

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  7. Hallo! Ich bin auch sehr auf den Film gespannt und glücklich darüber, dass ich in Düsseldorf dabei sein durfte vor und hinter der Kamera eine tolle Erfahrung, die sehr viel Spass gemacht hat. Finde Deine Arbeit Klasse Christoph - Danke nochmal! LG aus Ma, Katja Weber

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