29 August, 2023

Can You Prefigure Reality?

Der amerikanische Filmwissenschaftler Marco Abel („The Counter-Cinema of the Berlin School”) hat mit mir über BIS ANS ENDE DER NACHT, Identitätsfragen und die ästhetische Linke gesprochen. Zu finden in der aktuellen Senses of Cinema, in englischer Sprache.

05 August, 2023

Ear in landscape

Bill Brandt: "Ear in landscape", 1957

Die Tonmischung ist wahrscheinlich die letzte große Unbekannte in der öffentlichen Wahrnehmung filmischer Arbeitsprozesse. Kein Wunder: jenseits von lauter und leiser ist schwer zu beschreiben, was in der Mischung passiert, auch weil das Hören unserer Ratio viel weniger Untertan ist als der Sehsinn. Dabei ist die Mischung von zentraler Bedeutung. Warum?

Weil sie, zum Beispiel, beeinflusst, wie nahe wir einem Charakter kommen, ob wir mit ihm atmen, seine Präsenz spüren oder nicht; zum Beispiel, weil sie uns räumlich orientiert oder desorientiert, uns spüren lässt, ob der Raum groß oder klein, naß oder trocken, und ob der Hubschrauber „von hinten” kommt; zum Beispiel, weil wir viel intimer im Dialog sind, als das realistisch wäre, und so an den Lippen der (Leinwand-) Mutter hängen, die ein letztes Mal sagt (oder auch nur denkt): „Pass gut auf deine Schwester auf”; zum Beispiel, weil wir sofort den sozialen Status einer Figur justieren, wenn das Radio einen schlechten Klang hat, das Fahrrad quietscht, die Tür nicht satt ins Schloss fällt.


Die Mischung ist so mächtig, gerade weil wir sie in der Regel nicht bewusst beurteilen. Und vielleicht kritisiert sie den Schnitt oder den Dreh oder das Leben weniger als dass sie eine Summe zieht, Perspektive gibt.

03 Juli, 2023

Revolver Live! (59) – Radu Jude: Dialektischer Witz + Sommerfest 25. Geburtstag Revolver

Der rumänische Regisseur Radu Jude gehört zu den aufregendsten Stimmen des Gegenwartskinos – und seine Filmografie ist voller Überraschungen. Es finden sich darin minimalistisch-realistische und dialektisch-politisierte Filme, Dramen, Dokumentarfilme, Komödien, Experimente, oft alles zugleich. Seine Ästhetik ist enzyklopädisch und kaleidoskopisch, verbunden und perforiert von beißendem Witz und bohrender Neugierde. 

Als wir hörten, dass ihn das DAAD-Stipendium nach Berlin bringt, haben wir sofort auf ein Revolver Live! gehofft, denn Radu Jude hat noch ein weiteres großes Talent: er kann mitreißend, spöttisch und zärtlich über das Kino und die Welt sprechen.  

Kommt vorbei ins Sinema Transtopia und bleibt danach zur Party – Revolver feiert 25. Geburtstag und das Erscheinen der neuesten Ausgabe, Heft 48. Wir freuen uns!

Das Revolver Kollektiv

Der Filmemacher Radu Jude im Gespräch mit Nicolas Wackerbarth und Christoph Hochhäusler (Revolver). In Englischer Sprache.  Eintritt: 7 Euro.

Am DONNERSTAG, den 13.07.2023 um 20.00 h. Die Party beginnt um 21.30 h. Musik: DJ Bastian Trost & Friends.

Sinema Transtopia, Lindower Str. 20/22, Haus C, 13347 Berlin. Nähe S-/U-Bahnhof Wedding.

Radu Jude
Geb. 1977 in Bukarest, Rumänien. Regisseur, Drehbuchautor. Studium: Abteilung für Filmregie an der Medienuniversität Bukarest. Regieassistent u.a. für Costa-Gavras und Cristi Puiu. Regie bei über 100 Werbespots. 2016 gab er sein Debüt als Theaterregisseur mit seiner Bühnenadaption von Ingmar Bergmans Szenen einer Ehe. Er hat zahllose Auszeichnungen und Preise gewonnen, darunter einen silbernen und einen goldenen Bären. Filmografie (Auswahl): În familie (TV Serie, 2002), Lampa cu căciulă (Kurzfilm, 2006), Alexandra (Kurzfilm, 2006), Dimineața (Kurzfilm, 2007), The Happiest Girl in the World (2009), Film pentru prieteni (2011), Everybody in Our Family (2012), O umbră de nor (Kurzfilm, 2013), Trece și prin perete (Kurzfilm, 2014), Aferim! (2015), Scarred Hearts (2016), Țara moartă (The Dead Nation) (Dok., 2017), I Do Not Care If We Go Down in History as Barbarians (2018), Ieșirea trenurilor din gară (Dok., 2020), Uppercase Print (2020), Bad Luck Banging or Loony Porn (2021), Potemkinistii (Kurzfilm, 2022).

Ioana Iacob in Radu Judes wunderbarem I Do Not Care If We Go Down in History as Barbarians (2018)


P.S.: Sehr schön war's. Danke fürs Kommen, Feiern, Abonnieren! Wer noch kein Abonnent ist: für nur 15 Euro kann man die Zeitschrift abonnieren https://www.revolver-film.com/bestellung/




01 Juli, 2023

25 Jahre Revolver

Ich kann's selber kaum glauben: Revolver wird fünfundzwanzig. Heft 1 erschien im Juni 1998. Heft 48, die Jubiläumsausgabe, ist gerade erschienen. Große Freude! Und dann noch das: Mein Foto-Beitrag für dieses Heft hat es auf den Titel geschafft. Das mittlere Bild hab ich in Brüssel geknipst, während der Dreharbeiten für meinen neuen Film, gerade im Schnitt.

Die neue Ausgabe enthält Interviews und Texte von/mit Selma Doborac, Monika Dommann, Maximilian Haslberger, Ola Jankowska, Cem Kaya, Sebastian Ladwig, Carlos Quintela, Franz Rodenkirchen, Francoise von Roy u.a.

Die Revolver-Redaktion besteht zur Zeit übrigens aus Hannes Brühwiler, Benjamin Heisenberg, Christoph Hochhäusler, Leo Geisler, Julia Rose Gostynski, Istvan Gyöngyösi, Zsuzsanna Kiràly, Sebastian Ladwig, Franz Müller, Johanna Schorn, Marcus Seibert, Cécile Tollu-Polonowski, Nicolas Wackerbarth, Saskia Walker 

Um weiterzumachen, brauchen wir übrigens dringend neue Abonnenten. https://www.revolver-film.com/bestellung/


© Stephan Vorbrugg

Die stolzen Gründer der Zeitschrift, im Juni 1998: Sebastian Kutzli, Benjamin Heisenberg und ich, im Treppenhaus der HFF München (damals noch in Giesing). Im Hintergrund das Siebdruck-Plakat von Gerwin Schmidt, der die Gestaltung der Zeitschrift bis Heft 30 verantwortet hat. Seither machen das Mathilde Lesueur und Jérémie Harper von GeneralPublic.

20 Juni, 2023

Marie-Pierre Duhamel (1952-2023)

Sehr traurige Nachrichten: die wunderbare Marie-Pierre Duhamel, eine Kämpferin für das Kino, nie versiegende Wissensquelle, kritische Begleiterin des Gegenwartsfilms von Peking bis Berlin, ist tot. Sie war für mich ein leuchtendes Beispiel für eine gut geerdete Cinephilie, politisch, streitbar, voller Witz. Ein wunderbarer Mensch. 2012 haben wir zusammen eine Veranstaltung gemacht in der Berliner Volksbühne, über das Sprechen im Film (nachzulesen in Revolver Heft 38), ein Gespräch, von dem ich immer noch zehre, wie ich überhaupt in allen Begegnungen von ihr gelernt habe, in Paris, Rom, Berlin oder Locarno. Als ich letzten Herbst in Paris war, fühlte sie sich zu schwach für ein Treffen, der Krebs frass an ihr; Sie schrieb mir, herzzerreissend: "I am still around, but with a strict schedule and very limited energy. Enough to watch films and write, not enough to have a life outside, unfortunately." Heute ist sie, erst siebzigjährig, in Paris gestorben. Gute Reise, liebe Freundin!



Marie-Pierre Duhamel. * 28.11.1952 Paris †20.06.2023 Paris. Kuratorin, Kritikerin, Dozentin, Produzentin, Regisseurin. Studium: Chinesische Sprache und Kultur in Paris, Shenyang und Nankin; Filmproduktion und Filmgeschichte in Paris. Mitglied der Auswahlkommission diverser Festivals, u.a. Venedig (2008-2011). Direktorin des Festivals „Cinéma du Reel” am Centre Pompidou (2004-2008). Dozenturen für Filmgeschichte und Filmanalyse u.a. in Barcelona (Pompeu Fabra), Paris (FEMIS), Grenoble (Stendhal). Filme (Auswahl): „Ronde de flics à Pékin” (1995, Prod., Regie: Ning Ying), „Sept en attente” (1995, Prod., Regie: Françoise Etchégaray). Entwicklung von Dokumentarfilmen mit Marianne Gosset und Benoît Keller. „Dolorès Del Rio, de Hollywood à Mexico” (2003, Dok., Regie), „Les Animaux ont une histoire” (2004, Dok., Regie).

09 Juni, 2023

Trailer „Bis ans Ende der Nacht”

Deutscher Kinostart ist der 22.06.2023! 


Kinotour / Filmgespräche

Ein Bild von den Dreharbeiten.

19.06. Berlin International, 22 h (mit Thea Ehre & Michael Sideris & Christoph Hochhäusler & mehr, im Gespräch mit Thomas Abeltshauser)

19.06. München City, 21.15 h (mit Timocin Ziegler)

20.06. Hamburg Zeise, 19 h (Thea Ehre & Christoph Hochhäusler im Gespräch mit Marius Magaard)

20.06. Hamburg Abaton, 20.15 h (Christoph Hochhäusler im Gespräch mit Felix Grassmann)

21.06. Köln Odeon, 20 h (mit Schauspielern und Team)

22.06. Hannover Raschplatz, 20.30 h (Christoph Hochhäusler & Florian Plumeyer im Gespräch mit Sybille Mollzahn)

22.06. Leipzig Passage, 20 h (mit Florian Plumeyer)

23.06. Nürnberg Filmhaus, 20 h (Christoph Hochhäusler im Gespräch mit Daniel Moersener)

24.06. Darmstadt Rex, 20 h (Christoph Hochhäusler im Gespräch mit Andreas Heidenreich)

25.06. Heidelberg Gloria, 11 h (Matinee, Christoph Hochhäusler im Gespräch mit Jutta Freimuth)

25.06. Karlsruhe Schauburg, 18.30 h (Christoph Hochhäusler im Gespräch)

26.06. Frankfurt Harmonie, 20.45 h (Michael Sideris & Christoph Hochhäusler im Gespräch mit Dimitrios Charistes)

27.06. Potsdam Thalia, 20 h (mit Florian Plumeyer)

29.06. Berlin FSK, 20 h (Christoph Hochhäusler im Gespräch mit Daniel Moersener)

30.06. Berlin Wolf, 18.30 h (Christoph Hochhäusler im Gespräch mit Sulgi Lie)

04.07. Berlin Freiluftkino Hasenheide, 21.45 h (Christoph Hochhäusler im Gespräch mit Jochen Werner)

16.07. Lübeck Cinestar, 19 h (Christoph Hochhäusler im Gespräch mit Miriam Waldmann)