Jack Nicholson, Otis Young in Hal Ashbys THE LAST DETAIL (USA 1973). |
Ein paar Hinweise für Regisseure und Schauspieler:
1
Sie haben genau so viel Angst wie ihr.
2
Wenn ihr Vertrauen schenkt, schenken sie es zurück.
3
Seid ehrlich, aber nicht privat.
4
Das Spielfeld schützt sie wie euch.
5
Inszeniert/spielt nicht das, was ihr sehen wollt, sondern einen Charakter in einer Situation.
6
Übt Kritik auf genau dieser Ebene.
7
Es geht nicht um Geschmack, sondern um eine Wirklichkeit zweiter Ordnung.
8
Es gibt keine Fehler, nur Versuche, ins Spiel zu kommen.
9
Der Schauspieler/Regisseur weiß mehr, als er sagen kann.
10
Wenn ihr euch mit Worten nicht versteht, sprecht mit dem Körper.
11
Handlungen sind mächtiger als Urteile.
12
Lob im Detail ist so gefährlich wie Kritik im Detail.
13
Regie heißt zuallererst Spiegel zu sein, nicht Gott.
14
Wer von Anderen viel erwartet, sollte selbst Beispiel geben.
(Geschrieben für mein Regieseminar an der DFFB)
Lieber Christoph,
AntwortenLöschenIch habe eine Frage zu deinem Blogeintrag:
3
Seid ehrlich, aber nicht privat.
Kannst du mir das bezüglich des Inszenierens etwas ausführen? Wie verhält es sich für dich da zum Beispiel mit einem Philippe Garrel oder Jonas Mekas? Wo ist die Linie, die man dazwischen ziehen kann, was ist der Unterschied?
Das treibt mich immer ein wenig um. Eustache hatte ja Dialoge aus seinen Beziehungen 1:1 aufgeschrieben und in „La Maman et la Putain" verwendet. Ich habe allgemein das Gefühl, dass vieles im Kino ungeheuer privat ist, aber selten ehrlich.
Vielleicht kannst du das etwas ausführen…
Danke dir, schönen Sonntag.
Patrick Holzapfel
Ich glaube an "Professionalität" im Kino - übrigens gleichgültig, ob man mit Laien oder erfahrenen Schauspielern arbeitet. Das heißt für mich, dass man sich an Verabredungen hält, was die eigene Rolle betrifft. Ich möchte, dass der Schauspieler seinen Prozess nicht teilen muss, ich will mit ihr/ihm nur auf dem 'Spielfeld' verhandeln. Wie der/die Schsuspieler/in zu einem Angebot kommt, geht mich nichts an. Zu seinem Schutz. Aber es ist mir klar, dass das nicht alle so sehen. Vielleicht ist mir Eustache auch deshalb so fern. Und wenn ich von Garrels halbautobiografischen Vermischungen lese gruselt es mich. Mekas ist, glaube ich, ein anderer Fall. Ich finde ihn letztlich doch diskret... Meine Punkte sind natürlich nicht absolut zu setzen. Aber ich wünsche mir immer eine Auseinandersetzung am Gegenstand, weil das "Private" nicht diskutiert werden kann. Ich will im Kino über religiöse Gefühle hinaus. Idealerweise ist die Arbeit an einer Figur gemeinsame Menschenkunde... ich weiß nicht, ob ich mich verständlich ausdrücke... Grüße
AntwortenLöschenJa, danke. Ist verständlich und auch nachvollziehbar. Ich bin mir nicht ganz sicher, was ich darüber denke...also mit Eustache zum Beispiel. Eine Abstraktion findet ja immer statt und die ist ja auch irgendwie ein Schutz. Außerdem, das fällt mir gerade verstärkt beim Wiedersehen der Filme von Angela Schanelec auf, ist das Private ja oft sowieso "geschützt" bzw. versteckt in unserem Verhalten. Es bloßzulegen, ist dann vielleicht sogar in der Umkehr ein Schutz. Über das religiöse Gefühl hinaus finde ich gut. Menschenkunde ja...ich denke nach 😊
LöschenWenn ich durch den Wald der Filmgeschichte gehe fühle ich mich zu den diskreten Stimmen hingezogen: Stroheim, Keaton, Lubitsch, Ford, Ophüls, Renoir, Tati, Visconti, Melville...
LöschenJa, ich tendenziell auch eher. Ich glaube, was mich etwas zweifeln lässt, ist das ich immer Angst habe "auf die Figuren hinab zu blicken". Also dieses Gefühl, dass ich alles psychologisch, philosophisch oder sonstwie erklären kann, obwohl es mir im "echten Leben" gar nicht so gut. Deshalb zieht es mich vermehrt zu Positionen, die das Verstehen erschweren, die Menschenkunde versagen lassen...aber da ist immer die Gefahr, dass man das zu bewusst macht, zu viel Kunst will und zu wenig Mensch...daher finde ich diese Linie zwischen privat und ehrlich spannend...als könnte dort etwas liegen, dass das unterläuft, aber sie ist auch gefährlich.
LöschenMan muss glaube ich, selbst wenn man scharfe Grenzen zieht, einen Grenzverkehr zulassen...
Löschenja, das ist treffend.
Löschenich finde es jedenfalls sehr relevant, dass man sich einer gewissen verantwortung gegenüber diesen themen bewusst ist. ich glaube, wenn man das ist, dann findet man ansätze dazu. ich vermisse das ja eher oft...also so viele filme, bei denen figuren nichts zu verbergen haben, keine diskretion, aber auch kein offenlegen. einfach nur dramaturgische punkte. insofern ist diese linie sowieso sehr wichtig.