29 Januar, 2008

Tearjerker Inc.

Ich habe für den Film-Dienst eine kleine Polemik geschrieben. Thema: „Gefühlsindustrie”. Inzwischen kann man den Text hier nachlesen.


21 Januar, 2008

Serge Daney:

„Die Filmgeschichte kann ohne weiteres im Gleichklang von Eintritt ins Kino und Eintreten ins Bildfeld erzählt werden. Es ist bekannt, dass um die Mitte des Jahrhunderts (Nachkriegszeit, Fernsehen) immer weniger Leute in bereits zu vielen Sälen Filme gesehen hatten, in denen immer weniger Leute mitwirkten. Dieses geschrumpfte Schauspiel nannte man modernes Kino. Und was erzählt L'AVVENTURA anderes als folgende Lokalnachricht, die symptomatisch ist: Aus einer kleinen Gruppe von Figuren verschwindet eine ganz einfach. Der moderne Film war in Europa mehr als anderswo ein echter Spiegel des Aufschwungs der Wirtschaft und des entstehenden Individualismus. In dieser romantischen Entstehungszeit wird der „Autor” zum Helden. Der Autor, so mußte es zwangsläufig kommen, hat den Hang, die Leute, die er kennt und die ihm ähnlich sind, zu filmen – einzeln. Was zählt, ist nicht die Anzahl der Komparsen, sondern der authentische Blick eines einzelnen.”

Aus dem Aufsatz „Für eine Kino-Demographie” (1988). Nachgelesen in dem bei Vorwerk 8 erschienen Daney-Buch „Von der Welt ins Bild”, S.63. (Auf den Text hat mich Ulrich Peltzer hingewiesen – Danke!)

18 Januar, 2008

10 Jahre Revolver






















10 Jahre Revolver - 10 Jahre 'Theorie der Praxis'

Wir feiern und alle Leser, Mitstreiter, Freunde und Sympathisanten sind herzlich eingeladen.

Montag, den 11.02.2008 // ab 22 Uhr
Festsaal Kreuzberg // Skalitzer 130
direkt am U-Bhf Kottbusser Tor (U1, U8)
Eintritt 3 Euro

Live: PASADENA PROJEKT & SOFFY O & GINA D'ORIO
Turntables: Claudia Basrawi, Soffy O, Gina D'Orio
Ersatzbank: Mario Mentrup

06 Januar, 2008

Fear(s) of the Dark













Ich habe mich immer gewundert, warum die Ästhetik der Handzeichnung nie wirklich Einzug in den Mainstream-Animationsfilm gefunden hat. Der raue Strich eines Mattotti oder die Abstraktion eines Charles Burns etwa müssten sich doch auch in Bewegung setzen lassen, dachte ich.

Womöglich scheiterte das bisher an den Kosten (und an der Technik) - jetzt aber gibt es einen Episodenfilm, der sechs Animationen großer Comic-Stylisten versammelt und dabei auf die direkte „Mobilisierung” der statischen Comic-Vorlagen setzt - ganz ähnlich übrigens wie „Persepolis” (der Film) von Marjane Satrapi und Vincent Paronnaud *.

Der Film heisst „Fear(s) of the Dark” und enthält Beiträge von Blutch, Charles Burns, Marie Caillou, Pierre di Sciullo, Lorenzo Mattotti (Bild) und Richard McGuire. „Artistic Director” war Etienne Robial, ein Grafiker, den die „Galerie Anatome” einen „Architekten des Bildes” nennt, der stets „unsichtbar im Dienst anderer Künstler” sei.

Auch wenn man bedauern mag, dass nicht versucht wurde, eine ganz andere, eben filmische Zeichnung zu entwickeln - was eine auch handwerkliche Auseinandersetzung der Künstler mit dem Medium Film bedeutet hätte - überzeugt das Ergebnis (soweit es der Trailer erahnen lässt) auf Anhieb, finde ich.

Fear(s) of the Dark

Trailer online auf www.celluloid-dreams.com
www.fearsofthedark-themovie.com
www.myspace.com/peursdunoir

* siehe auch: NYTimes-Feature über die Ästhetik von „Persepolis”
http://www.nytimes.com/packages/html/movies/
20071225_PERSEPOLIS_FEATURE/index.html

04 Januar, 2008

auteurism overstretch

„Das Rosenmüller-Kino wird mit wachsender Beschleunigung nicht unbedingt besser, aber - was womöglich schöner ist - allmählich ganz vertraut, es gewinnt eine Regelmäßigkeit und einen Rhythmus, der nicht auf den Film an sich konzentriert ist, sondern aufs Ganze.”

(Fritz Göttler in der SZ vom 3.01.2008)

Was immer das heissen mag: Ärgerlich ist nicht nur, dass Göttler keinen Unterschied zwischen Rosenmüller und, sagen wir, Hawks sehen will, er macht sich auch nicht die Mühe, dem Film "in den Mantel zu helfen"... ihn angemessen zu beschreiben.

Ein Beispiel von vielen, das zeigt, wie die Politik polemischer Lesarten, wie sie Truffaut und Kollegen in den 50er Jahren so erfrischend betrieben haben, immer mehr zur Farce wird. Eine Diskursmaschine, die sich von Inhalten emanzipiert, macht sich selbst überflüssig.

Vielleicht hat die beklagte Wirkungslosigkeit des Feuilletons auch damit zu tun, dass man solche Kritiken unmöglich ernst nehmen kann...