01 Oktober, 2008

Werkzeugkiste

In den meisten Filmen spürt man die Führung der Worte in Courier-Schrift Größe 12 - mindestens in den scharfen Kurven des Plots. Wie eine Spurrille verhindert der Text Kollisionen mit der Wirklichkeit einer Drehsituation.

Das andere Extrem ist nicht weniger hässlich: Die Panik zur Improvisation gedrängter Schauspieler, ihnen könnte im nächsten Augenblick der Text ausgehen.

Auch ein Storyboard setzt auf Effekte, die dem Kino nicht entsprechen. Hinzu kommen die Begrenzungen des Zeichners, der sich im Zweifel an Perspektiven halten wird, die er schon gezeichnet hat. Ich spreche aus Erfahrung.

So oder so: Die Medien der Kontrolle sind nicht neutral. Stets bilden sich die Werkzeuge selbst ab.

Ich versuche zum einen, dem Text eine eigene Wahrheit zu geben, die der inszenatorischen Interpretation bedarf. Das Drehbuch verwirklicht sich in seiner Auflösung. Man muss es in den Körpern und Blicken zum Verschwinden bringen - „mit Leben überschreiben”.

Zum anderen arbeite ich in der Zeichnung und auf der Suche nach Orten situativ. Visuelle und sprachliche Planung kommen nicht zur Deckung - sie sind nicht der Film.

Trotzdem ist diese Synthese das Schwierigste. Kommt sie nicht zu Stande, gilt der alte Goethe-Spruch: Ich merke die Absicht und bin verstimmt.

*

Zum Beispiel:

Auszug aus der Regiefassung von FALSCHER BEKENNER (2005). Die Eröffnungsszene in Drehbuch...



...und Storyboard.



Constantin von Jascheroff als Armin: Der Film ist etwas Drittes.



(Das Bild stammt aus der ursprünglichen Eröffnungssequenz, befindet sich aber an einer anderen Stelle im Film.)

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