Wenn es die „Berliner Schule” nicht gäbe, müsste man sie erfinden. Sie scheint ganz dringend gebraucht zu werden, jedenfalls von Ihren Gegnern, die sich bei jeder Gelegenheit ausführlich gruseln, natürlich ohne den Filmen je wirklich ins Gesicht zu sehen. So äussert sich Oskar Röhler in dem Lifestyle-Magazin ZOO besorgt, die Filme der „Berliner Schule” - die er als „austauschbar, depressiv und langweilig” beschreibt - würden „die Leute aus den Kinos vertreiben” und so das „Überleben des Mediums” gefährden. Ganz schön viel Ehre für die Handvoll Filme, die bisher mit wenigen Ausnahmen in kleiner oder kleinster Kopienzahl verliehen wurden... Til Schweiger wiederum will zwar „Constatin Film nicht gegen die Berliner Schule ausspielen”, ärgert sich aber doch, dass die Filmakademie dieses Jahr „fast nur Filme vornominiert hat, die keine Sau kennt”, darunter auch YELLA (Regie: Christian Petzold) und MADONNEN (Regie: Maria Speth), die dieser phantomhaften Institution gerne zugerechnet werden.
Egal, was man von diesen Argumenten halten möchte: offensichtlich findet im deutschen Kino gerade eine Polarisierung statt, für die man die „Berliner Schule” gut gebrauchen kann. Davon abgesehen, dass ich mich nicht in Sippenhaft nehmen lassen möchte (noch dazu für ein fremdes Etikett), ist mir die Debatte grundsätzlich willkommen - Heuchelei beschädigt auf Dauer das Denkvermögen. Nur müsste dieser Streit eben über das Stänkern gegen die „immer Spröden” (Röhler) hinausgehen. Es gibt meiner Meinung nach mindestens so viele Wege zur Kunst wie es Menschen gibt, was aber eben nicht Beliebigkeit bedeutet, sondern im Gegenteil ein kompromissloses Aufspüren des eigenen Potentials. Das kann innerhalb oder ausserhalb etablierter Formen passieren, aber Imitation darf kein Rezept sein für unsere kleine Filmwirtschaft...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen