„Die Filmgeschichte kann ohne weiteres im Gleichklang von Eintritt ins Kino und Eintreten ins Bildfeld erzählt werden. Es ist bekannt, dass um die Mitte des Jahrhunderts (Nachkriegszeit, Fernsehen) immer weniger Leute in bereits zu vielen Sälen Filme gesehen hatten, in denen immer weniger Leute mitwirkten. Dieses geschrumpfte Schauspiel nannte man modernes Kino. Und was erzählt L'AVVENTURA anderes als folgende Lokalnachricht, die symptomatisch ist: Aus einer kleinen Gruppe von Figuren verschwindet eine ganz einfach. Der moderne Film war in Europa mehr als anderswo ein echter Spiegel des Aufschwungs der Wirtschaft und des entstehenden Individualismus. In dieser romantischen Entstehungszeit wird der „Autor” zum Helden. Der Autor, so mußte es zwangsläufig kommen, hat den Hang, die Leute, die er kennt und die ihm ähnlich sind, zu filmen – einzeln. Was zählt, ist nicht die Anzahl der Komparsen, sondern der authentische Blick eines einzelnen.”
Aus dem Aufsatz „Für eine Kino-Demographie” (1988). Nachgelesen in dem bei Vorwerk 8 erschienen Daney-Buch „Von der Welt ins Bild”, S.63. (Auf den Text hat mich Ulrich Peltzer hingewiesen – Danke!)
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