10 November, 2010

Die Frage

Wenn mir meine Tochter - sie ist vier - eine ihrer Zeichnungen zeigt, liegt die Frage nahe (ich habe sie im Ohr), was denn dieser oder jener Strich bedeuten solle.

Sie ist um eine Antwort nicht verlegen, aber ich bereue meistens, gefragt zu haben, einfach weil eine Zeichnung ja nicht notwendigerweise etwas bedeuten muss.

Warum ich trotzdem frage? Vielleicht, weil ich mit ihr sprechen möchte, über einen Gegenstand, den sie hervorgebracht hat.

So oder so, diese Suggestion: der Künstler muss uns etwas „sagen” oder zeigen wollen, etwas Gegenständliches, Wiedererkennbares, lenkt die kreative Anarchie zuverlässig in konventionelle Bahnen, verzweckt sie sozusagen.

Dabei liegt die Lust an einer Zeichnung doch weder für den Künstler noch für den Betrachter im Transport.

Spätestens wenn alles eindeutig erkennbar ist, ist die Kindheit zu Ende, scheint mir...

4 Kommentare:

  1. Nicht umsonst gehören ja auch im Kino die Momente zu den schönsten, in denen man das Gefühl hat, dass sich da jemand einen solchen "kindlichen Blick" bewahrt hat und man mit dem Film einfach nur staunen kann über das, was man sieht.

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  2. Michael Schröder11 November, 2010 12:24

    Ich glaube eher, wenn die Bilder aufhören, Wirklichkeit zu sein. Und dann ist nicht die Kindheit zu Ende, sondern man verfällt dem Materiellen und verdrängt das mythologische Weltbild, wie es inzwischen in unserer Kultur fast verpflichtend ist.

    Das hat auch gar nicht so wenig mit dem Problem des "sentimentalen Kinos" zu tun.

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  3. Ha, die selbe Frage habe ich mir auch oft gestellt im letzten Jahr. Seit meine Tochter auf der Welt ist, haben wir auch viel Kinderbesuch und wenn die Kinder malen um des Malens willen und die Farbe aufs Papier auftragen, traue ich mich nie, sie mit dieser gegenständlichen Frage zu belasten wie zb "was hast du denn da gemalt?Ist das ein Haus?" Mir scheint, als ob es den Kindern nie in den Sinn kommen würde ETWAS zu malen, sondern es um den Akt an sich geht - darum immer der verständnislose Blick der Kinder auf solche Fragen. Danke für den Beitrag!

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  4. Geht mir mit meiner 4jährigen exakt genau so. Ich habe noch eine Alternativtaktik, pauschales Lob: Das hast du toll gemacht. Aber das ist noch blöder... Wortlos staunen?

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