29 Oktober, 2010

Séance im Fernsehen




Zwei Bilder aus meinem Kurzfilm SÉANCE.

DEUTSCHLAND 09 - und damit auch mein Beitrag SÉANCE - läuft am 10. November um 22:45 auf Arte. Die ARD wiederholt den Film am 21.11.2010 um 0:20h.

27 Oktober, 2010

Boxring im Wohnzimmer





Fritz Langs Haus in Berlin Dahlem - mit dem berühmten Boxring im „Wohnzimmer” -, wie es das Magazin „Die Dame” in den 20ern veröffentlichen durfte. Lang muss damals wirklich eine Art Popstar gewesen sein...

(Das Haus in der Schorlemmerallee existiert übrigens noch. Die Bilder sind Youtube-Screenshots einer konventionellen, aber gut informierten Doku von Artem Demenok, in der sich u.a. Jean-Marie Straub und Claude Chabrol über Lang äussern.)

25 Oktober, 2010

Georg Seeßlen:

„Kann das Kino überhaupt etwas Relevantes über den Kapitalismus sagen? Ist es nicht vielmehr bis in die Technik, bis in die Organisation des Publikums, bis in die Bildersprache hinein sein perfekter Ausdruck? Gehen wir nicht gerade ins Kino, um vom Kapitalismus abzusehen, während wir ihm dienen?”

Aus Seeßlens Text „Geld ist ein Spiel” in der Printausgabe des aktuellen Freitag.

23 Oktober, 2010

Jonas im Netz


Jonas Mekas

Jonas Mekas, lebende Legende des Tagebuchfilms, Poet, Aktivist, Gründer der Anthology Film Archives und der Filmmaker's Coop, betreibt seit Anfang 2010 eine eigene Website, jonasmekasfilms.com, die voller Fundstücke, Überraschungen und Wunder ist und, zum Beispiel, Freunde dabei zeigt, wie sie (ziemlich lustige) Witze erzählen. Ein Besuch lohnt sich.

Gegenwartskino / HFF Potsdam


Robert Hunger-Bühler als Roland Cordes.

DONNERSTAG, 25.11., 17:00 UHR
HFF KINOSAAL/1104
http://www.hff-potsdam.de/

In der Reihe Gegenwartskino des Studiengangs Regie läuft mein Film
UNTER DIR DIE STADT. Anschließend gibt es ein Werkstattgespräch.

(Deutscher Kinostart ist der 31.03.2011.)

17 Oktober, 2010

Thomas Brasch:

„Der Umstand, dass ich diesen Preis aus den Händen des bayerischen Ministerpräsidenten, dessen politische Haltung der meinen entgegengesetzt ist, annehme, hat unter meinen Freunden zu Auseinandersetzungen geführt. Ich möchte hier erklären, warum ich die Annahme oder Ablehnung dieses oder jenes Preises für ein sekundäres Problem halte, hinter dem ein Wichtigeres zu Tage tritt.

Unter den Widersprüchen, die unsere Zeit taumeln lässt - zwischen Waffenstillstand und Krieg, zwischen dem Zerfall der Ordnung, die Staat heißt, und ihrem wütenden Überlebenskampf, zwischen dem Alten, das tot ist, aber mächtig, und dem Neuen, das lebensnotwendig ist, aber nicht in Aussicht - scheint der Widerspruch, in dem ich arbeite, ein Geringer: gleichzeitig ein Denkmal zu setzen dem anarchischen Anspruch auf eigene Geschichte und dies zu tun mit dem Wohlwollen derer, die eben diesen Versuch unmöglich machen wollen und müssen - der Herrschenden nämlich.


FJS und Thomas Brasch 1981.

Obwohl wie gesagt nicht der wichtigste Widerspruch ist er doch für den, der ihm ausgesetzt ist, der mit dem Geld des Staates arbeitet und den Staat angreift, der den subversiven Aussenseiter zum Gegenstand seiner Arbeit macht, und sich selbst zur gleichen Zeit zu einem Komplizen der Macht, ein Entscheidender. Er ist der Widerspruch der Künstler im Zeitalter des Geldes schlechthin - und er ist nur scheinbar zu lösen mit dem Rückzug in eine privatisierende Kunstproduktion, oder mit der Übernahme der Ideologie der Macht.

Beides sind keine wirklichen Lösungen, denn sie gehen dem Widerspruch aus dem Weg – und die Widersprüche sind die Hoffnung. Erst sie ermöglichen, den Bruch, der durch die Gesellschaft der Leistungen und der staatlichen Macht geht, und durch jedes einzelne ihrer Glieder, in ihrer ganzen Größe zu erkennen. Diese Gesellschaft hat sie geschaffen, hat die Künste in die Zerreissprobe zwischen Korruption und Talent geschleift. Und nicht die Künste werden diesen Widerspruch abschaffe - sie können sich ihm nur aussetzen, um ihn besser zu beschreiben - sondern alle Kräfte, die zur Abschaffung der gegenwärtigen Zustände beitragen, die keine menschenwürdigen sind. Davon handelt mein Film, auch wenn er von Kriminellen handelt, aber die Kriminalität ist der urwüchsigste Ausdruck der Auflehnung. (...)”

Zitiert nach der Fernsehaufzeichnung der Verleihung des Bayerischen Filmpreises 1981.

Manifest

Klaus Lemke hat ein Manifest geschrieben. Die üblichen Sprüche, straßenwürzig vorgetragen, natürlich in Großbuchstaben:

„ (...) 13 JAHRE STAATSKINO UNTER ADOLF UND DIE LETZTEN 40 JAHRE STAATLICHER FILMFÖRDERUNG HABEN DAZU GEFÜHRT, DASS DER DEUTSCHE FILM SCHON IN DEN SIEBZIGERJAHREN AUF KLASSENFAHRT IN DER TOSKANA HÄNGENBLIEB; DASS AUS REGISSEUREN SOFT SKILLS-KASTRATEN UND AUS PRODUZENTEN VEREDELUNGSJUNKIES WURDEN.
WIR BAUEN DIE SCHÖNSTEN AUTOS.
WIR HABEN DIE SCHÖNSTEN FRAUEN.
ABER UNSERE FILME SIND WIE GRABSTEINE.
BRAV. BANAL. BEGÜTIGEND. GOETHEINSTITUT.
ABER FILM IST KEINE AUSSTERBENDE TIERART. FILM IST AUCH KEIN INTELLIGENZBESCHLEUNIGER. FILM MUSS NOCH NICHT MAL GUT SEIN.
FILM MUSS NUR WIRKEN. (...)”

Davon abgesehen, dass „Film muss nur wirken” völliger Quatsch ist - das Traurige ist doch, dass Lemke, der immer wieder mal einen tolldreist schönen Film macht, eben keine Alternative weiss. Seine Filme kommen schon lange nicht mehr ins Kino, sind Marginalien auf dem DVD-Markt, finden ihr bescheidenes Publikum im gebühren-finanzierten Fernsehen oder auf (geförderten) Festivals. Trotz der Tatsache, dass er sehr billig produziert (und nur minimale Gagen zahlt), hängt er letztlich - wie wir alle - am Geldhahn der Öffentlich-Rechtlichen. Der Unterschied ist, dass er sich dafür schämt.

Ich schäme mich nicht, finde im Gegenteil, dass sich die kulturelle Förderung, die wir uns leisten, (immer wieder) lohnt, im Theater, in der bildenden Kunst und natürlich auch im Film, mehr noch, dass wir sie brauchen, um - als demokratisch verfasste Gesellschaft - ein Bild zu haben von uns, unseren Leben und Widersprüchen, Material haben, mit dem wir uns beschreiben und in den Konflikt gehen können.

Natürlich gibt es einen Grundwiderspruch zwischen der Kunst und der Macht, zwischen dem Film und den Institutionen, und natürlich produziert Fördermacht Gehorsam - aber der Rückzug des Staates, die „Dynamik des Marktes” ist keine Lösung, und war es nie.

Thomas Brasch hat das Dilemma zwischen Kunst und Staat gut auf den Punkt gebracht, 1981, bei der Verleihung des Bayerischen Filmpreises. Ich habe mir eben die Mühe gemacht, seine Rede abzutippen ... „Widersprüche sind die Hoffnung”. Siehe oben.


Update: Eine Reaktion von Wolfgang Büld auf Lemkes Text.

What was on


Ein Bild aus der Serie „What was on”: Fernsehfotografien.

Rainer Knepperges empfiehlt auf newfilmkritik Square America, die sehenswerte Website des US-amerikanischen Fotosammlers und -kurators (wenn ich das recht verstehe:) Michael Williams, die sich dem alltäglichen Amerika im Spiegel privater Fotografien und Schnappschüsse verschrieben hat. Ein unerschöpflicher Fundus...

Ein paar Empfehlungen aus der Fülle: Defaced, Doubletake, Smoke, Laughter.

Mediensprech (1):

„Der Produzent, der einen integrierten Verwertungsapparat unterhält, kann das Produkt über die Auswertungskaskaden zirkulieren lassen.”

(Helmut Kloiber im Interview; Quelle: Blickpunkt Film)

13 Oktober, 2010

Bewegung schreiben ...




Apropos „Bewegung schreiben”: zwei Beispiele aus der Geschichte der Tanz-Notation. Hier eine Leserempfehlung zum Thema.



Typische Bewegungsskizze, wie sie bei mir am Set entsteht.

Notation



Geoffrey Jones (1931-2005), der seit den 50ern - meist im Dienst der Industrie - ganz erstaunliche Montagefilme gemacht hat (eine Empfehlung: SNOW, 1963), erklärt sein System der Vorbereitung anhand seines SEASON PROJECT (1980).




Zuerst wird der Soundtrack visualisiert bzw. in mögliche Montageeinheiten zerlegt.




Daraus geht dann ein weitgehend abstrakter „Vis Guide”-Film hervor, der die Grundlage für die zu drehenden (oder im Archiv zu suchenden) Einstellungen darstellt.




Die Bewegungsmuster der Realbilder entsprechen in etwa den Bewegungslinien des „Vis Guide”. Das Ergebnis ist eine rhythmisch-dynamische Montage, die weitgehend frei von inhaltlicher Dialektik ist.

(Alle Bilder: „Geoffrey Jones: The Rhythm of Film”, DVD bfi)