16 März, 2014

Der Funke

Zu den großen Geheimnissen der Montage gehört der Funke, der aus der Berührung zweier Bilder hervorgeht. Bilder „reagieren” aufeinander, laden sich auf, verstärken oder schwächen sich ab, ohne dass diese Wirkung berechnet oder vorherbestimmt werden könnte. Es wäre interessant zu erforschen, ob das reaktive Verhältnis zwischen zwei statischen Bildern (in einem Buch oder auf einem Bildschirm) mit der Wirkung dieser beiden Bilder in zeitlicher Abfolge verwandt ist, welchen Unterschied das Prinzip Kino macht. So oder so, ich habe ein neues Blog eingerichtet, in dem ich jeweils zwei Fotografien unterschiedlichster Herkunft - die teils von großen Namen, teils von „namenlosen” Fotografen stammen - kombinieren will, und zwar nach (weitgehend) unbewussten Kriterien. Ich verfolge keinen anderen Zweck als mein Vergnügen, das sich im besten Falle teilen lässt.

zwei-bilder.blogspot.de



8 Kommentare:

  1. Ich finde das sehr spannend, merke aber, dass bei mir beim Betrachten der zwei statischen Bilder nicht viel passiert...
    Liegt es schlicht daran, dass ich durch Printmedien oder ihre Onlinependants bereits zu stark an die Kombination beliebiger Bilder gewöhnt bin, oder aber daran - und das finde ich den viel interessanteren Gedanken - dass die Kombination von Bildern im bewegten, (quasi "unaufhaltsam") fortschreitenden Medium Film auch immer daraus eine ungeheure Spannung bezieht, dass sie das Versprechen auf weitere ungesehene (und evtl. unerahnte) Bilder beinhaltet - und dieses Versprechen bei der Kombination einer bekannten Anzahl Bilder (hier zwei) eben fehlt?
    Erzeugen also nicht nur die bereits bekannten Bilder eines Films eine Synergie, sondern auch die noch kommenden, unbekannten Bilder mit den bereits Gesehenen?

    AntwortenLöschen
  2. Super!
    Kannst du eine Liste machen, von wem die Fotos sind, bzw. woher? Oder gibt es schon eine...? Wo Wüsste ich gern.
    +Grüsse Katrin

    AntwortenLöschen
  3. Ein interessanter Gedanke. Ich stimme dir zu, in der Latenz, in dem „könnte sein” des Filmbildes steckt viel Kraft. Stefan Stabenow („mein” Cutter) hat sich kürzlich in eine ähnliche Richtung geäussert: „...für mich ist an Montage sehr faszinierend, dass es nicht nur um eine serielle Reihung von Bildern geht, sondern ich sehe das eher als eine Art „Schichtung”. Ähnlich wie bei Klängen, die zwar nicht mehr hörbar sind, aber im Innern des Zuhörers noch nachklingen, verhält es sich meines Erachtens mit Bildern im Film. Wenn ein Bild am Anfang einer Szene steht, wirkt dieses Bild nach und geht auch noch Beziehungen zu Bildern ein, die viel später am Ende dieser Szene stehen. Die Bilder wirken unbewusst in der Erinnerung des Zuschauers nach. Eine Art Nachzieh-Effekt.” ... die Wirkung zweier statischer Bilder ist ungleich kleiner, nicht zuletzt auch, weil der „Sehzwang” entfällt. ch

    AntwortenLöschen
  4. @Katrin:
    Es gibt noch keine Liste ... aber ich werde die Namen der Fotografen nachliefern, so weit sie mir bekannt sind.

    ch

    AntwortenLöschen
  5. Erhöht nicht das Fehlen von kommenden Bildern/Sequenzen den "Sehzwang"? Ermüdet nicht viel mehr die Wiederholung von Bildern den Betrachter, zumindest als Rezipienten?

    So ähnlich hab ich das gestern abend bei Jean Luc Nancy & Abbas Kiarostami gelesen. Und tatsächlich ist es gerade bei Kiarostami so, dass das fehlende Bild, jenes ausserhalb der Cadrage, den Film erst seine ausserordentliche Qualität verleiht.
    Gegen LIKE SOMEONE IN LOVE, wirkt NYMPHOMANIC wie Episoden Fernsehen. Ich mochte beides, doch Kino ist nur das erste.

    AntwortenLöschen
  6. @Axel:

    Was LvT betrifft gebe ich dir unbedingt recht. NYMPHO funktioniert wie Fernsehen im Sinne einer ziemlich linearen Bebilderung eines Textgerüsts. Und klar: das Verweigern, Weglassen, Auslassen, die Provokation der Imagination des Zuschauers gehört zu den stärksten Mitteln des Kinos --- aber eben innerhalb eines Bilderflusses. Wir sind ja doch evolutionär auf Bewegung fixiert (Bewegung vor Form vor Farbe), der Sehzwang ist also unwillkürlich. Den Kiarostamit habe ich noch nicht gesehen.

    ch

    AntwortenLöschen
  7. Das mit der "evolutionär auf Bewegung fixiert" verstehe ich nicht, aber ansonsten bin ich voll bei Dir. Nymphomanic ist ja auf das Serielle a la de Sade angelegt, nur dass dann leider weiter nichts bei mir als Betrachter passiert. Ich würde sogar behaupten, dass das bei Trier immer so ist und schon immer so war. Schon bei EUROPA wurde immer alles (im Bild) gezeigt. Da wird (nur) Handwerk ausgestellt. Schön finde ich an Trier, das er ehrlich ist und sich nicht verstellt. Schaut man sich die diversen Interviews an, sieht man immer diesen ausgesprochen fiesen und gemeinen Jungen, der als Kind schon auf perfide aber auch perfekte Art, Ameisen mit der Lupe verbrannt hat.

    Der Godard arbeitet ja immer schon mit Bildern und Fotos. Ich finde es von daher auch kaum verwunderlich, das er vor einem Jahr einen schweizer Designpreis gewonnen hat. Das assoziative Denken und Sprechen zeigt sich auch sehr schön in dieser Ausgabe von Cinema Cinemas:

    http://www.youtube.com/watch?v=krChPnrSBAs

    Später kommt dann auch noch der berühmte Vergleich Kubrick/Alvarez - auch interessant.

    Und noch eine Sache von Godard, die mich vor vielen Jahren sehr beeindruckt hat. Er sagt, das der Unterschied zwischen dem Amateur und dem professionellen Filmemacher nur daran liegt, das der Amateur ein Bild, der Profi aber immer mindestens zwei Bilder filmt/montiert. Er verdeutlicht das an dem Beispiel der Urlaubsfilme. Da ich diese (8mm) schon als Kind mit grosser Begeisterung bei uns am Küchentisch montiert habe, ist mir das Phänomen bekannt. Mein Vater filmte immer nur eine Einstellung (Promenade, Strand…), machte sich aber nie Gedanken darüber, was als nächstes kommen könnte. Der romatische Abend mit der Mütter, die verliebte Tochter, der hysterische Streit beim Abendessen, die unzähligen Skorpione im Vorgarten….

    AntwortenLöschen
  8. @axel

    Ganz kurz nur zu „evolutionär auf Bewegung fixiert” --- kurz gesagt reagieren wir Menschen (als ehemalige Fluchttiere?) zuerst auf Bewegungsreize, evolutionär später kamen Form- und Farbwahrnehmung hinzu. Das lässt sich anscheinend auch an der Verarbeitungsgeschwindigkeit ablesen. Bewegung verarbeitet das Auge am schnellsten. usw. Gesundes Halbwissen ...

    ch

    AntwortenLöschen