17 Dezember, 2007

# 17















Seit einer guten Woche im Handel: Revolver Heft 17.
Schwerpunkt: Dokumentarfilm.

Inhalt:
Interview: Volker Koepp
Interview: Laura Waddington
Klaus Wildenhahn: Aus dem Zettelkasten
Interview: Julia Loktev
Thomas Harlan: Wandersplitter
u.a.

Es lohnt sich!

15 Dezember, 2007

Graf:

„Die Nähe von Theater und Film, die das deutsche Kino so lange - und auch oft so nervensägend - prägte, ist ja heute fast komplett verschwunden. Wir halten den Ball beim Schauspielen dermaßen flach zur Zeit im deutschen Film, wir reagieren wie überempfindsame Nervenpatienten auf alles, was an Schauspielerei vielleicht zu viel sein könnte, zu laut, zu groß, zu erfunden, dass wir sozusagen alles rohe Fleisch der Menschendarstellung aus den Filmen verbannen - wie von EU-Gesundheitskommissaren dazu verdonnert. Der deutsche Schauspieler heute ist im Allgemeinen leise, dezent und haucht seine wichtigen Sätze künstlerisch wertvoll. Er wirkt - mit wenigen Ausnahmen natürlich - wie ein von einem ganz strengen Naturalismusgebot zu Tode gehetztes Wild.”

Dominik Graf heute in der FAZ

14 Dezember, 2007

Es fehlen: Leute, die falsch singen und gut aussehen dabei

In dem Buch BESTANDSAUFNAHME: UTOPIE FILM (1983) gibt es eine „Liste des Unverfilmten”, die zu Recht eine gewisse Berühmtheit erlangt hat. Die Filmkritikerin Claudia Lenssen zählt darin auf, was im deutschen Kino alles fehlt. Sechzehn Seiten lang entblättert sie ihre unerfüllten Sehnsüchte; am Ende hat man das Gefühl, man könnte die Liste beliebig fortsetzen.

Viele der Dinge, die sie damals vermisst hat, gibt es immer noch nicht. Einige wenige sind inzwischen recht und schlecht verfilmt. Aus irgendeinem Grund spürt man immer einen Mangel im deutschen Kino.

Die andere Seite dieser Medaille sind Nischen, in denen man sich ständig auf die Füsse tritt, bei heimeliger Nestwärme. Ich denke dabei nicht nur an die geschichtspornografischen Exportschlager, die womöglich baugleich sein wollen, sondern auch und gerade an, wie soll ich sagen, „unsere” Filme - mit der Freiheit auf den Fahnen.

Dominik Graf hat einmal vom deutschen Genre des „Schneewitchenfilms” gesprochen; die Unterkategorien „stumme Teenager” und „entgleiste Frauen” sind dabei besonders populär. Ich weiss wovon ich spreche: in beiden Feldern bin ich schon aktiv gewesen.

Stumme Teenager:
DIE INNERE SICHERHEIT (Petzold, 2000), LOVELY RITA (Hausner, 2001), BUNGALOW (Köhler, 2002), KLASSENFAHRT (Winckler, 2002), FALSCHER BEKENNER (Hochhäusler, 2005), LUCY (Winckler, 2005), PING PONG (Luthard, 2006), FRÜHER ODER SPÄTER (v. Ribbeck, 2007), DIE UNERZOGENEN (Marais, 2007) usw.

Entgleiste Frauen:
DIE UNBERÜHRBARE (Röhler, 2000), IDENTITY KILLS (Voigt, 2003), MILCHWALD (Hochhäusler, 2003), MARSEILLE (Schanelec, 2004), DER WALD VOR LAUTER BÄUMEN (Ade, 2003), SOMMER 04 (Krohmer, 2006), MADONNEN (Speth, 2006), VALERIE (Möller, 2006), MONTAG KOMMEN DIE FENSTER (Köhler, 2007), YELLA (Petzold, 2007) usw.

So gut ich viele dieser Filme finde, so befremdlich erscheint mir die thematische Enge. Natürlich lässt sich keiner der Filme auf so pauschale Überschriften reduzieren - die Aufzählung ist Polemik! - und natürlich sind die Filme im Detail oft sehr eigenartig, persönlich und genau, aber man ertappt sich doch dabei, über das Gegenteil nachzudenken und Sehnsüchte zu entwickeln. Womit wir wieder bei Claudia Lenssens Liste wären.

11 Dezember, 2007

Auf Gefahr geeicht...



















Wie universell ist unser Interesse für Konflikt? Ist eine Konfrontation „einfach nur unterhaltsamer” oder sagt sie auch mehr als eine „friedliche” Arbeitssituation zum Beispiel?

Ein wichtiger Faktor ist zweifellos unser Instinktapparat, der auf Gefahr geeicht ist. Nicht umsonst steht die „perverse” Intimität mit dem Tod im Zentrum des Kinos. Alles dreht sich um die Paradoxie, zugleich beteiligt und ausser Gefahr zu sein.

Die Ökonomie der Aufmerksamkeit interessiert sich für Todesnähe, denn was uns gefährdet (oder zu gefährden scheint), prägt sich ein.

Was Konflikt darüber hinaus anziehend macht, ist die Tatsache, dass sich die Narration im Sog der Gefahr „schliesst”, ein Leben unter Druck plötzlich „notwendig zusammenhängt”...

...was sich womöglich auch auf unseren Alltag anwenden lässt. So wie uns das Kino eine Bewegung vortäuscht, lassen wir uns - süchtig nach Zusammenhängen - von der Beschleunigung durch die Marktkräfte blenden.

Unser Glaube ist auf Veränderung aus.

01 Dezember, 2007

Godard:

„Ich sage nur, dass die meisten Regisseure und Dreiviertel der Leute, die jetzt in Berlin Preise bekommen, die Kamera nur benutzen, um selbst zu existieren. Sie benutzen sie nicht, um etwas zu sehen, was man ohne Kamera nicht sieht. So wie ein Wissenschaftler manche Dinge nicht ohne Mikroskop erkennen kann. Oder der Astronom manche Sterne nicht ohne Teleskop.”

Jean-Luc Godard im Gespräch mit Katja Nicodemus (http://www.zeit.de/2007/49/Interview-Godard?page=all)