So sieht also ein Film aus, der die Lager vereint. Ein „Kinowunder”. Die „Rettung” des deutschen Films. Ein wenig bin ich erleichtert, weil in der Presse der Eindruck entstanden war, der Film sei so scharf wie publikumsaffin – und mir diese Kombination im deutschen Film unerreichbar erschienen war. Aber nein, scharf ist der Film nicht, oder „beißend”, er macht es seinem Publikum leicht, rennt offene Türen ein.
Mein größtes Problem, von der ersten Minute an: das naturalistische Spiel, das additive Realismus-Konzept, das mit Wiedererkennungseffekten punkten will, aber bei mir fortwährend Abstoßungsreaktionen hervorruft; was so nahe am Leben ist, muss doppelt künstlich wirken, weil es sich permanent mit der eigenen Anschauung kurzschliesst. Und auch wenn der Ton erstaunlich oft stimmt, der Film wirklich genau gearbeitet ist, stimmt er eben beileibe nicht immer, und übrigens oft dann nicht, wenn es um die Welt der Deals, der Wirtschaft geht.
Und wo die Stimmigkeit zu Anfang vor allem ein bisschen langweilig ist, werden die Misstöne in der Beschreibung der Unternehmer und Unternehmensberater tendenziell denunziatorisch – was vielleicht auch der Tatsache geschuldet ist, dass hier Recherche vor Erfahrung geht. Dass „Managertypen” eigentlich Hanswurste sind, ist im (deutschen) Kino ohnehin Konsens.
Natürlich bleibt der Film auch sonst nicht durchweg „realistisch”. Allerdings versucht die Regie immer, allegorische Ideen ins Alltägliche zu überführen. Der Film fürchtet sich vor Lücken, will nahtlos sein – und diese integrierte Oberfläche ist es vermutlich, die Vielen als das eigentlich „Meisterhafte” gilt. Auch mich beeindruckt die zuverlässige Textur des Films, das „Landschaftliche” – richtig finde ich sie nicht.
Natürlich bleibt der Film auch sonst nicht durchweg „realistisch”. Allerdings versucht die Regie immer, allegorische Ideen ins Alltägliche zu überführen. Der Film fürchtet sich vor Lücken, will nahtlos sein – und diese integrierte Oberfläche ist es vermutlich, die Vielen als das eigentlich „Meisterhafte” gilt. Auch mich beeindruckt die zuverlässige Textur des Films, das „Landschaftliche” – richtig finde ich sie nicht.
Geärgert hat mich dann im Verlauf vor allem die Motivlinie der Eigentlichkeit. Die Unternehmenswelt nimmt wenig überraschend die Rolle des Entfremdeten ein, während das Echte sich natürlich im „primitiven” und „ursprünglichen” Rumänien findet und ein wenig noch in den Scherzen des Vaters, die aber nicht umsonst erst über den Umweg der titelgebenden Kunstfigur ganz zu sich kommen. Dieser Gegensatz – die Falschen gegen die Echten – ist ein kleinbürgerliches Missionars-Klischee letztendlich.
Der Film tut so – und da ist er sich mit der deutschen Öffentlichkeit ganz einig – als könnte es ein anständiges, ursprüngliches Außen geben. Gleichzeitig sichert er sich gegen weitergehende Forderungen ab, indem er die Unternehmensberater-Tochter den Zusammenhang unseres Wohlstands mit den Ausbeutungsverhältnissen anderswo als alternativlos behaupten lässt. Merkel-Kino? Durchaus.
So wie der Missionar die armen Heiden insgeheim dafür bedauert, dass der Fortschritt, den er bringt, ihnen ihre „Ursprünglichkeit” rauben wird, so lässt uns Maren Ade die „Echtheit” der Hinterwäldler Rumäniens bestaunen, die in der Großfamilie Ostereier malen. Nicht mehr lange!
So wie der Missionar die armen Heiden insgeheim dafür bedauert, dass der Fortschritt, den er bringt, ihnen ihre „Ursprünglichkeit” rauben wird, so lässt uns Maren Ade die „Echtheit” der Hinterwäldler Rumäniens bestaunen, die in der Großfamilie Ostereier malen. Nicht mehr lange!
Gleichzeitig macht der Film da weiter, wo die ersten zwei Filme aufgehört hatten. Die Tonart zwischen heiter und wolkig, die Betonung des Peinlichen als letztes Reservoir der Wahrheit, der Portraitmodus der eigenen Generation gegenüber, die Zugewandtheit zum Provinziellen. Das völlige Desinteresse auch an filmischer Form, oder jedenfalls an einer Form, die sich selbst thematisieren würde.
Um Missverständnisse zu vermeiden: Der Film hat blendende Details und ist unbedingt sehenswert. Für die politische Instrumentalisierung seines Erfolges kann er nichts. Aber ich sehe den Film als Rückschritt gegenüber Maren Ades früheren Arbeiten, die ich weniger versöhnlich in Erinnerung habe.