10 November, 2016

the man we love to hate

Hat als Man you love to hate Karriere gemacht: Erich von Stroheim, 
hier in FOOLISH WIFES, 1922.

Der Witz einer Wahl ist Wechsel. HRCs 'more of the same'-Message – aus der zunehmend ein 'not Trump' wurde - war viel weniger zur Mobilisierung geeignet als Trumps deftiges und zugleich ausgesprochen vages 'Fuck you' (oder auch Sanders' sozialdemokratisches Projekt). Dann waren da noch: das FBI, Putin und Wikileaks. Und nicht zuletzt die Darstellungsprobleme weiblicher Autorität in den USA. Kurz: HRC hatte es denkbar schwer. Ausschlaggebend für Trumps Sieg war glaube ich trotzdem etwas anderes. Ich spreche jetzt nicht von der 'Wut abstiegsbedrohter weißer Männer'. Auch das Narrativ von der 'unheilvollen Macht der Filterblasen' halte ich für leicht überschätzt, auch wenn die Verstärkereffekte der sozialen Netzwerke wichtig sind. Mir schien diese US-Wahl als ein Novum insofern, als die Verschmelzung von Unterhaltung und Information noch nie so nahtlos war. In dieser neuen Aufmerksamkeitsökonomie war beinahe alles an Trump „newsworthy”, (d.h. dreist, lustig, makaber, peinlich, empörend, kurz: teilbar, und zwar ganz unabhängig von der eigenen politischen Haltung), aber kaum etwas von dem, was HRC je gesagt oder getan hat. Trump, das Schwein, der Protofaschist, der Lügner und Knallkopf wurde zum man we love to hate, weil er uns unterhalten hat, weil er noch nach Monaten seiner Horrorclownroutine in der Lage war, unsere Erwartungen zu unterbieten. Was im Kontext des alten Modells von Information disqualifizierend gewesen wäre, war jetzt Futter einer so unterhaltungshungrigen wie unterhaltungsseligen Welt. Neil Postman, anyone?

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