24 Oktober, 2017

Serial Germany

Julia Jentsch in Hans-Christian Schmids DAS VERSCHWINDEN (2017).

Unter dem Eindruck des viel beschworenen „goldenen Zeitalters” im US-Bezahlfernsehen wird die notwendige Erneuerung der deutschen Serie seit Jahren thematisiert. Heute, sieben Jahre nach Dominik Grafs Meilenstein IM ANGESICHT DES VERBRECHENS (2010), der noch auf einer dezidiert europäischen Perspektive fusste, ist eine neue Generation Deutscher Serienmacher am Werk, die sich mit wenigen Ausnahmen auf Amerikanische Vorbilder und Standards bezieht. Privat-, Bezahlsender und Streamingdienste spielen dabei inzwischen auch in Deutschland eine wichtige Rolle. Womöglich ein guter Zeitpunkt, diese neue Serienkonjunktur genauer zu befragen. 

In einem langen Wochenende des horizontalen Erzählens möchten wir (die DFFB in enger Zusammenarbeit mit Serial Eyes) mit einigen Akteuren aktueller Produktionen ins Gespräch kommen. Im Mittelpunkt stehen Fragen nach den Produktionsbedingungen, nach der Rolle des „amerikanischen Modells”, aber auch danach, was serielles Erzählen heute ästhetisch und gesellschaftlich bedeutet. 

Als Gäste erwarten wir u.a. Uli Hanisch (BABYLON BERLIN, 2017), Hans-Christian Schmid & Julia Jentsch (DAS VERSCHWINDEN 2017), Hanno Hackfort, Richard Kropf, Bob Konrad (4 BLOCKS, 2017), Christian Schwochow & Oliver Kienle, Jana Burbach, Jan Galli (BAD BANKS, 2017), Jan Bonny & Alex Wissel (ÜBER BARBAROSSAPLATZ, 2016, RHEINGOLD, 2017). Neben den Diskussionen – einige werde ich moderieren – die jeweils verschiedene Schwerpunkte haben, werden wir jeweils 1-2 Episoden oder Ausschnitte zeigen. Die Mehrzahl der Veranstaltungen findet auf Englisch statt. Der Eintritt ist frei.

10.-12.11.2017
Arsenal Kino Berlin &
Kinemathek 4. Stock
Potsdamer Straße 2
10785 Berlin


20 Oktober, 2017

Midas

Im Flugzeug sitze ich schräg hinter einem Mann, der MINDHUNTER sieht. Kein Ton für mich, keine Titel. Überdeutlich dennoch, dass David Fincher am Werk ist. Weil alles abgekartet ist. Fincher uniformiert die Welt nicht, weil er sie als uniform empfindet oder auf Unterschiede aus wäre – er will das Chaos besiegen. Vor seiner Kadrage sind alle gleich. Seine Mise-en-Scène hat den Midas-touch. Alles wird ... zum Gegenstand. Sein Thema ist aber nicht das Lied in den Dingen, sondern das Stillegen, Abtöten, das Leblose. Die Tatsache, dass die Serie in der Vergangenheit spielt, begünstigt diesen Klassizismus noch. Die Möblierung ist rhetorisch, die Farbpalette eng. Aber Minimalismus ist es nicht. Finchers Versmaß ist totalitär: Ordnung vor Wahrheit. Besonders schmerzhaft zeigt sich diese Tendenz in der Besetzung: die wohltemperierten Gesichter und Körper stehen eigenschaftslos für das „Wir”, die Wenigen vom Leben Gezeichneten, Deformierten – das sind die Anderen. Ich will, dass der Mann das Programm wechselt.

13 Oktober, 2017

Gespräch mit Roland Klick

BÜBCHEN (Roland Klick, 1968)

Zu meiner Freude feiert der Regieverband den Regisseur Roland Klick (*1939) und verleiht ihm den „Metropolis”-Preis für sein Lebenswerk. Aus diesem Anlass darf ich mit Roland Klick über seine Arbeit sprechen, und zwar am Sonntag, den 5.11.2017, um 13 h, im „Roten Kino 1” der HFF München, wo auch die Werkschau seiner Filme stattfindet. Vielleicht sieht man sich.

Nachtrag: Doris Dörries schöne Laudatio auf Klick kann man hier nachlesen.

Roland Klick (unbewaffnet) bei der Arbeit an SUPERMARKT, ca. 1973.
Mario Adorf in DEADLOCK (Roland Klick, 1970)