PARALLEL FILM
NOTIZBUCH CHRISTOPH HOCHHÄUSLER
25 April, 2024
(Anti-) Thesen zum deutschen Kino
21 April, 2024
Im Rückspiegel
Wenn ein Film fertig ist, bin ich in Gedanken beim nächsten Projekt. Ich schaue nicht gerne zurück, will nichts bereuen, nicht zu viel darüber nachdenken, was man anders hätte machen sollen. Jeder Film hat ein Datum und zu jedem anderen Zeitpunkt hätte der Film anders ausgesehen: Dieses Mantra stellt den Zweifel still.
Ich sehe mir meine Filme nach Fertigstellung nicht wieder an, weil ich sie bis dahin hundertmal gesehen habe, während des Schnitts, im Sounddesign, in der Mischung. Aber vielleicht ja auch deshalb nicht, weil ich an eine Entwicklung glauben will. Die Illusion, man könnte von Film zu Film wie auf einer Stufenleiter gehen, höher, weiter, näher ans Licht, hilft mir am Morgen aufzustehen.
Als UNTER DIR DIE STADT zu Gast war bei „Frankfurt schaut einen Film” – acht Frankfurter Kinos zeigten den Film am 17. März 2024 – habe ich eine Ausnahme gemacht. Ich hatte ihn seit seiner Premiere in Cannes 2010 nicht wiedergesehen.
Um gleich Farbe zu bekennen: es war schön. Weil der Film schön ist. So klar hatte ich das damals nicht erkennen können. Mein Blick war nicht mehr verstellt von den Plänen, dem Wissen um bestimmte Widerstände, den Phantomschmerzen in Bezug auf gestrichene Szenen. An diesem Vormittag endlich sah ich mehr als die Summe der Teile, und ich bin dankbar für diese Erfahrung.
Mich hat überrascht, wie ambitioniert die Erzählung ist – und wie vielen ihrer Ambitionen sie gerecht wird. Nein, natürlich nicht allen. Damals hatte ich enttäuscht geschrieben: „Jeder Film die Ruine seiner Ambition.” Aber so wie die Skizze oft mehr verspricht als das Gemälde …so ergänzen wir die Ruine zu einer größeren Vergangenheit gewissermaßen.
Es ist nicht leicht, seinem jüngeren Ich ins Auge zu sehen, aber falls man dem Blick standhalten kann, erkennt man Unterschiede. Ich bin erschrocken über das Selbstvertrauen von damals. Womöglich bin ich heute empfindlicher für Einwände, für Wünsche eines Publikums? Vielleicht ist das Fell fünfzehn Jahre später nicht mehr so dick? Jedenfalls habe ich Lust bekommen, in den nächsten Filmen mehr zu wagen, im Sinne eines Kinos, das neu ist, namenlos, und gefährlich für den Status Quo.
18 April, 2024
„Bis ans Ende Der Nacht” @ Delft & Amsterdam
BIS ANS ENDE DER NACHT wird am 25.04.2024 um 20.30 h in Delft (Filmhus Lumen) und am 30.04. um 19.15 h in Amsterdam (Het Ketelhuis) zu sehen sein.
09 April, 2024
„Bis ans Ende der Nacht” @ MUBI
29 März, 2024
Gespräch über neue Kinoarchitektur
Am Mittwoch, den 17.04.2024 um 12 h moderiere ich ein Gespräch über neue Kinoarchitektur: „Kinos bauen, Europa bauen – Zur Zukunft europäischer Kinobauten” auf dem Kongress „Zukunft Deutscher Film” * im Rahmen des LICHTER Filmfest in Frankfurt am Main.
Zu Gast sind die Architekten Hugo Herrera Pianno (Baumschlager Eberle Architekten), verantwortlich für das Europejskie Centrum Filmowe Camerimage in Torun / Polen (2025) und Dietmar Feistel (Delugan Meissl Associated Architects), verantwortlich für Haus für Film und Medien in Stuttgart (2027) sowie übrigens auch für das stilprägende EYE in Amsterdam (2011)
Herausragende Beispiele eines neuen Bauens für das Kino oder genauer gesagt – und über diese Differenzierung wird zu sprechen sein – für öffentliche Kinoinstitutionen. Ich bin gespannt!
Visualisierungen für das Festivalzentrum Cameraimage, Torun (2027, oben) sowie für das Haus für Film und Medien, Stuttgart (2025, unten). |
Sehr zu empfehlen: Die Kongress-Brochüre „Theory of Cinema” (PDF), mit einer ganzen Reihe interessanter neuer Kinoarchitekturen, darunter natürlich auch die oben genannten Projekte, die man kostenlos downloaden kann.
*) Veranstaltungsort ist das Festivalzentrum (Plenum), Eschersheimer Landstraße 28, Frankfurt am Main.
Update: Inzwischen kann man das Gespräch auf dem YouTube-Kanal des Festivals nachholen.
21 März, 2024
Position @ Diagonale
Gute Nachrichten: Die kommende Diagonale in Graz (4.-9.04.2024) wird mir eine „Position” widmen, eine Werkschau, auf der alle meine Langfilme (sowie zwei Kurzfilme) zu sehen sein werden, zum Teil in neu restaurierten Fassungen. Die meisten Vorführungen werde ich persönlich begleiten. Esther Buss' sehr schöner Einführungstext findet sich hier. Über die einzelnen Filme schreiben kenntnisreich neben Esther Buss (FALSCHER BEKENNER), Philipp Stadelmaier (FIEBER, EINE MINUTE DUNKEL, BIS ANS ENDE DER NACHT) und Michael Pekler (SÉANCE, MILCHWALD, UNTER DIR DIE STADT, DIE LÜGEN DER SIEGER). Außerdem wird der Berliner Filmkritiker Andreas Busche (im Anschluss an die Vorführung von BIS ANS ENDE DER NACHT) ein „Nachspann” betiteltes Werkstattgespräch mit mir führen. Und weil Revolver seit über 25 Jahren Teil meines filmischen Wirkens ist, werden wir in Graz auch ein Revolver Live! mit dem Kameramann Jürgen Jürges machen (Nicolas Wackerbarth und ich führen das Gespräch).
Vielen Dank für die Einladung, Dominik Kamalzadeh & Claudia Slanar!
Termine:
05.04., 10.30 h, FALSCHER BEKENNER (2005) @ Schubert Kino 1. Filmgespräch moderiert von Daniel Moersener.
06.04., 17.30 h, BIS ANS ENDE DER NACHT (2023) @ Schubert Kino 1
Daran anschließend, als „Nachspann”, ein Werkstattgespräch, moderiert von Andreas Busche.
07.04., 14 h, Revolver Live! (62): Jürgen Jürges – zugewandte Zeugenschaft
07.04., 17.30 h, SÉANCE (2009) + DIE LÜGEN DER SIEGER (2014) @ Rechbauer Kino. Filmgespräch moderiert von Sven von Reden.
08.04.,17.30 h, FIEBER (1999) + MILCHWALD (2003) @ Schubert Kino 1. Filmgespräch moderiert von Bert Rebhandl.
08.04., 20 h, UNTER DIR DIE STADT (2010) @ KIZ Royal Kino 1. Filmgespräch moderiert von Sven von Reden.
Stand: 21.03.2024
Revolver Live! (62): Jürgen Jürges – Zugewandte Zeugenschaft
Christoph Hochhäusler, Nicolas Wackerbarth
Am Sonntag, den 07.04.2024 um 14 h im Diagonale Forum (Heimatsaal im Volkskundemuseum Graz) im Rahmen der Diagonale. Eintritt frei.
P.S.:
Zwei Filme, die Jürgen Jürges fotografiert hat, werden außerdem in voller Länge auf Leinwand zu sehen sein, projiziert von 35 mm: Am 06.04.2024 um 17:30 h CODE INCONNU (Regie: Michael Haneke, 2000) im Rechbauer-Kino sowie am 07.04.2024 um 11 h EISENHANS (R: Tankred Dorst, 1983) im Schubertkino 1, den Jürges zu seinen persönlichen Lieblingsfilmen zählt.
© Emely Timm |
Jürgen Jürges
Geb. 1940 in Hannover. 1961 Photografische Ausbildung an der Letteschule in Berlin. Diplom. Bis 1963 Kameravolontär bei Hans-Jürgen Pohlands „art film GmbH“. Ab Mitte der 1960er Jahre Kameraassistent u.a. bei Volker Schlöndorffs Der junge Törless (1966) und Mord und Totschlag (1967). Ab 1970 als Chefkameramann tätig. Er arbeitet in Folge mit einigen der wichtigsten Vertreter des Neuen Deutschen Films (Rainer Werner Fassbinder, Reinhard Hauff, Wim Wenders, Helma Sanders-Brahms). Filme wie Die Zärtlichkeit der Wölfe (Uli Lommel, 1973), Angst essen Seele auf (RWF, 1973), Fontane Effi Briest (RWF, 1974), Satansbraten (RWF, 1975, nur 1. Drehabschnitt), Paule Pauländer (Hauff, 1976), Deutschland bleiche Mutter (Sanders-Brahms, 1980) entstehen in der Zeit. Deutscher Filmpreis / Beste Kamera 1980 für die Arbeit an Kückelmanns Die letzten Jahre der Kindheit (1979). In den 1980er Jahren fächerte sich Jürges‘ Kameraarbeit noch weiter auf: Von Uli Edels Reportage-Reißer Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo (1981), über die große Künstlichkeit in Robert van Ackerens Beziehungsdrama Die flambierte Frau (1983), zu Arend Agthes impressionistischen Kinderabenteuerfilmen Flußfahrt mit Huhn (1985) und Der Sommer des Falken (1988) oder auch dem Schimanski-Kinofilm Zahn um Zahn (Hajo Gies, 1985). 1986 Deutscher Kamerapreis für das Fernsehspiel Die Wupper (Regie: Jürgen Flimm) sowie 1988 für Eisenerde Kupferhimmel (Regie: Zülfü Livaneli). 1994 Deutscher Filmpreis / Beste Kamera für In weiter Ferne, so nah! (Regie: Wim Wenders), 1999 für Wege in die Nacht (Regie: Andreas Kleinert). Mit Michael Haneke: Funny Games (1997), Code inconnu (2000) und Wolfzeit (2002). Im Rahmen von Ilya Khrzhanovskys monumentalen Dau-Projekt entstehen über einen Zeitraum von 10 Jahren mehr als ein Dutzend Spielfilme, für die Jürges die Bildgestaltung übernimmt, darunter Dau: Natasha, für den er 2020 einen Silbernen Bären für die beste Kamera gewinnt. Im Rahmen der Bild-Kunst Kameragespräche wurde Jürges im März 2016 der 16. Marburger Kamerapreis für herausragende Bildgestaltung im Film verliehen. Den Deutschen Filmpreis für sein Lebenswerk erhielt er 2022.
19 März, 2024
Dialogische Arbeit
(Den Anlass für den Text erinnere ich nicht mehr genau. Inzwischen haben Ulrich Peltzer und ich übrigens vier Drehbücher verfasst: UNTER DIR DIE STADT (2010), DIE LÜGEN DER SIEGER (2014), DER TOD WIRD KOMMEN (2024) und, noch unverfilmt: ICH HAB' DICH LÄCHELN SEHEN. Ein fünftes Projekt ist in Sicht.)