In dem Flechtwerk, das wir Filmkultur nennen, finden nicht alle Weidenzweige die gleiche Beachtung. Manche sind prägend, aber bleiben weitgehend unsichtbar. Zu diesen „hintergründigen” Tätigkeiten gehört das Programmieren insbesondere der Kinos, die nicht auf blosse Aktualität ausgelegt sind. Neben den staatlich geförderten Berliner Flaggschiffen wie Arsenal und Zeughauskino gibt es nur eine Handvoll von Spielstätten, die über die Jahre ein originelles Programm gemacht und das Filmmenü der Hauptstadt verlässlich bereichert haben. Das Kino in der Brotfabrik gehört unbedingt dazu. Das ist ganz wesentlich der Arbeit von Claus Löser zu verdanken. Er hat 35 Jahre lang, seit 1990 und noch vor Währungsunion und Wiedervereinigung, das Filmprogramm dort verantwortet. Insbesondere seine Expertise und Kontakte Richtung Osteuropa haben immer wieder zu aufregenden Reihen und ungewöhnlichen Gästen geführt – mit der heutigen (3.12.2025) Vorstellung von KUNSTKAMERA im Rahmen der Retrospektive Jan Švankmajer schliesst sich ein Kreis, der mit dem von Löser besorgten deutschen Verleih von Švankmajers ALICE (1988) begonnen hatte – was aber nicht heißen soll, dass andere Spielarten des Kinos in der Brotfabrik zu kurz gekommen wären. Allein der kleine Ausschnitt an Filmen, die ich dort gesehen habe – von Kenneth Anger über Benjamin Christensen und Radu Jude zu Konrad Wolf und Straub/ Huillet – deutet die Vielfalt an. Nun hört Claus auf und kehrt zurück zu seinen dichterischen Anfängen. Vielen Dank, lieber Claus, für deine tolle Kinoarbeit, und alles Gute für das Weitere!

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