10 Juni, 2016

Gefühle im Dunkeln


Okay, irgendwie ist das Kino „eine moralische Anstalt”. Aber wir Zuschauer sind Täter und Opfer und Zeugen und Geschworene und Richter zugleich. Die Gewaltenteilung lässt sich im Dunkeln nicht durchsetzen, scheint es.

Entsprechend fallen die Urteile aus. Verrat wird regelmäßig höher bestraft als Mord. Gewalt gegen „die Richtigen” ist fast immer willkommen. Und kaum etwas erscheint uns verachtenswerter als Selbstmitleid. Wer wehleidig ist, hat von vorne herein verloren. 

Und das wundert mich dann doch, wenn das Licht wieder angeht. Sicher, das ist auch im wirklichen Leben keine schöne Eigenschaft, aber doch harmlos. Warum löst es im Kino so viel Hass aus?

Ich glaube fast, wir fürchten im Wehleidigen uns selbst - und „investieren” Gefühle in selbstlose Helden, weil sie uns ihr Leid ersparen. Ein ziemlich verführerisches Kompensationsgeschäft.

„Warum verkauft sich das Sentimentale im Kino, wenn nicht, weil uns unsere eigene Empfindsamkeit rührt?” (*)

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