23 Dezember, 2010

Prosper Mérimée

Ich lese zur Zeit Novellen von Prosper Mérimée, eine ganz zufällige Lektüre übrigens, und bin fasziniert von der pointierten Schilderung zwischenmenschlicher Details. Eine Kostprobe aus „Das zwiefache Verkennen” (La double Mèprise, 1833):
„Die Mütter empfanden nicht die geringste Besorgnis, wenn sie ihn mit ihren Töchtern plaudern oder sogar vertraulich flüstern sahen; denn die jungen Mädchen pflegten über seine Bemerkungen immer wieder in lautes Lachen auszubrechen, und diejenigen Mütter, deren Töchter besonders schöne Zähne hatten, erklärten sogar, dieser Monsieur Darcy sei ein ungemein liebenswürdiger Mensch.”
(Zitiert nach der Manesse-Ausgabe von 1946, ins Deutsche übertragen von Ferdinand Hardekopf)

Solche beziehungsreichen „Kleinigkeiten” - aus denen diese Novelle gewebt ist - in einer filmischen Erzählung zu verwirklichen, ohne disproportionalen Aufwand zu treiben (oder es eben dialogisch / im Voice-over auszudrücken), scheint mir beinahe unmöglich.

Manchmal neide ich der Literatur ihre Möglichkeiten.

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